Die Musen der Musiker
50 Klassiker der Rock- und Popgeschichte, 50 Frauen, die in oder für diese Songs eine Rolle gespielt haben. Der Musikjournalist Michael Heatley hat die Geschichten dieser Frauen ausgegraben und aufgeschrieben.
Rockmusik ist eine nach wie vor von Männern dominierte Szene. Aber wie diese kurzen Geschichten zeigen: Bono und McCartney, Lennon und Rod Stewart, Dylan und Sting, sie alle haben sich von Frauen zu Songs inspirieren lassen, haben schwierige Beziehungsgeschichten zu Liedern verarbeitet – oder auch Zufallsbekanntschaften einige ihrer besten Werke zu verdanken.
Heatley verschwendet nicht viel Zeit mit den einzelnen Songs, er hastet durch die Geschichten, reduziert zum Teil jahrelange Beziehungsdramen auf wenige Sätze, von tief schürfender Analyse keine Spur. Das kann man schade finden, andererseits muss man über einen Song wie "Uptown Girl" von Billy Joel vielleicht auch nicht mehr wissen, als dass er ursprünglich einmal "Uptown Girls" hieß – Joel verarbeitete darin seine direkt aufeinander folgenden Beziehung zu zwei Models. Später, so schreibt Heatley, ließ Joel das Plural-s weg, er wollte eine ernsthafte Beziehung nicht gefährden.
Eine ganze Reihe der Songs wie der Geschichten dahinter stammen von den zwei ganz großen Bands, den Beatles und den Rolling Stones. Welche Frau zum Beispiel ist die ominöse Angie, die Mick Jagger im gleichnamigen Lied aus dem Jahr 1973 besingt? Ist es Anita Pallenberg, die damalige Freundin des Stones-Gitarristen Keith Richards? Ist Angie ein Codewort für Kokain und Jaggers musikalischer Abschied von der Droge? Oder doch die Lebensgefährtin von Sängerkollege David Bowie, mit der Frauenheld Jagger möglicherweise ein Verhältnis hatte? Anders als bei vielen der anderen Geschichten löst Heatley das Geheimnis hier sogar auf: "Angie" ist ein Song, der durch die Geburt von Keith Richards Tochter Angela inspiriert war – ihr Name sei damals ständig gefallen, da habe es nahe gelegen, ihn als Titel zu benutzen.
Peggy Sue, das "Girl from Ipanema", Lucy in the Sky with Diamonds, Sharona, sie alle sind "Mädchen aus dem Song" und werden von Heatley zum Teil ein wenig lieblos abgefertigt. Er liefert mundgerechte Wissenshäppchen, gibt Klatsch und Tratsch wieder, ohne sich in den Indiskretionen zu suhlen. Zum Teil sind seine Geschichten ein wenig trivial, aber er dürfte eine ganze Weile daran gesessen haben, die Fakten zusammenzutragen. Herausgekommen ist ein Buch, das selbst Musikkenner und –auskenner überraschen kann: kleine, bislang mehr oder weniger unbekannte Anekdoten über Songs, die man fast alle schon mal gehört haben dürfte, die einen aber nicht näher beschäftigten. Das könnte sich allerdings hiermit ändern. Oder wollte man vielleicht doch nicht unbedingt wissen, wie, wann und wo Rod Stewart seine Unschuld verlor?
Besprochen von Martin Böttcher
Michael Heatley: Das Mädchen aus dem Song. Angie, Lola, Rita, Suzanne und Maggie May – und welche Geschiche sich dahinter verbirgt
Aus dem Englischen von Madeleine Lampe und Thorsten Wortmann
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2010
248 Seiten, 14,95 Euro
Heatley verschwendet nicht viel Zeit mit den einzelnen Songs, er hastet durch die Geschichten, reduziert zum Teil jahrelange Beziehungsdramen auf wenige Sätze, von tief schürfender Analyse keine Spur. Das kann man schade finden, andererseits muss man über einen Song wie "Uptown Girl" von Billy Joel vielleicht auch nicht mehr wissen, als dass er ursprünglich einmal "Uptown Girls" hieß – Joel verarbeitete darin seine direkt aufeinander folgenden Beziehung zu zwei Models. Später, so schreibt Heatley, ließ Joel das Plural-s weg, er wollte eine ernsthafte Beziehung nicht gefährden.
Eine ganze Reihe der Songs wie der Geschichten dahinter stammen von den zwei ganz großen Bands, den Beatles und den Rolling Stones. Welche Frau zum Beispiel ist die ominöse Angie, die Mick Jagger im gleichnamigen Lied aus dem Jahr 1973 besingt? Ist es Anita Pallenberg, die damalige Freundin des Stones-Gitarristen Keith Richards? Ist Angie ein Codewort für Kokain und Jaggers musikalischer Abschied von der Droge? Oder doch die Lebensgefährtin von Sängerkollege David Bowie, mit der Frauenheld Jagger möglicherweise ein Verhältnis hatte? Anders als bei vielen der anderen Geschichten löst Heatley das Geheimnis hier sogar auf: "Angie" ist ein Song, der durch die Geburt von Keith Richards Tochter Angela inspiriert war – ihr Name sei damals ständig gefallen, da habe es nahe gelegen, ihn als Titel zu benutzen.
Peggy Sue, das "Girl from Ipanema", Lucy in the Sky with Diamonds, Sharona, sie alle sind "Mädchen aus dem Song" und werden von Heatley zum Teil ein wenig lieblos abgefertigt. Er liefert mundgerechte Wissenshäppchen, gibt Klatsch und Tratsch wieder, ohne sich in den Indiskretionen zu suhlen. Zum Teil sind seine Geschichten ein wenig trivial, aber er dürfte eine ganze Weile daran gesessen haben, die Fakten zusammenzutragen. Herausgekommen ist ein Buch, das selbst Musikkenner und –auskenner überraschen kann: kleine, bislang mehr oder weniger unbekannte Anekdoten über Songs, die man fast alle schon mal gehört haben dürfte, die einen aber nicht näher beschäftigten. Das könnte sich allerdings hiermit ändern. Oder wollte man vielleicht doch nicht unbedingt wissen, wie, wann und wo Rod Stewart seine Unschuld verlor?
Besprochen von Martin Böttcher
Michael Heatley: Das Mädchen aus dem Song. Angie, Lola, Rita, Suzanne und Maggie May – und welche Geschiche sich dahinter verbirgt
Aus dem Englischen von Madeleine Lampe und Thorsten Wortmann
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2010
248 Seiten, 14,95 Euro