Die Mesemhir von Lalibela

Von Oliver Metz und Martina Schulte · 14.04.2006
Abgeschieden in den Bergen des äthiopischen Hochlands liegt Lalibela. Ein kleines Dorf wie viele andere mit traditionellen Rundhütten, Viehmarkt und staubiger Straße, gäbe es da nicht die elf Felsenkirchen, die der sagenumwobene König Lalibela im 12. Jahrhundert aus dem Berg schlagen ließ. Verborgen in tiefen Gräben und Höhlen, verbunden durch ein verwirrendes Labyrinth aus Tunneln, Grotten und Galerien.
Seit Jahrhunderten bestimmen diese Kirchen das Leben der Dorfbewohner. Mahr als die Hälfte der männlichen Einwohner steht im Dienst der äthiopisch-orthodoxen Kirche. Während ihre Frauen den irdischen Teil der Arbeit erledigen, Sorgum malen, Injera backen und die Kinder versorgen, verdienen Afe Memhir, Mergeta Mekonen und Re'se Debre Gebremeskel ihr Brot als Mesemhir. In der Hierarchie stehen sie zwischen dem Volk und den Priestern, sie bilden den Nachwuchs aus und schlichten Streitfälle. Ihre Hauptaufgabe aber ist das Singen, so wie schon ihre Väter und deren Väter zu Ehren von Yesus, Mariyam und Gabriel gesungen haben.