Die Marx Brothers des Nachkriegsschlagers

Von Ralf Bei der Kellen |
"Über drei Stunden lang klatschte, pfiff, trampelte und johlte ein begeistertes Publikum gestern im Circus Krone. Die King-Kols konnten sich nur mit Mühe und unter dem Protest der Zuschauer endgültig von der Bühne absetzen."
So feierte die Presse 1950 die Münchner Musikkomiker "Die King-Kols". Auch in den Radioanstalten der frisch gegründeten Bundesrepublik war die Gruppe ein gern gesehener Gast – vor allem beim RIAS, wo der damalige Unterhaltungsredakteur Hans Rosenthal auf ein hochwertiges Unterhaltungsprogramm setzte. Die in den RIAS-Archiven erhaltenen Aufnahmen der King-Kols übersteigen die Zahl ihrer Schallplattenveröffentlichungen bei Weitem.

Neben den Drei Travellers und dem Lucas Trio gehörten Kinglee und die King-Kols zu den großen Trios der Nachkriegsjahre. Während die einen auf gediegene Unterhaltung mit einem Schuss Humor setzten, wirkten die King-Kols wie die Marx Brothers des Nachkriegsschlagers: Mit ihren wilden Jazz-Parodien, Kinglees irrem Lachen, seinen artistischen Schnellsprecheinlagen in einem verrückten deutsch-englischen Kauderwelsch und ihrer waghalsigen Bühnenshow brachten sie die Säle zum Toben.

Der Ruhm war aber nur von kurzer Dauer: Ihre letzte Platte erschien bereits 1954, ein paar Jahre darauf waren die ehemaligen Publikumslieblinge völlig von der Bildfläche verschwunden. Kinglee verstarb 1975 im Alter von nur 52 Jahren in Bremen.