Die Linke und die Moral

"Partei-Hysteriker in Wallung"

Bundespräsident Joachim Gauck im März 2012 zusammen mit Linken-Fraktionschef Gregor Gysi.
2012 stellte sich Joachim Gauck vor der Wahl zum Bundespräsidenten auch bei der Linkspartei vor: Viele Freunde hat er dort dennoch nicht © picture alliance / dpa / Soeren Stache
Moderation: Nana Brink · 03.11.2014
Bundespräsident Gauck hat sich mal wieder eingemischt und die politische Moral der Linkspartei in Frage gestellt. Wie immer folgt die entsprechende Debatte mit dem Austausch bekannter Argumente. Der Hauptstadt-Korrespondent der "Leipziger Volkszeitung", Dieter Wonka, blickt gelassen aufs Getümmel.
So kann's gehen als Berichterstatter: Eigentlich wollte Dieter Wonka, Enfant terrible der Hauptstadt-Journalisten-Schar, Bundespräsident Gauck auf seiner Reise nach Luxemburg begleiten, und in Ruhe herausfinden, ob der eine zweite Amtszeit will. Doch der Berlin-Korrespondent der "Leipziger Volkszeitung" wurde ausgebremst: Durch Gaucks Äußerungen zur Linken ist nun nur noch dieses Thema bestimmend.
Wonka meint, da sei wieder mal "der echte Bürger-Gauck" um die Ecke gekommen – und das habe dann die "Partei-Hysteriker kräftig in Wallung gebracht". Das Ganze: Nur eine Frage von Reflexen.
Wonka selbst fühlt sich von Gaucks Einlassungen schlicht nicht überrascht. Und vielen anderen Deutschen gehe es wohl genauso. Trotz fehlenden Überraschungsmoments ist Wonka aber dafür, dass sich Gauck einmischt. Diese müsse dann allerdings auch damit leben, "wenn er (...) Dresche kriegt".
Politisch folgen mag er dem Bundespräsidenten trotzdem nicht. Wenn man Gauck beim Wort nehme, die Linkspartei integrieren zu wollen, "dann müsste er eigentlich das Gegenteil vertreten und ihr viel Glück wünschen".
Will Gauck eine zweite Amtszeit? "Ich fürchte, er will"
Die Frage, ob eine Gauck ein zweites Mal als Bundespräsident anstreben soll, hat Wonka im Übrigen für sich selbst schon mal beantwortet: "Das, was Herr Gauck uns an Wichtigem zu sagen hat, kann man in fünf Jahren erledigen." Gauck sollte auch daran denken, dass seine Art und Weise, Diskussionen anzustoßen, sich nicht zehn Jahre halten lasse. Hoffnung auf präsidiale Einsicht hat Wonka nicht: "Ich fürchte, er will."
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