Die letzten 24 Stunden
Der Roman spielt an einem einzigen Tag und Ort, am 5. September 2006 in Prag. Es ist der Todestag von Karel und Zdenek, die sich nicht kennen, deren Wege sich aber am Ende des Tages (und des Buches) kreuzen. Der eine nimmt sich das Leben, der andere stirbt bei einem Verkehrsunfall.
Wenige Stunden vor ihrem Tod treffen vier Engel in der Stadt ein, deren Mission es ist, den übrigen Tag der beiden erträglicher zu machen und etwas Glanz auf ihre letzten Momente zu legen.
Die vier Engel tragen keine Flügel, sie bleiben für die Figuren unsichtbar, lenken aber deren Wege und Handlungen. Die 31 Kapitel tragen abwechselnd die Namen dieser Engel, aus deren Sicht erzählt wird: Hachamiel, Ilmuth, Nith-Haiah oder Jophaniel.
Die fünfte, wiederkehrende Kapitelüberschrift lautet: Ester. Sie ist kein Engel, sondern eine junge Frau, die monatelang nicht über den Tod ihres Mannes hinwegkommt. Nach und nach aber entwickelt Ester sich zum eigentlichen Hoffnungsboten des Romans.
Als einzige der Figuren (zu denen unter anderem auch Karels frustrierte Frau Marie und die überängstliche Mutter Zdeneks gehören) transportiert Ester die zentrale Botschaft: „Carpe diem! Die Zeit des Menschen auf Erden ist knapp bemessen. Nutze sie für ein sinnerfülltes und bewusstes Leben.“
So wenig neu dieser Gedanke auch sein mag, so geschickt hat Viewegh ihn doch in ein effektvolles Buch verpackt: Es sind die kleinen Details, genaue, oft profane, aber richtige Alltagsbeobachtungen, die er treffend auf den Punkt bringt. Vieweghs Figuren, selbst die übernatürlichen Engel in ihrer jeweiligen Eigenart, wirken plastisch und authentisch. „Seine Bücher sind intelligent und zugleich leicht zu lesen, übersichtlich, aber nicht simpel“, lobte Thomas Brussig zu Recht.
Nicht zustimmen kann man Brussig jedoch, wenn er Viewegh zum Nachfolger Milan Kunderas erklärt. Dazu fehlen dem tschechischen Bestseller-Autor die Eleganz, der analytische Scharfsinn Kunderas und dessen Sinn für Zwischentöne. Und nicht zuletzt mangelt es Vieweghs Geschichten an politischer Brisanz.
Sein Debütroman aus dem Jahr 1992 (für den er auch den renommierten Jiri-Orten Preis erhielt) war der einzige gelungene Versuch, die Zeit der politischen Stagnation in der Tschechoslowakei bis 1989 zu beschreiben. Relevante Beschreibungen der aktuellen tschechischen Gesellschaft fehlen ganz.
Besprochen von Olga Hochweis
Michal Viewegh: Engel des letzten Tages
Aus dem Tschechischen von Eva Profousová
Deuticke, Wien 2010
128 Seiten, 14,95 Euro
Die vier Engel tragen keine Flügel, sie bleiben für die Figuren unsichtbar, lenken aber deren Wege und Handlungen. Die 31 Kapitel tragen abwechselnd die Namen dieser Engel, aus deren Sicht erzählt wird: Hachamiel, Ilmuth, Nith-Haiah oder Jophaniel.
Die fünfte, wiederkehrende Kapitelüberschrift lautet: Ester. Sie ist kein Engel, sondern eine junge Frau, die monatelang nicht über den Tod ihres Mannes hinwegkommt. Nach und nach aber entwickelt Ester sich zum eigentlichen Hoffnungsboten des Romans.
Als einzige der Figuren (zu denen unter anderem auch Karels frustrierte Frau Marie und die überängstliche Mutter Zdeneks gehören) transportiert Ester die zentrale Botschaft: „Carpe diem! Die Zeit des Menschen auf Erden ist knapp bemessen. Nutze sie für ein sinnerfülltes und bewusstes Leben.“
So wenig neu dieser Gedanke auch sein mag, so geschickt hat Viewegh ihn doch in ein effektvolles Buch verpackt: Es sind die kleinen Details, genaue, oft profane, aber richtige Alltagsbeobachtungen, die er treffend auf den Punkt bringt. Vieweghs Figuren, selbst die übernatürlichen Engel in ihrer jeweiligen Eigenart, wirken plastisch und authentisch. „Seine Bücher sind intelligent und zugleich leicht zu lesen, übersichtlich, aber nicht simpel“, lobte Thomas Brussig zu Recht.
Nicht zustimmen kann man Brussig jedoch, wenn er Viewegh zum Nachfolger Milan Kunderas erklärt. Dazu fehlen dem tschechischen Bestseller-Autor die Eleganz, der analytische Scharfsinn Kunderas und dessen Sinn für Zwischentöne. Und nicht zuletzt mangelt es Vieweghs Geschichten an politischer Brisanz.
Sein Debütroman aus dem Jahr 1992 (für den er auch den renommierten Jiri-Orten Preis erhielt) war der einzige gelungene Versuch, die Zeit der politischen Stagnation in der Tschechoslowakei bis 1989 zu beschreiben. Relevante Beschreibungen der aktuellen tschechischen Gesellschaft fehlen ganz.
Besprochen von Olga Hochweis
Michal Viewegh: Engel des letzten Tages
Aus dem Tschechischen von Eva Profousová
Deuticke, Wien 2010
128 Seiten, 14,95 Euro