Die Königin des Tabubruchs
Shobhaa De ist die meistverkaufte und umstrittenste englischsprachige Autorin Indiens. Die mit erotischen Szenen durchsetzten Romane der 58-jährigen spielen im Milieu der indischen Highsociety, ein Milieu, in dem sich Shobhaa De bestens auskennt. Mit einem reichen Reeder verheiratet lebt die sechsfache Mutter in einem Nobelviertel von Bombay. Mit "Glitzernacht" stellt sie auf der Frankfurter Buchmesse erstmals einen ihrer Romane in deutscher Sprache vor.
Die Frau hat ein Problem. Ihr Koch telefoniert zu viel und das könnte dem Essen schaden.
Shobhaa ist ihr Vorname, das bedeutet "Schönheit", De ist ihr Nachname und tatsächlich: Shobhaa De ist eine schöne Frau - groß, hohe Wangenknochen, voller Mund, ausdruckstarke Augen. Die 58-Jährige ist die populärste Autorin und bestbezahlte Kolumnistin Indiens, vor allem aber ist Shobhaa De eine begnadete Selbstdarstellerin, die die indische Leserschaft polarisiert. Einige schimpfen sie eine "Porno-Queen", andere nennen sie ein "Emanze".
"”Das Schreiben bestimmt mein Leben - schreiben, schreiben und nochmals schreiben.""
In diesen Tagen wird erstmals einer ihrer Romane in deutscher Sprache veröffentlicht - "Glitzernacht" - eine Geschichte aus Bollywood, der legendären indischen Filmindustrie - eine "Masala", wie die Inder sagen, eine scharfe Mischung aus Tragik, Romantik und Sex .
Zitat aus "Glitzernacht": "Die Kamera schwenkte liebevoll über ihren Körper und verweilte in der Nähe ihrer Brüste. Diese Brüste. Kishenbhai ruckelte unbehaglich herum- Gegen seinen Willen spürte er, dass er erregt wurde. Mist!, dachte er, wenn ich das Luder sehe, kriege ich immer noch einen Steifen."
Mit ihrem zweiten Mann, einem millionenschweren Reeder, lebt die sechsfache Mutter in einem luxuriösen Apartment in einem Nobelviertel der Megastadt Bombay. Der Blick fällt vom 13. Stock durch die geöffneten Glastüren auf die arabische See.
"”Direkt neben meinem Haus kann ich die Slums sehen. Hier ist der Überfluss, dort die Armut. Da gibt es die Tradition, hier die Moderne. Das ist es, was Indien zu einem so facettenreichen, und spannendem Ort für mich als Schriftstellerin macht. Ich möchte nicht woanders leben. Ich liebe dieses Land. Ich empfinde es als Segen, Inderin zu sein.""
Geboren wurde Shobhaa De als viertes und jüngstes Kind einer typischen Mitteklassefamilie. Mit 17 Jahren startet sie eine Modelkarriere, die sie bis auf die Titelseite der "Vogue" führt, nach fünf Jahren im Jet Set und einem Psychologiestudium arbeitet sie sich zur Chefredakteurin von "Stardust", dem meistgelesenen Filmmagazin Indiens hoch.
Sie gründet weitere Zeitschriften, schreibt Drehbücher und Skripte für äußerst populäre TV-Soaps, trennt sich zwischendurch mit einem gelungenen Skandal von ihrem ersten Ehemann, den sie öffentlich als "Langweiler" bezeichnet und schreibt schließlich 1986 ihren ersten Roman, der auf Anhieb einen indischen Rekord aufstellt: er bekommt 135 Verrisse. Damit reagieren die Kritiker vor allem auf die wohldosierten Sexszenen. Die sind nach westlichen Maßstäben harmlos, für indische Verhältnisse aber skandalös.
"”Das sei nicht gut für die indische Kultur, nicht gut für die moralische Entwicklung und so weiter. Niemand empfand das in irgendeinem Sinne als positiv. Zum Teil war das sicher so, weil die Sexualität mit den Augen einer Frau betrachtet wurde.""
Der immense kommerzielle Erfolg aber bestätigt sie, weiterzumachen. Ihre mittlerweile ein gutes Dutzend Bücher befriedigen vor allem das Verlangen der städtischen Mittelklasse nach Einblicken in das Leben der Highsociety.
Doch immer mehr Leserinnen, vor allem aus der wachsenden Gruppe der berufstätigen Frauen, fasziniert auch das unerschrockene Durchsetzungsvermögen der Autorin und ihrer Romanheldinnen.
"”Nirgendwo in der Welt, ist es für eine Frau leicht, die Regeln zu brechen. Manchmal ist es von Vorteil, eine Frau zu sein, die schon fast im Licht einer Ikone erscheint. Als ich anfing, war das nicht so.""
Die Frau ist ein wandelnder Widerspruch - einerseits bricht sie wohlkalkuliert das eine oder andere Tabu, andererseits bekennt sie sich vorbehaltlos zu den traditionellen Werten ihrer Heimat.
"”Ich bin sehr in meiner Kultur verwurzelt und das macht mich stolz. Ich trage auch immer einen Sari, wenn ich im Ausland bin und folge den Traditionen, berühre also als Zeichen des Respekts die Füße meines Vaters und auch die meines Mannes. Ich empfinde mich in meinem Denken sehr international und auf der anderen Seite absolut indisch.""
Die charmante Selbstdarstellerin mit dem ausgeprägten Gefühl für die perfekte Inszenierung weiß, was sie den Medien in Indien bieten muss, um erfolgreich zu sein. Jetzt versucht sie es im Rest der Welt - selbstbewusst und ohne falschen Pathos.
"”Ich sage nicht: ‚Schaut mich an ihr Frauen Indiens. Wenn ich es schaffe, könnt ihr es auch!’ Das ist völlig absurd, weil deren Lebensbedingungen nicht meine sind. Ich bin schon von zu Hause aus privilegiert.""
Shobhaa ist ihr Vorname, das bedeutet "Schönheit", De ist ihr Nachname und tatsächlich: Shobhaa De ist eine schöne Frau - groß, hohe Wangenknochen, voller Mund, ausdruckstarke Augen. Die 58-Jährige ist die populärste Autorin und bestbezahlte Kolumnistin Indiens, vor allem aber ist Shobhaa De eine begnadete Selbstdarstellerin, die die indische Leserschaft polarisiert. Einige schimpfen sie eine "Porno-Queen", andere nennen sie ein "Emanze".
"”Das Schreiben bestimmt mein Leben - schreiben, schreiben und nochmals schreiben.""
In diesen Tagen wird erstmals einer ihrer Romane in deutscher Sprache veröffentlicht - "Glitzernacht" - eine Geschichte aus Bollywood, der legendären indischen Filmindustrie - eine "Masala", wie die Inder sagen, eine scharfe Mischung aus Tragik, Romantik und Sex .
Zitat aus "Glitzernacht": "Die Kamera schwenkte liebevoll über ihren Körper und verweilte in der Nähe ihrer Brüste. Diese Brüste. Kishenbhai ruckelte unbehaglich herum- Gegen seinen Willen spürte er, dass er erregt wurde. Mist!, dachte er, wenn ich das Luder sehe, kriege ich immer noch einen Steifen."
Mit ihrem zweiten Mann, einem millionenschweren Reeder, lebt die sechsfache Mutter in einem luxuriösen Apartment in einem Nobelviertel der Megastadt Bombay. Der Blick fällt vom 13. Stock durch die geöffneten Glastüren auf die arabische See.
"”Direkt neben meinem Haus kann ich die Slums sehen. Hier ist der Überfluss, dort die Armut. Da gibt es die Tradition, hier die Moderne. Das ist es, was Indien zu einem so facettenreichen, und spannendem Ort für mich als Schriftstellerin macht. Ich möchte nicht woanders leben. Ich liebe dieses Land. Ich empfinde es als Segen, Inderin zu sein.""
Geboren wurde Shobhaa De als viertes und jüngstes Kind einer typischen Mitteklassefamilie. Mit 17 Jahren startet sie eine Modelkarriere, die sie bis auf die Titelseite der "Vogue" führt, nach fünf Jahren im Jet Set und einem Psychologiestudium arbeitet sie sich zur Chefredakteurin von "Stardust", dem meistgelesenen Filmmagazin Indiens hoch.
Sie gründet weitere Zeitschriften, schreibt Drehbücher und Skripte für äußerst populäre TV-Soaps, trennt sich zwischendurch mit einem gelungenen Skandal von ihrem ersten Ehemann, den sie öffentlich als "Langweiler" bezeichnet und schreibt schließlich 1986 ihren ersten Roman, der auf Anhieb einen indischen Rekord aufstellt: er bekommt 135 Verrisse. Damit reagieren die Kritiker vor allem auf die wohldosierten Sexszenen. Die sind nach westlichen Maßstäben harmlos, für indische Verhältnisse aber skandalös.
"”Das sei nicht gut für die indische Kultur, nicht gut für die moralische Entwicklung und so weiter. Niemand empfand das in irgendeinem Sinne als positiv. Zum Teil war das sicher so, weil die Sexualität mit den Augen einer Frau betrachtet wurde.""
Der immense kommerzielle Erfolg aber bestätigt sie, weiterzumachen. Ihre mittlerweile ein gutes Dutzend Bücher befriedigen vor allem das Verlangen der städtischen Mittelklasse nach Einblicken in das Leben der Highsociety.
Doch immer mehr Leserinnen, vor allem aus der wachsenden Gruppe der berufstätigen Frauen, fasziniert auch das unerschrockene Durchsetzungsvermögen der Autorin und ihrer Romanheldinnen.
"”Nirgendwo in der Welt, ist es für eine Frau leicht, die Regeln zu brechen. Manchmal ist es von Vorteil, eine Frau zu sein, die schon fast im Licht einer Ikone erscheint. Als ich anfing, war das nicht so.""
Die Frau ist ein wandelnder Widerspruch - einerseits bricht sie wohlkalkuliert das eine oder andere Tabu, andererseits bekennt sie sich vorbehaltlos zu den traditionellen Werten ihrer Heimat.
"”Ich bin sehr in meiner Kultur verwurzelt und das macht mich stolz. Ich trage auch immer einen Sari, wenn ich im Ausland bin und folge den Traditionen, berühre also als Zeichen des Respekts die Füße meines Vaters und auch die meines Mannes. Ich empfinde mich in meinem Denken sehr international und auf der anderen Seite absolut indisch.""
Die charmante Selbstdarstellerin mit dem ausgeprägten Gefühl für die perfekte Inszenierung weiß, was sie den Medien in Indien bieten muss, um erfolgreich zu sein. Jetzt versucht sie es im Rest der Welt - selbstbewusst und ohne falschen Pathos.
"”Ich sage nicht: ‚Schaut mich an ihr Frauen Indiens. Wenn ich es schaffe, könnt ihr es auch!’ Das ist völlig absurd, weil deren Lebensbedingungen nicht meine sind. Ich bin schon von zu Hause aus privilegiert.""