Die Klaviatur des Wolfes

13.01.2006
Nach Auffassung der Starpianistin Hélène Grimaud ist die Natur eine "Hauptmuse für den Menschen". Die Verbindung zwischen den verschiedenen Disziplinen unserer Existenz müsse wiederhergestellt werden, sagte Grimaud am Freitag im Deutschlandradio Kultur.
Natur, Musik, Religion, Philosophie und Wissenschaft seien die Wurzeln eines globalen Zusammenhangs, äußerte Grimaud. Sie berichtete von den Erfahrungen mit ihrem vor acht Jahren gegründeten "Wolf Conservation Center" in der Nähe von New York.

Dort können Kinder frei lebende Wölfe beobachten und auch anfassen. Bei den Kindern werde - wie bei der Beschäftigung mit klassischer Musik - durch diesen Kontakt mit den Wölfen Neugier geweckt. Daraus könne sich eine Motivation ergeben, vom Aussterben bedrohte Tiere und die Natur insgesamt zu bewahren. Wörtlich sagte Grimaud: "Kinder sind eigentlich die besten Botschafter für die Sache der Tiere."

Die Pianistin, die manchmal nachts in ihrem privaten Wolfsgehege Partituren studiert, sieht Parallelen zwischen der nötigen Disziplin für den Umgang mit einem wilden Tier und der Disziplin für die Beherrschung eines Instruments: "Man muss zu 100 Prozent da sein, intellektuell, psychologisch, emotional, spirituell, in jeder Hinsicht. Wenn ich mit meinen Wölfen im Gehege bin, dann gibt es diese Möglichkeit, dass ich mich ganz besonders konzentrieren kann, dass ich eins werde mit der Natur", meinte Grimaud.