Die klassische Hausfrau als Auslaufmodell

Roswitha Meierhöfer im Gespräch mit Nana Brink · 18.07.2012
Nach Ansicht von Roswitha Meierhöfer hat die klassische Hausfrau längst ausgedient. Es gebe immer häufiger die partnerschaftliche Haushaltsführung. "Mann und Frau beteiligen sich gleichermaßen", sagt die stellvertretende Vorsitzende des Hausfrauenbundes.
Nana Brink: Bestimmt haben Sie noch alle die tollen Werbefilmchen aus den 50er- oder 60er-Jahren im Kopf, wahrscheinlich gab es sie sogar länger als uns Frauen lieb ist: Die Hausfrau mit gestärkter Schürze am Bügelbrett oder wie sie liebevoll den Kuchen auf den gedeckten Tisch stellt. "Die" Hausfrau war "das" weibliche Rollenmodell schlechthin. 1971 zum Beispiel waren noch gut 55 Prozent aller Frauen zwischen 16 und 65 Jahren zuhause.

Und heute diskutieren wir darüber, ob Frauen, die mit kleinen Kindern zuhause bleiben, ein Betreuungsgeld bekommen sollen, und die Diskussion ist bisweilen ziemlich aufgeladen - nehmen wir nur mal den Begriff "Herdprämie". Ist also die Hausfrau ein Auslaufmodell? Am Telefon ist jetzt Roswitha Meierhöfer, stellvertretende Präsidentin des Deutschen Hausfrauenbundes. Schönen guten Morgen, Frau Meierhöfer.

Roswitha Meierhöfer: Ich grüße Sie, Frau Brink. Schönen guten Morgen!

Brink: Gibt es heute noch das klassische Modell der Hausfrau?

Meierhöfer: Jein. Also im klassischen Sinne wie in den 50er- und 60er-, Anfang 70er-Jahren bestimmt nicht mehr. Die jungen Frauen sind heute sehr gut ausgebildet, haben eine gute Schulbildung und sind natürlich daran interessiert, auch einen adäquaten Beruf zu erlernen und später auch auszuüben. Familie natürlich ja, mit Unterstützung: entweder mit Unterstützung der politisch vorgegebenen Möglichkeiten wie Kita, Kindergarten und so weiter, oder aber mit Unterstützung der Eltern, Großeltern, Verwandten, Bekannten.

Brink: Gibt es denn interessanterweise, weil Sie sagten, alle Frauen haben eine Berufsausbildung, gibt es also dann quasi fast keine Frauen mehr ohne Berufsausbildung? Hat sich da was gewandelt in den Generationen?

Meierhöfer: Da hat sich gewaltig was gewandelt und im Hinblick auf das neue Scheidungsgesetz ist ganz, ganz wichtig, dass Frau selbständig ist, ihre eigene Rentenanwartschaft aufbaut. Da kommt man heute nicht mehr dran durch.

Brink: Kommen wir trotzdem ein bisschen noch mal zu dem Berufsbild. Es war ja auch mal ein gesetzlich anerkanntes Berufsbild das Berufsbild der Hausfrau. Das finden wir heute wirklich nicht mehr?

Meierhöfer: Doch, das Berufsbild gibt es heute noch. Wir sprechen von Beruf, und zwar Beruf als Hausfrau, oder erwerbstätig im Erwerbsberuf.

Brink: Was ist der Unterschied?

Meierhöfer: Der Beruf als Hausfrau ist, sagen wir es ganz einfach, ehrenamtlich und der Erwerbsberuf, das sagt es schon, da wird gegen Geld gearbeitet, gegen Entgelt.

Brink: Was ist denn dann Ihr Job zum Beispiel als Deutscher Hausfrauenbund?

Meierhöfer: Wir nennen uns seit zwei Jahren DHB - Netzwerk Haushalt, nicht mehr Deutscher Hausfrauenbund. Wir haben in der Zwischenzeit auch männliche Mitglieder. Und auch in Bezug auf die jüngeren Frauen, die sich nicht unbedingt als Hausfrau sehen, sondern als Haushaltsführende, haben wir unseren Namen geändert.

Brink: Also ist es richtig so nach dem Motto, ich manage hier ein Kleinunternehmen? Das ist ja mal so ein gängiger Spruch in der Werbung gewesen.

Meierhöfer: Ja, ganz genau.

Brink: Warum ist man davon abgerückt? Hat der Begriff Hausfrau irgendwie so einen schlechten Beigeschmack?

Meierhöfer: Das würde ich so nicht sehen. Aber wir haben immer mehr die partnerschaftliche Haushaltsführung. Das heißt, Mann und Frau beteiligen sich gleichermaßen. Es sind ja viele junge Frauen wie gesagt erwerbstätig, Hausfrau, Mutter, Kind, man muss alles unter einen Hut bringen, und daher Haushaltsführende.

Brink: Aber diese partnerschaftliche Haushaltsführung, die ist doch eigentlich, sage ich jetzt mal ein bisschen dreist, ein Witz, oder?

Meierhöfer: Nein, finde ich nicht. Ich kenne persönlich sehr viele junge Männer, die sich an der Hausarbeit beteiligen, und auch immer mehr Männer, die aus dem Erwerbsleben aussteigen oder die sich einfach dafür interessieren. Wir bieten ja in unserem Verband den sogenannten Haushaltsführerschein an, und der ist auch sehr begehrt bei älteren Herren und jungen Männern natürlich, ganz klar. Also es hat sich was gewandelt!

Brink: Frau Meierhöfer, das wollen wir an dieser Stelle jetzt genauer wissen. Wie sieht denn dieser Führerschein aus, was muss ich alles können?

Meierhöfer: Sie meinen, welche Fähigkeiten hier erworben werden?

Brink: Ja, um den Führerschein bei Ihnen zu machen.

Meierhöfer: Es wird ein Zeitbudget aufgestellt: Wie kann ich ohne großen Zeitaufwand meinen Haushalt erledigen. Das heißt: wie muss ich anfangen, wenn ich am putzen bin, wie mache ich das am effektivsten, wie richte ich mir meine Utensilien hin, wenn ich am kochen bin, die Vorbereitung zum kochen, meinen Einkaufszettel und, und. Das sind so die Dinge, die man bei uns lernt, also die Grundbegriffe des Haushaltens.

Brink: Und wenn ich das dann habe, dann bekomme ich einen Führerschein?

Meierhöfer: Ja, das nennt sich so. Ein Zertifikat wird dann ausgestellt, Haushaltsführerschein, man hat die Grundbegriffe des Haushaltens bei uns erlernt.

Brink: Denken Sie denn, dass man sich jetzt für ein Lebensmodell als Hausfrau heute noch verteidigen muss? Ein bisschen habe ich ja so den Eindruck, wenn schon der Deutsche Hausfrauenbund sich einen anderen Namen gibt.

Meierhöfer: Die Namensgebung hat damit eigentlich wenig zu tun. Ich habe das vorher schon erläutert, warum. Entschuldigen muss man sich heute nicht, wenn man das Lebensmodell der Hausfrau oder der Haushaltsführenden wählt. Das Problem liegt wo ganz anders: Das liegt, wie gesagt, in unserer Gesetzgebung. Die Ehe ist ja kein Erfolgsmodell mehr oder wie in den früheren Jahren ein Versorgungsmodell. Da hat sich sehr viel geändert und Frau muss heute für sich selber vorsorgen, sonst hat sie irgendwann ein Problem.

Brink: Roswitha Meierhöfer, stellvertretende Präsidentin des DHB - Netzwerk Haushalt.


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