Die IBA als Labor für schrumpfende Städte

Von Susanne Arlt · 12.01.2010
Seit 2002 suchen 19 Städte in Sachsen-Anhalt in verschiedenen Modellprojekten nach Instrumenten, um auf die fortschreitenden Schrumpfung ihrer Gemeinden zu reagieren. Die Erfahrungen mit den verschiedenen Lösungsansätzen werden auf der diesjährigen IBA vorgestellt, die erstmals ein ganzes Bundesland zum Thema hat.
Die diesjährige Internationale Bauausstellung kommt aus Sachsen-Anhalt, trägt den Titel Stadtumbau und dient vor allem einem Zweck: Sie soll das bürgerschaftliche Engagement der Menschen für ihre Städte wecken.

Das Land hat zwar auch finanzielle Mittel für die IBA Stadtumbau bereitgestellt. Doch mit 174 Millionen Euro lassen sich die Städte in Sachsen-Anhalt weder aufhübschen noch gar umbauen. Dabei ist das Thema Stadtumbau vor allem in Ostdeutschland nach dem Mauerfall ein fester Begriff geworden. Und in keinem Bundesland schrumpft und vergreist die Bevölkerung so schnell wie in Sachsen-Anhalt.

Das liegt mitunter daran, dass in diesem Landstrich besonders viele Großkombinate existierten. Sie wurden nach der Wiedervereinigung aufgelöst, privatisiert und abgewickelt. Viele Menschen verloren ihre Arbeit. Vor allem junge Menschen zogen weg, geblieben sind die alten.

Auf die Herausforderung dieses demographischen Wandels will die IBA Stadtumbau nun erste Antworten geben. Im Kern geht es dabei um die eigentlich ganz simple Frage, aber praktisch leider nicht so leicht zu beantwortende Frage: Wie lässt sich aus weniger Masse mehr Klasse gewinnen?

Die Initiatoren der IBA Stadtumbau haben darum vor acht Jahren insgesamt 19 Städte in Sachsen-Anhalt ausgewählt, darunter zum Beispiel die Landeshauptstadt Magdeburg, Dessau-Roßlau, Köthen, Sangerhausen, Wanzleben, Halberstadt, Halle oder auch Lutherstadt-Eisleben. Voraussetzung war, dass sich jede Stadt ihr ganz spezifisches Profil erarbeitet, um auf ihre wirtschaftlichen, sozialen aber auch kulturellen Potenziale aufmerksam zu machen.

Die Städte haben zusammen mit ihren Bewohnern über die Jahre hinweg ganz unterschiedliche Methoden und Modelle des Stadtumbaus entwickelt - und natürlich auch vor Ort getestet.

Die IBA in Sachsen-Anhalt ist ein Projekt, das keine herausgeputzten Ausstellungsstücke vorzeigen will. Wer sich dafür die Mühe macht, einmal hinter die Kulissen zu schauen, dem bietet sie viele anschauliche Beispiele dafür, mit welcher Kreativität und Hingabe die Menschen ihre Stadt neu erfahren, sie als einen Teil von sich selbst annehmen und sie Stück für Stück verändern.

Die weltweite Resonanz auf die Internationale Bauausstellung Stadtumbau ist bereits jetzt sehr groß. Eine Chance, die das Land nutzen will. Ergebnisse der IBA sollen darum auch im deutschen Pavillon auf der Expo 2010 in Shanghai zu bewundern sein.