Die Hoffnung auf ein besseres Leben

Die "Asian Americans" tun sich schwer mit der Identifikation in ihrer neuen Heimat.
Die "Asian Americans" tun sich schwer mit der Identifikation in ihrer neuen Heimat. © picture alliance / dpa / Igor Zehl
Von Wolfgang Stuflesser · 14.11.2012
Jeder dritte Einwanderer in die USA kommt aus Asien. Stellten die "Asian Americans" 1965 nur knapp ein Prozent der Bevölkerung, so sind es heute fast sechs Mal so viel. Und sie sind erfolgreich - mit einem überdurchschnittlichen Haushaltseinkommen.
Neue US-Bürger schwören die Eidesformel auf ihr neues Heimatland. Die Einwanderungsbehörde von Los Angeles hält die Zeremonie in einer riesigen Messehalle ab.

Unter den Neubürgern ist auch Koyan Kim. 36 Jahr alt, geboren in Hongkong. Seit 16 Jahren lebt sie in Kalifornien. Mit ihrem Wunsch, Amerikanerin zu werden, sei sie ziemlich spät dran, sagt sie.

Koyan Kim: "Es hat alles ziemlich lange gedauert. Nachdem ich meinen Mann geheiratet hatte, bekam ich die Green Card und durfte hier arbeiten. Ich hätte schon länger Amerikanerin werden können, aber ich war wohl ein bisschen faul."

Die Identifikation mit der neuen Heimat USA ist nicht gerade die Stärke der Einwanderer aus Asien. Ihre Wahlbeteiligung unterbietet regelmäßig den ohnehin schon niedrigen Wert für den Rest ihrer Landsleute. Natürlich ist ebenso schwer, von "den Asiaten" zu sprechen wie von "den Europäern".

Aber ein paar Charakteristika fallen schon auf. Die Asiaten sind die am schnellsten wachsende ethnische Gruppe. Sie sind hoch erfolgreich: Ihr durchschnittliches Haushaltseinkommen liegt 20 Prozent über dem US-Durchschnitt. Und sie sind eine relativ junge Ethnie: Im Kalten Krieg erleichterten die USA die Einwanderung für alle, die in den kommunistischen Staaten Asiens unerwünscht waren.

In dieser Zeit erhielt auch der Stadtteil Koreatown im Norden von Los Angeles seinen Namen. Er ist extrem dicht besiedelt, in den Erdgeschossen der Hochhäuser reiht sich eine Grillstube an die nächste. Chang Lee, Mitte 50 und erfolgreicher Geschäftsmann, engagiert sich in der Kommunalpolitik. Doch das sei für Amerikaner aus Korea nicht typisch, sagt er.

Chang Lee: "Da gibt erst mal die Sprachhürde - auch wenn Einwanderer aus Asien oft gut ausgebildet sind, können sie doch oft kaum Englisch. Viele Koreaner kamen erst in den 70ern und 80ern, und sie haben sich erst mal eine Existenz aufgebaut, ein Nest für ihre Familie, da war für die Sprache keine Zeit. Erst wir von der nächsten Generation mischen uns ein."

Viele Amerikaner mit asiatischen Wurzeln sind Klein- und Kleinst-Unternehmer, betreiben ein Restaurant oder einen Kosmetiksalon. Nicht einfach, sich damit einen gewissen Wohlstand zu sichern. Und doch akzeptieren Viele klaglos ihr Schicksal. Diese Erfahrung hat zumindest Chang Lee gemacht. Er führt das auch darauf zurück, dass sie oft aus Ländern stammen, die eher autoritär als demokratisch geprägt sind.

Chang Lee: "Wir wurden so erzogen, dass wir nicht von uns aus das Wort ergreifen, sondern gehorchen, alles akzeptieren. Wer sich so verhielt, galt als Vorbild. Aber hier in den USA, da musst Du das Wort ergreifen."

Wichtig für dieses Umdenken seien Vorbilder, sagt Chang Lee. Wie zum Beispiel Mazie Hirono. Die 65-Jährige stammt aus Japan und lebt im US-Bundesstaat Hawaii. Am vergangen Dienstag haben die Hawaiianer sie in den Kongress gewählt und damit Geschichte geschrieben. In Washington wird sie die erste Senatorin mit asiatischen Wurzeln sein.