Die Hoffnung auf Begnadigung

Von Sabine Demmer und Winfried Sträter · 12.01.2007
Die RAF – die Rote Armee Fraktion - ist Geschichte. 1998 gab sie ihre Selbstauflösung bekannt. Doch in deutschen Gefängnissen sitzen noch einige ehemalige Top-Terroristen ein, und das seit teilweise mehr als 20 Jahren. Sie hoffen nun auf eine Begnadigung durch den Bundespräsidenten.
28 Jahre lang gab es die Terrororganisation RAF – die Rote Armee Fraktion. Von 1970 bis zu ihrer Selbstauflösung 1998. 34 Menschen hat die RAF in dieser Zeit ermordet. Die bekanntesten Gründungsmitglieder haben schon 1976/77 Selbstmord begangen: Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin.

RAF-Terroristen, die verhaftet wurden, bekamen die volle Härte der Justiz zu spüren. 25 wurden zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Lebenslänglich: das bedeutet normalerweise 15 Jahre Inhaftierung, dann kann ein Antrag auf Bewährung gestellt werden. Bei guter Führung wird dem Antrag entsprochen – es sei denn, das Gericht stellt eine "besondere Schwere der Schuld" fest. Die letzte Möglichkeit, entlassen zu werden, ist ein Gnadenakt.

Die zu lebenslänglicher Haft verurteilten RAF-Gefangenen hatten allerdings kaum Chancen, nach Ablauf der 15-Haft-Jahre wie normale Kriminelle behandelt zu werden. RAF-Mitglied Rolf Heißler etwa saß 19 Jahre lang im Gefängnis. Stefan Wisniewski, einer der Entführer des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer, 21 Jahre. Rolf-Clemens Wagner wurde nach 24 Jahren Haft begnadigt. Helmut Pohl kam bis zu seiner Begnadigung 1998 mit Unterbrechungen auf fast 20 Haftjahre. Adelheid Schulz wurde 20 Jahre nach ihrer Verhaftung begnadigt, da sie inzwischen schwer krank war.

Insgesamt sieben RAF-Terroristen sind durch Begnadigungen der Bundespräsidenten von Weizsäcker, Herzog und Rau freigekommen. Von den vier noch Inhaftierten sitzen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar am längsten: seit 24 Jahren. Mohnhaupt gilt als die unbeugsamste aller ehemaligen RAF-Mitglieder. Sie sucht auch nicht den Weg einer Begnadigung, sondern den Rechtsweg einer Aussetzung der Freiheitsstrafe. Christian Klar hingegen wartet schon seit schon seit Jahren darauf, begnadigt zu werden.