Die Harmonisiererin

    Von Christoph Richter · 11.09.2013
    Es war ein Überraschungserfolg, als Heike Brehmer vor vier Jahren das Direktmandat für die CDU holte. Mittlerweile hat sie sich nicht nur in ihrem Wahlkreis weiter etabliert, auch die Bundes-CDU ist auf sie aufmerksam geworden: Die ausgebildete Ökonomin gilt als Favoritin für den Posten des Ostbeauftragten im neuen von der Union geführten Kabinett.
    Liebliche Täler, Hexenlegenden und Königstöchter. Das ist der Harz und der Stoff, den Heike Brehmer durch den Bundestag in die weite Welt tragen will. Sie ist Sachsen-Anhalts erste weibliche CDU-Spitzenkandidatin. Brehmers Wahlkreis ist der östliche Nordharz, Brehmers politisches Programm ist eine Art Gemischtwarenhandlung: der Tourismus, Autobahnen, die Energiewende, Rentenpolitik und der Osten sind ihr ein Anliegen. Auch der Solidarzuschlag ist ein Thema:

    "Also weil viele Bürger in den alten Bundesländern denken, dass wir den gar nicht zahlen. Und wir zahlen unseren Soli-Beitrag gleichermaßen. Wenn der Solidarpakt ausläuft, auch der Länderfinanzausgleich, dann geht’s uns hier nicht mehr so gut. Weil wir leben ja noch von Transferleistungen aus dem Westen in die Neuen Bundesländer."

    Heike Brehmer kann sich noch gut erinnern, als sie vor vier Jahren in den Bundestag einzog. Nämlich mit einem überraschend guten Wahlergebnis in einer LINKEN-Hochburg. Ihre direkte Konkurrentin war Elke Reinke. Sie hatte bundesweit Berühmtheit erlangt, weil sie als erste Hartz-IV-Empfängerin 2005 in den Bundestag einzog. Den Wiedereinzug in den Bundestag hatte ihr die gebürtige Ascherslebenerin Heike Brehmer allerdings gründlich vermasselt.

    "Ich hatte Listenplatz 6 und die CDU hatte seit langen keine Direktmandate mehr geholt. War eigentlich aussichtslos. Die Überraschung war dann am Wahlabend: Ich hatte 33 Prozent, die Linke 31 Prozent. Und hab’ dann erstmalig das Direktmandat gewonnen."

    Die ausgebildete Ökonomin lächelt, als freue sie sich noch immer über den Wahlsieg. Mit Umwegen hat es Heike Brehmer aus der LPG – in der sie noch zu DDR-Zeiten ausgebildet wurde - in den Plenarsaal des Bundestags gespült. Nach dem Mauerfall wurde sie Lokalpolitikerin, später Leiterin des Verwaltungsamtes Bördeaue im Nordharz. Wenn die 51-Jährige zurückschaut, staunt die sachsen-anhaltische CDU-Spitzenkandidatin selbst nicht schlecht über ihren Weg bis in die höchsten Ebenen der Bundespolitik.

    "War damals sehr stressig, weiß nicht wie ich das damals geschafft habe. Dann in Berlin ein Büro einzurichten, hier Personal zu finden, hier ein Büro zu suchen. Aber es hat alles gut geklappt."

    Die geschiedene Mutter zweier erwachsener Kinder ist geradlinig, direkt. Und jemand der den Kontakt zur heimischen Scholle ausdrücklich pflegt. Gerade den Menschen im Salzlandkreis, der zu ihrem Wahlkreis gehört und in dem prozentual die meisten Langzeitarbeitslosen in Deutschland leben, will sie zeigen: Ich vergesse Euch nicht. Besonders liegen ihr aber die geschiedenen ostdeutschen Frauen am Herzen, die durch eine Gesetzeslücke im Einigungsvertrag keinen Versorgungsausgleich für die gemeinsamen Ehejahre bekommen. Weshalb Heike Brehmer in ihrer zweiten Legislaturperiode das Thema Mütterrente mehr in den Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit rücken will.

    "Wenn ich das Beispiel nehme meiner Mutti. Die war früher auch nicht arbeiten, erst später als wir größer waren, dann auch nur für ein paar Stunden. Die hat auch nicht viel Rente, aber drei Kinder groß gezogen. Sie würde von der Mütterrente profitieren."

    Ihre zählbar politischen Erfolge halten sich in Grenzen. Eine grundlegende politische Haltung, eine klare Meinung zu den großen Themen sucht man vergebens. Sie ist eher die Harmonisiererin, die jeden um den Finger wickeln will. Eine Strategie mit Erfolg: Denn damit hat sie bereits bei den Kandidatenwahlen keinen Geringeren als den Beauftragten der Bundesregierung für den Aufbau Ost, Christoph Bergner, ausgestochen. Damit hat er nur noch minimale Chancen in den Bundestag einzuziehen, weil die CDU wohl vor allem Direktmandate in Sachsen-Anhalt holen dürfte. Klar, dass man jetzt selbst in den Parteispitzen der Bundes-CDU Heike Brehmer genauestens im Blick hat. Ein Grund – ein schwarz- gelber Wahlsieg vorausgesetzt - warum man sie jetzt schon als brandheiße Kandidatin für den Posten des Ostbeauftragten im neuen Kabinett handelt. Und das würde dann auch aus der Hinterbänklerin Heike Brehmer eine Erste-Reihen-Kandidatin machen.

    "Also im Moment sieht es gut aus. Da schaffen es alle neun Bewerber ihr Direkt-Mandat zu holen, aber der Trend wird ja noch ein bisschen später gesetzt. Dann schauen wir mal. Also erstmal müssen wir die Wahl gewinnen. Und dann werden die Posten verteilt und nicht vorher."

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