Die große Gier - Volkssport Steuerhinterziehung?
Haben Sie schon einmal bei Ihrer Steuererklärung geschummelt? Wenn ja, dann befinden Sie sich in "guter Gesellschaft". 30 Milliarden Euro – so hoch schätzt die Deutsche Steuergewerkschaft die Summe, die jährlich in Deutschland an Steuern hinterzogen wird.
Steuerbetrug sei längst zum Volkssport geworden. Vom Absetzen des angeblichen Arbeitszimmers und den privaten Restaurantrechnungen bis hin zur millionenschweren Steuerflucht ins Ausland ist alles dabei. Demgegenüber stehen rund 2.600 Steuerfahnder, die versuchen, den kleinen, wie den großen Steuerbetrügern auf die Spur zu kommen.
"Steuerhinterziehung ist gesellschaftsfähig", sagt Frank Wehrheim. Der 62-Jährige war 28 Jahre lang Steuerfahnder in Frankfurt. "Es gibt keine Schicht, die ich bei meiner Arbeit ausklammern konnte." Er durchsuchte Firmen, Anwaltskanzleien, Arztpraxen, Banken, Ministerien und sogar Klöster. "Die Grundkonstellation ist in der Regel immer ähnlich: Manipulationen bei Betriebsausgaben, Weglassen von Betriebseinnahmen, Überweisung auf Nichtgeschäftskonten."
Seine Taktik: "Ein Steuerfahnder muss so viel kriminelle Fantasie haben wie seine Gegner. Es ist schon so, dass Sie als Steuerfahnder eine Art Jäger und Sammler sind. Sie sammeln Informationen und versuchen, Sachverhalte, die verschleiert sind, aufzudecken." Immerhin bringe jeder Fahnder dem Staat rund eine Million Euro.
Wehrheim, der heute als Steuerberater arbeitet, war einer der erfolgreichsten Fahnder Deutschlands, belobigt, geachtet und gefürchtet. Bis er und sein Team Ende der 90er-Jahre einen der schwersten Betrugsskandale der Deutschen Nachkriegsgeschichte aufdeckten: Die Commerzbank und die Deutsche Bank hatten, unter anderen, Gelder reicher Kunden über Transferkonten anonym ins Ausland geschleust. Die Frankfurter Fahnder kamen dem Betrug auf die Spur und brachten dem Land Hessen so Zusatzeinnahmen von rund 250 Millionen und bundesweit rund eine Milliarde Mark an Steuereinnahmen. Doch statt befördert zu werden, wurden sie kaltgestellt: Die Abteilung wurde zerschlagen, Beamte, die gegen Banken und im Schwarzgeldskandal der Hessen-CDU ermittelt hatten, wurden mit falschen Gutachten für psychisch krank erklärt.
Nur durch langjährige Gerichtsprozesse konnten sie rehabilitiert werden. Wehrheim selbst quittierte 2009 seinen Dienst, im selben Jahr erhielten er und einer seiner Kollegen für ihr couragiertes Verhalten den "Whistleblower-Preis". Seine Erlebnisse mit den kleinen und den großen Steuersündern schildert Frank Wehrheim in seinem Buch "Inside Steuerfahndung".
Die große Gier – Volkssport Steuerfahndung?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Frank Wehrheim. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de
Literaturhinweis:
Frank Wehrheim / Michael Gösele: "Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erst mals die Methoden und Geheimnisse der Behörde", riva-Verlag 2011.
"Steuerhinterziehung ist gesellschaftsfähig", sagt Frank Wehrheim. Der 62-Jährige war 28 Jahre lang Steuerfahnder in Frankfurt. "Es gibt keine Schicht, die ich bei meiner Arbeit ausklammern konnte." Er durchsuchte Firmen, Anwaltskanzleien, Arztpraxen, Banken, Ministerien und sogar Klöster. "Die Grundkonstellation ist in der Regel immer ähnlich: Manipulationen bei Betriebsausgaben, Weglassen von Betriebseinnahmen, Überweisung auf Nichtgeschäftskonten."
Seine Taktik: "Ein Steuerfahnder muss so viel kriminelle Fantasie haben wie seine Gegner. Es ist schon so, dass Sie als Steuerfahnder eine Art Jäger und Sammler sind. Sie sammeln Informationen und versuchen, Sachverhalte, die verschleiert sind, aufzudecken." Immerhin bringe jeder Fahnder dem Staat rund eine Million Euro.
Wehrheim, der heute als Steuerberater arbeitet, war einer der erfolgreichsten Fahnder Deutschlands, belobigt, geachtet und gefürchtet. Bis er und sein Team Ende der 90er-Jahre einen der schwersten Betrugsskandale der Deutschen Nachkriegsgeschichte aufdeckten: Die Commerzbank und die Deutsche Bank hatten, unter anderen, Gelder reicher Kunden über Transferkonten anonym ins Ausland geschleust. Die Frankfurter Fahnder kamen dem Betrug auf die Spur und brachten dem Land Hessen so Zusatzeinnahmen von rund 250 Millionen und bundesweit rund eine Milliarde Mark an Steuereinnahmen. Doch statt befördert zu werden, wurden sie kaltgestellt: Die Abteilung wurde zerschlagen, Beamte, die gegen Banken und im Schwarzgeldskandal der Hessen-CDU ermittelt hatten, wurden mit falschen Gutachten für psychisch krank erklärt.
Nur durch langjährige Gerichtsprozesse konnten sie rehabilitiert werden. Wehrheim selbst quittierte 2009 seinen Dienst, im selben Jahr erhielten er und einer seiner Kollegen für ihr couragiertes Verhalten den "Whistleblower-Preis". Seine Erlebnisse mit den kleinen und den großen Steuersündern schildert Frank Wehrheim in seinem Buch "Inside Steuerfahndung".
Die große Gier – Volkssport Steuerfahndung?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Frank Wehrheim. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de
Literaturhinweis:
Frank Wehrheim / Michael Gösele: "Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erst mals die Methoden und Geheimnisse der Behörde", riva-Verlag 2011.