Die gesamte europäische Moderne ging ihm "ins Netz"
Er scharte den Großteil der herausragendsten deutschsprachigen Schriftsteller um sich, von Gerhard Hauptmann bis Thomas Mann, und liebte seine Autoren bis zur Hingabe. So wurde Samuel Fischer zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Verleger Deutschlands.
Eine Villa im Berliner Grunewald, Erdener Straße 8. 1905 hatte der Verleger Samuel Fischer das Haus bezogen, und seine Frau, eine ausgebildete Kammersängerin, lud oft zu Hausmusikabenden ein. Niemand, der in Berlin Namen und Rang hatte, ließ sich eine Einladung entgehen. Denn Samuel Fischer war eine der angesehensten Figuren im kulturellen Leben der Stadt. Er hatte die berühmtesten Autoren an seinen 1886 gegründeten Verlag S. Fischer gebunden. 1911 feierte der Verlag 25-jähriges Jubiläum, und da blieb dem ungern in die Öffentlichkeit drängelnden Samuel Fischer nichts anderes übrig, als im Berliner Hotel Kaiserhof ein Fest zu feiern und selber das Wort zu ergreifen. Der Berliner Feuilletonist Friedrich Luft hat die Szene in einem Hörstück rekonstruiert:
Samuel Fischer: "Die Anfänge meines Verlages wurden getragen von der Welle einer neuen menschlichen Gemeinsamkeit, einer neuen Herzlichkeit, die in die Welt zu kommen schien. Ich habe das Glück gehabt, Freunde und Mitarbeiter zu finden, die mir seit Jahren geholfen haben, meinem Werke Gestalt und Charakter zu geben. Und ich habe Grund, dem Schicksal dafür zu danken, dass ich auch von meiner nächsten Nähe den Hauch lebensvollsten Empfindens auf mich wieder fühlte. So wurde mir meine Arbeit mehr als nur ein Beruf. Sie ist zur bestimmenden Führerin meines Lebens geworden. Ich hebe mein Glas auf die Dichtkunst, diese schönste Kraft der Umwandlung."
Nach Berlin war der 1859 im österreichisch-ungarischen Liptó Szent Miklós in eine jüdische Kaufmannsfamilie hineingeborene Samuel Fischer auf dem Umweg über Wien gekommen. Dort hatte er von 1874 bis 1880 eine Buchhändlerlehre absolviert, arbeitete auch in Berlin zunächst als Buchhändler, bis er seinen Verlag gründete. Er setzte sofort auf die richtigen, die kommenden Autoren: Das erste von ihm veröffentlichte Buch war Ibsens "Rosmersholm", er druckte den umstrittenen Emile Zola und ließ die russischen Literaten übersetzen, Dostojewski vor allem, und bald war ihm, dessen Verlagssignet ein Fischer mit dem Netz zeigte, die gesamte europäische Moderne "ins Netz gegangen": Unter den deutschsprachigen Autoren neben Gerhard Hauptmann und Thomas Mann vor allem Hugo von Hofmannsthal und Hermann Hesse, Arthur Schnitzler und Jakob Wassermann, Robert Musil und Alfred Döblin. Die uneingeschränkte Liebe Fischers zu seinen Autoren band diese natürlich auch an den Verlag. Hans Reisiger, der Walt-Whitmann-Übersetzer, lernte Samuel Fischer in den 1920er-Jahren kennen und erinnerte sich später:
"Fischer selbst war ja eine zu Skepsis und Schwermut neigende Natur. Freilich, hier stocke ich schon, denn im Grunde war auch er lebensfreundlich und lebensfreudig, höchst empfänglich auch er für Menschen, und dankbar für solche, die ihm zusagten oder die er ehrlich bewundern konnte. Seine Liebe zu Hauptmann zum Beispiel war geradezu rührend, obwohl sein kritischer Blick immer wach blieb."
Auch Thomas Mann blieb dem Verleger treu. Mann hatte 1898 bei ihm mit Novellen debütiert und schickte dann ein dickes Manuskript, die "Buddenbrooks", das um die Hälfte zusammenzustreichen Samuel Fischer den Autor bat. Mann weigerte sich, Fischer akzeptierte, und so wurde der 1901 erschienene Roman einer der erfolgreichsten des Verlags. 1929 benannte Fischer, inzwischen 70 Jahre alt, seinen Schwiegersohn Gottfried Bermann als Nachfolger, blieb aber noch eine Weile die treibende Kraft im Hintergrund.
Bermann verließ nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten unter Mitnahme der Lagerbestände und der Rechte an allen inzwischen in Deutschland verbotenen Büchern das Land und siedelte S. Fischer als Exilverlag in Wien, Stockholm, Amsterdam und schließlich in New York an. Samuel Fischer war in Berlin geblieben und starb am 15. Oktober 1934 in seinem Haus im Grunewald. Thomas Mann, ausgebürgert, gedachte seines Freundes aus dem Schweizer Exil mit den Worten "Ruhe sanft, alter Sami Fischer". Das Ehrengrab Samuel Fischers findet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.
Samuel Fischer: "Die Anfänge meines Verlages wurden getragen von der Welle einer neuen menschlichen Gemeinsamkeit, einer neuen Herzlichkeit, die in die Welt zu kommen schien. Ich habe das Glück gehabt, Freunde und Mitarbeiter zu finden, die mir seit Jahren geholfen haben, meinem Werke Gestalt und Charakter zu geben. Und ich habe Grund, dem Schicksal dafür zu danken, dass ich auch von meiner nächsten Nähe den Hauch lebensvollsten Empfindens auf mich wieder fühlte. So wurde mir meine Arbeit mehr als nur ein Beruf. Sie ist zur bestimmenden Führerin meines Lebens geworden. Ich hebe mein Glas auf die Dichtkunst, diese schönste Kraft der Umwandlung."
Nach Berlin war der 1859 im österreichisch-ungarischen Liptó Szent Miklós in eine jüdische Kaufmannsfamilie hineingeborene Samuel Fischer auf dem Umweg über Wien gekommen. Dort hatte er von 1874 bis 1880 eine Buchhändlerlehre absolviert, arbeitete auch in Berlin zunächst als Buchhändler, bis er seinen Verlag gründete. Er setzte sofort auf die richtigen, die kommenden Autoren: Das erste von ihm veröffentlichte Buch war Ibsens "Rosmersholm", er druckte den umstrittenen Emile Zola und ließ die russischen Literaten übersetzen, Dostojewski vor allem, und bald war ihm, dessen Verlagssignet ein Fischer mit dem Netz zeigte, die gesamte europäische Moderne "ins Netz gegangen": Unter den deutschsprachigen Autoren neben Gerhard Hauptmann und Thomas Mann vor allem Hugo von Hofmannsthal und Hermann Hesse, Arthur Schnitzler und Jakob Wassermann, Robert Musil und Alfred Döblin. Die uneingeschränkte Liebe Fischers zu seinen Autoren band diese natürlich auch an den Verlag. Hans Reisiger, der Walt-Whitmann-Übersetzer, lernte Samuel Fischer in den 1920er-Jahren kennen und erinnerte sich später:
"Fischer selbst war ja eine zu Skepsis und Schwermut neigende Natur. Freilich, hier stocke ich schon, denn im Grunde war auch er lebensfreundlich und lebensfreudig, höchst empfänglich auch er für Menschen, und dankbar für solche, die ihm zusagten oder die er ehrlich bewundern konnte. Seine Liebe zu Hauptmann zum Beispiel war geradezu rührend, obwohl sein kritischer Blick immer wach blieb."
Auch Thomas Mann blieb dem Verleger treu. Mann hatte 1898 bei ihm mit Novellen debütiert und schickte dann ein dickes Manuskript, die "Buddenbrooks", das um die Hälfte zusammenzustreichen Samuel Fischer den Autor bat. Mann weigerte sich, Fischer akzeptierte, und so wurde der 1901 erschienene Roman einer der erfolgreichsten des Verlags. 1929 benannte Fischer, inzwischen 70 Jahre alt, seinen Schwiegersohn Gottfried Bermann als Nachfolger, blieb aber noch eine Weile die treibende Kraft im Hintergrund.
Bermann verließ nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten unter Mitnahme der Lagerbestände und der Rechte an allen inzwischen in Deutschland verbotenen Büchern das Land und siedelte S. Fischer als Exilverlag in Wien, Stockholm, Amsterdam und schließlich in New York an. Samuel Fischer war in Berlin geblieben und starb am 15. Oktober 1934 in seinem Haus im Grunewald. Thomas Mann, ausgebürgert, gedachte seines Freundes aus dem Schweizer Exil mit den Worten "Ruhe sanft, alter Sami Fischer". Das Ehrengrab Samuel Fischers findet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.