"Die Gedanken sind frei" - Heidelberger Frühling 2006

Andreas Scholl
Andreas Scholl © DECCA
Es begann als lokales Ereignis mit begrenzter kultureller Strahlkraft - der Heidelberger Frühling wurde zur 800-Jahrfeier der Stadt ganz bescheiden begangen. Aber wie das manchmal so ist: Aus spontanen Eingebungen, aus einem "Kompromissfestival" ist eines der wichtigsten kulturellen Aushängeschilder der Stadt mit immenser Schubkraft geworden. Der Heidelberger Frühling feiert in der aktuellen Ausgabe den 10. Geburtstag - die Stadt trägt das Festival, große Unternehmen fördern die Projekte, wir gratulieren in diesem Jahr als Medienpartner.
Die Stimme Senesinos, eines der berühmtesten Kastraten der Musikgeschichte, rührte die Menschen seiner Zeit zu Tränen. Er war ein so gefragter Sänger, dass nicht nur wohlhabende Fürsten ihn für große Summen einkauften, sondern auch zahlreiche Komponisten sich inspirieren ließen, für ihn Musik zu schreiben. Händel etwa schrieb ganze 17 Opernpartien allein für ihn, darunter diejenige des Giulio Cesare in der gleichnamigen Oper oder des Bertarido in "Rodelinda". Dieser Abend widmet sich einer besonderen Auswahl des großen Senesino-Repertoires, zu dem auch weniger bekannte Arien von Albinoni, Lotti und Porpora gehören. Abgerundet wird das Konzert durch Instrumentalwerke Vivaldis und Geminianis.
Die Gesangspartien übernimmt der Countertenor Andreas Scholl. Als dieser vor einem guten Jahrzehnt die Konzertpodien eroberte, sorgte er nebenbei für die Rehabilitation einer ganzen Stimmlage. "Countertenöre waren lange Zeit aus der Mode gekommen", erinnert sich Scholl. Erst mit der Barockmusik-Bewegung und deren historischer Aufführungspraxis wurde auch das Repertoire für die maskuline Alt-Stimme wiederentdeckt. Allerdings: Ohne einzelne herausragende Interpreten hätte sich das Publikumsinteresse an diesem vernachlässigten Repertoire kaum wecken lassen. In Deutschland übernahm Andreas Scholl, der durch seine makellose, klangvoll timbrierte Stimme überzeugte, die Vorreiterrolle.
Mit von der Partie ist die Accademia Bizantina, ein Originalklangensemble von höchster Qualität. Für ihren gemeinsamen Auftritt im Münchner Herkulessaal ernteten Scholl und die Accademia zuletzt höchstes Lob von der Süddeutschen Zeitung: "grandios".


Achtung! Konzertbeginn erst 20.30 Uhr


Heidelberger Frühling 2006
Live aus der Heiliggeistkirche Heidelberg

Antonio Vivaldi
Concerto für Streicher und Basso continuo C-Dur RV 114/116

Georg Friedrich Händel
"Bel contento" aus der Oper "Flavio, Rè di Longobardi" HWV 16

Antonio Vivaldi
Concerto für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo a-Moll RV 522 (op. 3/8)

Tommaso Albinoni
"Selvagge amenità" aus der Oper "Engelberta"

Georg Friedrich Händel
"Cara sposa" aus der Oper "Rinaldo" HWV 7
"Dove sei" aus der Oper "Rodelinda" HWV 19

ca 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Nicola Porpora
"Va’ per le vene il sangue" aus der Oper "Il trionfo di Camilla"

Francesco Geminiani
Concerto grosso Nr. 12 d-Moll
"La Follia" (nach der Violinsonate d-Moll op. 5/12 von Arcangelo Corelli)

Antonio Lotti
"Discordi pensieri" aus der Oper "Teofane"

Georg Friedrich Händel
"Al lampo dell`armi" aus: "Giulio Cesare in Egitto" HWV 17


Andreas Scholl und die Accademia Bizantina