Die ganze Klavierwelt in einer Stunde

Moderation: Jürgen Otten · 28.02.2010
Etüden waren bis zum Erscheinen Frédéric Chopins Übungsstücke, um bestimmte technische Fertigkeiten zu schulen. Mit dem Erscheinen des polnischen Nationalkomponisten änderte sich das nachhaltig: nicht mehr Probleme des Fingersatzes oder der Koordination beider Hände standen im Mittelpunkt, sondern wurden allenfalls eine Art Vorwand für Ausdrucksstudien, bei denen nicht mehr die Technik, sondern die Emotionen in den Mittelpunkt rückten.
Wie intensiv man diese ausfüllt, ist allerdings wiederum eine andere Frage. Jürgen Otten stellt in seiner Sendung ganz verschiedene Herangehensweisen einander gegenüber, wobei sich zwischen der noblen Klassizität eines Maurizio Pollini und der poetischen Vertiefung Grigori Sokolows – um nur zwei Eckpunkte zu nennen – eine außerordentliche Spanne von Möglichkeiten öffnet. Der Autor geht – in nächster Nähe zum 200. Geburtstag ihres Schöpfers – der Frage nach, wie weit uns diese Musik der Opera 10 und 25 von Frédéric Chopin auch heute noch, weit jenseits des romantischen Jahrhunderts, nicht nur etwas über ihre eigene Zeit, sondern auch über unsere jetzige zu erzählen vermag.