Die Frau hinter Macqua Design

Von Mandy Schielke · 09.07.2007
Wenn sie Inspiration braucht, geht sie zu Kunstausstellungen sagt die Modedesignerin Meike Vollmar. Sie lebt in Berlin und ist die Macherin von Macqua Design. Angefangen hat sie mit bedruckten T-Shirts, mittlerweile hängen ihre Kleider in Geschäften in Mailand und Japan.
Lässig sind ihre Sachen immer noch. Jersey-Couture sei das, was sie mache. Mandy Schielke hat die Designerin in ihrem Atelier getroffen.
Meike Vollmar lümmelt auf der Fensterbank vor ihrem Atelier. Der heiße Sommertag hat ihre Glieder müde gemacht. Jetzt geht er gleich zu Ende, doch für Meike beginnt die Arbeit erst, sie entwirft und schneidert, wenn die Stadt zur Ruhe kommt. Goldgelb strahlt ihr die Abendsonne jetzt ins Gesicht. Die 28-Jährige hat ihre nackten Beine übereinandergeschlagen, muss blinzeln und hält die rechte Hand flach vor ihre Stirn.

Meike Vollmar: "Ich war ein heimatloser Vogel, bin viel gereist, war im Ausland und bin dann wegen der Schule hergekommen. Sollte eigentlich auch nur ein Jahr sein, ich wollte dann nach Paris gehen und dort studieren aber ich bin hier irgendwie hängen geblieben."

Das war 2001. Drei Jahre später ist sie fertig mit dem Design-Studium an der Berliner Modeschule Esmod. Und macht im Prenzlauer Berg ein kleines Geschäft im Souterrain auf. Ein kleiner Raum, in einer Seitenstraße, 15 Quadratmeter höchstens. Überall liegen farblose Stofffetzen umher. Von einer Kleiderstange nimmt sie ein schwarzes Jersey-Teil, viel Stoff, der in Wellen nach unten fällt.

Meike Vollmar: "Es hat eine extreme Lässigkeit, es hat ein großes Volumen, es ist im Prinzip ein Pulli-Kleid, entspannt, leger, was dann aber durch Lackleder-Neckholder wieder aufgewertet wird, um das ganze wirklich zu einem luxuriösen Teil zu machen."

Und genauso ist die Mode von Macqua gedacht. Bequeme Formen werden mit strengem Leder kombiniert, Seide durch raue Lederschnüre drappiert. Es kommt ihr auf den Gegensatz an. Die Mischung und Grunge und Luxus - das ist die Macqua-Philosophie.

Meike Vollmar: "Um das mal zu demonstrieren. Diese Klassik aber dann wieder in Verbindung mit dem ganz weich Drappierten. Diese zwei Stilelemente, die aufeinander treffen. Der ist noch nicht fertig."

Sie ist in einen Klassiker ihrer Kollektion geschlüpft, einen Trenchcout, beige, bis zur Taille altbewährt geschnitten mit steifem Revers. Sie streicht ihn schüchtern glatt und schaut an sich herunter. Die kupferfarbene Prinz-Eisenherz-Frisur fällt vors Gesicht. Ab der Taille ist der Mantelstoff gerafft und fällt wie ein Wasserfall bis zum Knie. In der nächsten Sommerkollektion wird es ein erdbeerrotes Kleid geben. Das ist außergewöhnlich. Die Farben ihrer Blusen, Kleider und Röcke haben sonst matte Farben. Grau, ocker, beige, schwarz und weiß.

Unter dem Mantel trägt die knapp 1,90 Meter große Frau eine kurze Hose und ein weites, luftiges Jersey-Teil aus der eigenen Kollektion. Ihre Kleider sollen praktisch sein und deshalb sind die selten knöchellang. Wenn Meike zu einer schicken Party eingeladen ist und auf der Suche nach einem Taxi durch den Kiez hetzt, müssen Abendkleider das mitmachen, sagt sie und zündet sich lässig eine Zigarette an.

Meike Vollmer: "Angefangen habe ich mit Pullis und Hosen im Freundeskreis, in erster Linie für mich selbst, weil ich damals schon sehr groß war und mit zwölf dann auch dementsprechend dünn und ich einfach nichts gefunden hab, was mir gepasst hat."

Mehr erzählt sie nicht aus ihrer Vergangenheit. Sie kommt aus Berlin. Fertig. Dass sie mit dem eigenen Label endlich anfing, dazu hat sie eine befreundete Designerin gedrängt, die gleich nebenan arbeitet. Und dann musste ein neuer Name gefunden werden.

Meike Vollmar: "Das kam eigentlich in einer ziemlichen Drucksituation, weil ich eigentlich mit einem anderen Namen angefangen hatte. Zur Eröffnung des Ladens, als eigentlich alles fertig war, hat der Anwalt eines Freundes mal genauer recherchiert hatte. Und zwar hatte sich genau diesen absoluten Phantasienamen Marcs and Spencers - diese große Kaufhauskette - schützen lassen."

Außerdem stand ihr Debüt beim Moet & Chandon Design-Nachwuchswettbewerb bevor, die erste eigene große Modenschau mit internationaler Presse vor dem Laufsteg. Einen Eklat was den Namen angeht, konnte sie nicht riskieren und so entstand Macqua – der neue Labelname. Den Wettbewerb hat Meike gewonnen, später reist sie mit ihren Kleidern gefördert durch die Berliner Designplattform Create Berlin zur Modemesse nach Mailand. In diesem Sommer ist sie eine von fünf Jungdesignern, die bei der Berliner Fashion Week ihre Kollektion zeigen. Die Musik für ihre Shows macht ein Freund.

20 Läden verkaufen Macqua-Mode mittlerweile, in Deutschland, Japan, Mailand und Italien. Manchmal wächst ihr das alles über den Kopf.

Meike Vollmar: "Dieses Denken ich muss jetzt billiger, schneller liefern das ist natürlich wichtig. Ich muss aber zu meiner Schande gestehen, dass mir dieses Marketing-Gen und dieses Profitdenken irgendwie abgeht, und ich darunter leide zwischendrin, weil größere Engpässe entstehen und ich mich frage ich habe doch jetzt so gut verkauft, also wo ist das Geld warum kann ich jetzt nicht in den Urlaub fahren."

Ihre aktuelle Kollektion heißt: With the Feet on the Ground, the Head in the Sky. Mit den Füßen auf dem Boden mit dem Kopf zwischen den Wolken. Das Motto ihrer Mode und irgendwie auch Ausdruck ihres Wesens. Der Erfolg hat sie mitgenommen, Dem provisorischen Leben im Prenzlauer Berg bleibt sie treu. Sie wohnt gleich über dem winzigen Atelier. Um einen Kaffee zu trinken eilt sie lieber nach oben als ins nächste Café.