Die Frau, der keiner gewachsen ist
In den 60er Jahren begann Modesty Blaise als Comicheldin in britischen Zeitungen ihr Unwesen zu treiben. Auf Grund des Erfolgs machte Peter O’Donnell aus ihr eine Romanfigur. Eines der Bücher - über die Frau, der kein Gegner gewachsen ist, die sich sexy kleidet und ihren Liebhabern ein gutes Essen serviert - ist wieder aufgelegt worden.
Modesty Blaise ist eine Fantasy Heldin. Sie kämpft auf eigene Faust für das Gute. Sie ist eine glänzende Kämpferin, nimmt es mit den stärksten Gegnern auf, mit Intelligenz und ihrem Körper. Sie ist stark, scheut aber auch nicht davor zurück, ihre beträchtlichen weiblichen Reize einzusetzen, wenn es den Gegner schwächt. Sie tritt in Aktion, weil sie einem Freund oder dem britischen Geheimdienst helfen will oder einfach auch nur, weil sie über eine Ungerechtigkeit empört ist. Und weil Modesty Blaise so gut und zusammen mit ihrem Freund Willie Garvin unschlagbar ist, haben die Schurken und Bösewichter gegen sie einfach keine Chance. Natürlich kommt ihr auch zugute, dass sie die andere Seite gut kennt – schließlich hat sie sich ihren Reichtum als Chefin einer internationalen Diebesbande "erworben".
Peter O’Donnell hat Modesty Blaise 1963 als Comicheldin für britische Zeitungen geschaffen, die Serie ist bis 2001 gelaufen! Der Erfolg regte O’Donnell an, insgesamt elf Romane mit seiner Heldin zu veröffentlichen, alle sehr gut und mit feinem britischen Humor geschrieben. Unter dem Pseudonym Madeleine Brent hat O’Donnell außerdem noch höchst erfolgreiche historische Abenteuerromane geschrieben. In diesem Jahr ist er 80 geworden.
Auch wenn es nahe liegt – der Vergleich mit James Bond wird Modesty nicht gerecht. Nicht einfach, weil sie nie Abenteuer in den Mustern des real existierenden Kalten Kriegs besteht, vor allem aber kämpft sie ohne einen Q und ein gewaltiges technisches Arsenal im Rücken. Ihre Waffe ist die intelligente und originelle Idee, mit der sie sich aus scheinbar ausweglosen Situationen befreit. Das ist ein besonderer Spaß, den O’Donnell seinen Lesern gönnt, dieses: Wie soll sie das bloß schaffen? Und sie hat eine ganz eigene Moral, fast archaisch. Drogen- oder Mädchenhandel, das geht gar nicht, aber im Kampf gegen die Schurken macht sie sich selber zu deren Richterin. Das lässt man ihr deshalb ohne Zorn durchgehen, weil sie eben nicht von dieser Welt ist.
Heute verkörpert eine Angelina Jolie eine postfeministische Ikone, in den 60er Jahren passte sie nicht zu den harten Kämpfen der Frauenbewegung. Dafür waren die Romane zu ironisch, zu augenzwinkernd geschrieben. Modesty war eben beides – die Frau, der kein noch so starker Gegner gewachsen ist und die sich zugleich ungemein sexy anzieht und ihren Liebhabern auch gern ein gutes Essen serviert. Das war damals noch schiere Science-Fiction, heute ist es einfach nur cool.
Die Romane von O’Donnell sind zeitlos gut – sie hatten einfach eine Wiedergeburt verdient. Sie waren allesamt vergriffen, bestenfalls in Antiquariaten noch vereinzelt zu finden. Thomas Wörtche, Herausgeber der ub-metro-Reihe, hat jetzt begonnen, sie neu aufzulegen. Ilse Winger hat die Bücher vorzüglich neu übersetzt, ihren subtilen und glitzernden Humor gut eingefangen, es ist ein Vergnügen, diesen alten Roman zu lesen. Die Neuauflage hat enthusiastische Reaktionen hervorgerufen, auf der Krimi-Bestenliste kam sie sofort auf die vorderen Plätze und in vielen Zeitungen jubelten alte Fans, dass sie ihrer Modesty jetzt wieder begegnen dürfen. Seit zwei Jahren gibt übrigens der englische Titan-Verlag auch die Comic-Strips wieder heraus. Und man kann sich freuen, schon im September kommt der nächste Roman heraus.
Peter O'Donnell: "Modesty Blaise - Die Klaue des Drachen"
Übersetzt von Ilse Winger
Unionsverlag 2005
314 Seiten
Peter O’Donnell hat Modesty Blaise 1963 als Comicheldin für britische Zeitungen geschaffen, die Serie ist bis 2001 gelaufen! Der Erfolg regte O’Donnell an, insgesamt elf Romane mit seiner Heldin zu veröffentlichen, alle sehr gut und mit feinem britischen Humor geschrieben. Unter dem Pseudonym Madeleine Brent hat O’Donnell außerdem noch höchst erfolgreiche historische Abenteuerromane geschrieben. In diesem Jahr ist er 80 geworden.
Auch wenn es nahe liegt – der Vergleich mit James Bond wird Modesty nicht gerecht. Nicht einfach, weil sie nie Abenteuer in den Mustern des real existierenden Kalten Kriegs besteht, vor allem aber kämpft sie ohne einen Q und ein gewaltiges technisches Arsenal im Rücken. Ihre Waffe ist die intelligente und originelle Idee, mit der sie sich aus scheinbar ausweglosen Situationen befreit. Das ist ein besonderer Spaß, den O’Donnell seinen Lesern gönnt, dieses: Wie soll sie das bloß schaffen? Und sie hat eine ganz eigene Moral, fast archaisch. Drogen- oder Mädchenhandel, das geht gar nicht, aber im Kampf gegen die Schurken macht sie sich selber zu deren Richterin. Das lässt man ihr deshalb ohne Zorn durchgehen, weil sie eben nicht von dieser Welt ist.
Heute verkörpert eine Angelina Jolie eine postfeministische Ikone, in den 60er Jahren passte sie nicht zu den harten Kämpfen der Frauenbewegung. Dafür waren die Romane zu ironisch, zu augenzwinkernd geschrieben. Modesty war eben beides – die Frau, der kein noch so starker Gegner gewachsen ist und die sich zugleich ungemein sexy anzieht und ihren Liebhabern auch gern ein gutes Essen serviert. Das war damals noch schiere Science-Fiction, heute ist es einfach nur cool.
Die Romane von O’Donnell sind zeitlos gut – sie hatten einfach eine Wiedergeburt verdient. Sie waren allesamt vergriffen, bestenfalls in Antiquariaten noch vereinzelt zu finden. Thomas Wörtche, Herausgeber der ub-metro-Reihe, hat jetzt begonnen, sie neu aufzulegen. Ilse Winger hat die Bücher vorzüglich neu übersetzt, ihren subtilen und glitzernden Humor gut eingefangen, es ist ein Vergnügen, diesen alten Roman zu lesen. Die Neuauflage hat enthusiastische Reaktionen hervorgerufen, auf der Krimi-Bestenliste kam sie sofort auf die vorderen Plätze und in vielen Zeitungen jubelten alte Fans, dass sie ihrer Modesty jetzt wieder begegnen dürfen. Seit zwei Jahren gibt übrigens der englische Titan-Verlag auch die Comic-Strips wieder heraus. Und man kann sich freuen, schon im September kommt der nächste Roman heraus.
Peter O'Donnell: "Modesty Blaise - Die Klaue des Drachen"
Übersetzt von Ilse Winger
Unionsverlag 2005
314 Seiten