Die Fotografen Gundula Schulze Eldowy und Robert Frank

Dokumente einer wunderbaren Freundschaft

Der legendäre Fotograf und Filmemacher Robert Frank im Januar 2016 bei einer Ausstellungseröffnung in New York.
Der legendäre Fotograf und Filmemacher Robert Frank im Januar 2016 bei einer Ausstellungseröffnung in New York. © imago stock&people
Gundula Schulze Eldowy im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 15.04.2018
30 Lebensjahre trennen die Fotografen Gundula Schulze Eldowy und Robert Frank. Was die Ostberlinerin und den New Yorker verbindet, ist ihr untrüglicher Blick für Randgruppen der Gesellschaft. Eine Ausstellung in Erfurt widmet sich nun in Fotos und Briefen ihrer Freundschaft.
Sie stammten zwar aus verfeindeten "Blöcken", aber die Ostberliner Fotografin Gundula Schulze Eldowy und der New Yorker Dokumentarist Robert Frank waren beide auf ihre Art Außenseiter. Die 1954 in Erfurt geborene Schulze Eldowy rückte mit ihrer Kamera die Schattenseiten der DDR, nämlich menschliche Anteilnahme der Randgruppen ins Licht: Sie fing Bilder von schmutzige Ecken und gebrochene Menschen ein. "Berlin in einer Hundenacht" nannte die Fotografin diesen Zyklus.

Noch immer in Kontakt miteinander

Der 30 Jahre ältere Robert Frank wiederum, Sohn eines Deutschen und einer Schweizerin, fotografierte all das, was nicht vom "American way of life" erfasst wurde. 1985 sind sich die beiden zum ersten Mal begegnet, 1990 lud Frank die Ostberliner Kollegin in die USA ein – und bürgte für ihr Visum. 2004 sahen sich die beiden anlässlich einer Frank-Retrospektive in der Londoner Tate Modern zum letzten Mal. In Kontakt seien sie aber immer noch, sagt Gundula Schulze Eldowy, die heute zwischen Peru und Berlin pendelt.
In Erfurt werden nun in der Ausstellung "Halt die Ohren steif - Keep a stiff upper lip" erstmals Dokumente dieser Künstlerfreundschaft gezeigt, von Briefen bis hin zu Geschenken, die sie einander machten. Und 220 Fotos. Gundula Schulze Eldowy hat alles in zehnjähriger Arbeit gesichtet und zusammengestellt.
Gundula Schulze Eldowy erklärt die Ausstellung "Halt die Ohren steif" in der Kunsthallte Erfurt (April 2018).
In einem Video spricht Gundula Schulze Eldowy über ihre Ausstellung in der Kunsthalle Erfurt.© Stadtverwaltung Erfurt/Sceenshop: Deutschlandfunk Kultur

"Er war ein großes Licht für mich"

Die Freundschaft und der Briefkontakt mit Robert Frank (mit aus der DDR geschmuggelten Briefen) sei für sie – in der Endphase der DDR – durchaus auch gefährlich gewesen, sagt Schulze Eldowy.
"Er war ja ein großes Licht für mich. Ich war in großer Bedrohung – sollte als CIA-Agentin angeklagt werden. Und bin gerade noch so durch die Maschen geschlüpft, um zu entkommen. Mir hätte damals niemand beistehen können. Er hatte das alles erkannt, hat mir beigestanden und hat mich empfohlen."

Fotos nach West-Berlin geschmuggelt

So habe Frank auch einen Kontakt zu dem New Yorker Galeristen Peter McGill hergestellt. Auf abenteuerliche Weise habe der damalige Chef des Centre Culturel Francais in der DDR mit Hilfe seines Diplomantenpasses ihre Fotos nach West-Berlin geschmuggelt und von dort in die USA.
Nach dem Mauerfall lebte Gundula Schulze Eldowy einige Zeit bei Frank und seiner Frau in New York. Da beiden vielbeschäftigte Großstadtmenschen mit vielen Terminen gewesen seien, hätten sie sich oft mit kleinen Zettelchen Nachrichten hinterlassen. Auf einem dieser Zettel stand "Halt die Ohren steif – Keep a stiff upper lip", stand auf einem dieser Zettelchen, das nun der Erfurter Ausstellung den Namen gab.
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