Die Fluglotsenakademie
Der Juli ist der Monat mit den meisten Flugbewegungen über Deutschland. Dafür, dass der Luftverkehr reibungslos abläuft, sorgen die Fluglotsen der DSF. Nur sechs von 100 Bewerbern bestehen die Aufnahmeprüfung, unter ihnen auch immer mehr Frauen.
Auf dem riesigen Gelände im Industriegebiet in Langen könnte man sich beinahe fühlen wie in einem Erholungspark: Schilfbewachsene Flüsschen schlängeln sich durch Grünanlagen und im Hintergrund der zahlreichen Bäume sind deutlich Sportplätze zu erkennen. Doch was zunächst nach Entspannung aussieht, ist der Sitz der wahren Herren der Lüfte: Der DFS – Der Deutschen Flugsicherung. Hier befindet sich Hauptsitz der bundeseigenen GmbH, die Radarkontrollzentrale Frankfurt/Main und die Flugsicherungsakademie – Das Ausbildungszentrum der DFS, in der alle deutschen Fluglotsen ausgebildet werden – unter anderem von Norbert Stamm, der den Azubis das A und O der Arbeit eines Fluglotsen vermittelt:
" Sicherheit! Wenn man einen Lotsen fragt, was ist dein Job, dann sagt er 5 Meilen, 1000 Fuß. Damit ist gemeint: Abstand zwischen den Flugzeugen sicherstellen, egal wo. Ob in der Luft oder auf dem Boden, auch zwischen rollenden Luftfahrzeugen oder zwischen startenden und rollenden, gilt es immer, genügend Abstand zu halten."
Bereits zu Beginn der Ausbildung müssen die angehenden Fluglotsen entscheiden, ob sie Tower- oder Centerlotse werden wollen. Während der Towerlotse die rollenden, startenden oder landenden Flugzeuge per Blick- und Funkkontakt auf dem Rollfeld kontrolliert, sitzt der Centerlotse am Radarschirm und überwacht den Luftraum abseits der Flughäfen. In beiden Fällen sind Verantwortungsbewusstsein, ein gutes Gedächtnis, schnelles Reaktionsvermögen und höchste Konzentration gefragt – Voraussetzungen, die heute nicht mehr selbstverständlich sind, sagt Norbert Stamm:
" Man merkt das eben, man guckt Fernsehen, nach 20 Minuten kommt der erste Werbeblock, man fängt an rumzuzappen im Fernsehen. Und ein ähnlicher Effekt, den kann man bei den Jugendlichen heute auch schon teilweise erkennen, dass'ne Konzentration über 20, 25, 30 Minuten, vielleicht sogar bis 45 Minuten aufrecht zu erhalten ist, aber dann geht die Konzentration ein Stück weit auch schon wieder verloren. Das heißt, da muss das Konzentrationsvermögen bei den Leuten trainiert werden. Es ist nicht weg, es muss nur wieder trainiert werden."
Rund 40 Auszubildende werden in der Flugsicherungsakademie pro Jahr trainiert – dabei bestehen nur sechs von hundert Bewerbern im Alter zwischen 19 und 25 Jahren den Einstellungstest. Wer es an die Akademie geschafft hat, verdient während der cirka einjährigen theoretischen Ausbildung 690 Euro monatlich, kann direkt auf dem Campus der Akademie wohnen und die großzügig gestalteten Computerräume, Bibliotheken oder Freizeitanlagen nutzen – danach geht's für weitere acht bis 18 Monate zum "Training on the job" – in einen Tower oder eine Radarkontrollzentrale – bei einem Gehalt von rund 2.500 Euro. Ein wesentlicher Bestandteil der Grundausbildung sind praktische Übungen – zum Beispiel am Flugsimulator einer Turbo-Prop-Maschine mit Ausbilder Rainer Biebrach. Für Biebrach hat die Ausbildung der Lotsen-Schüler am Flugsimulator vor allem einen Zweck:
" Ich denke, dass man sich mit der Tätigkeit intensiver identifizieren kann, wenn man auch weiß, was auf der anderen Seite, nämlich beim Kunden, sprich Piloten, welche Arbeitsbelastungen und welche Sorgen und Nöte bei dem sind. Und wenn ich Einblick habe, kann ich auch meine Anweisung am Boden zielgerichteter und entsprechend praktischer geben. "
Eine weitere wichtige praktische Übung ist die Arbeit im Tower-Simulator: Hier wird die Kommunikation mit den Kapitänen im Flugzeug nachgespielt – eine Übung, die vor allem bei männlichen Schülern anzukommen scheint:
Männlicher Azubi: " Also das Faszinierendste überhaupt ist dieser Tower-Simulator, der 3-D-Simulator, wo wirklich das ganze Geschehen eines Flughafens an die Wände projiziert wird, man wirklich das Gefühl hat, man sitzt jetzt auf'm Tower von nem großen internationalen Flughafen, obwohl man noch in der Ausbildung ist, und das alles schon wie im realen Leben wirklich sehen kann und mitspielen kann."
Dabei ist eines klar: Auf den Radarschirmen findet kein Computerspiel statt, denn hinter den kleinen Punkten auf dem Bildschirm verbergen sich Flugzeuge mit echten Passagieren. Und an der Flugsicherungsakademie müssen die Lotsen lernen, sich zwar der Verantwortung für die Menschen bewusst zu sein – jedoch im Alltag bei einem Puls von 130, wenn es daran geht, gleichzeitig zu sprechen, schreiben, hören und zu denken, einen klaren Kopf zu bewahren. Einer Aufgabe, der sich auch immer mehr Frauen stellen, denn inzwischen ist jeder vierte Fluglotse weiblich – und die weiblichen Auszubildenden scheinen genau zu wissen, was ihnen an der Arbeit Spaß macht:
Weiblicher Azubi: " Eigentlich das Kontrollieren. Dass man eigentlich alles in der Hand hat und selber bestimmen kann, wer jetzt was macht, und eigentlich das Sagen hat. Also, dass man nicht das machen muss, was einem jetzt gesagt wird, sondern dass man selber bestimmen kann."
Für die Kontrolle über das Leben der Menschen in der Luft
verdient ein Fluglotse je nach Einsatzort zwischen 4.200 und 5.800 Euro im Monat – zur Zeit noch garantiert, denn aller Spargedanken angesichts einer befürchteten Liberalisierung der europäischen Flugsicherung zum Trotz – die Ausbildung der DFS richtet sich nach ihrem Bedarf und alle Absolventen der Akademie wurden bisher von der DFS übernommen.
Dafür verbringen Fluglotsen ihr Berufsleben mit pausenloser Verantwortung und Stress, Schichtdienst und dem Starren auf Bildschirme – wie der Centerlotse XXX – Im Langener Kontrollcenter begleitet er die Auszubildenden seit Jahren als Praxis-Ausbilder. Und in dieser Zeit hat er vor allem eines gelernt: Gleich wie gut die Jung-Kontrolleure in der Theorie gewesen sind – erst in der Praxis zeigt sich, ob sie dem dauerhaften Stress auch wirklich gewachsen sind:
Ausbilder: " Es gibt Leute, was ich auch erlebt hab in der Zeit, die dann mit dem Beruf aufgehört haben. Das Wissen konnten sie alles aufnehmen, sie konnten es auch alles umsetzen, aber sie haben persönlich immer unter dem Stressfaktor gelitten. Teilweise haben sie mit dem Beruf aufgehört, teilweise sind sie ganz einfach in eine administrative Tätigkeit gegangen, sind ins Büro gegangen oder an die Schule als Ausbilder, wo der Stress wieder ein ganz anderer ist, aber mit dem die Leute besser fertig geworden sind. "
" Sicherheit! Wenn man einen Lotsen fragt, was ist dein Job, dann sagt er 5 Meilen, 1000 Fuß. Damit ist gemeint: Abstand zwischen den Flugzeugen sicherstellen, egal wo. Ob in der Luft oder auf dem Boden, auch zwischen rollenden Luftfahrzeugen oder zwischen startenden und rollenden, gilt es immer, genügend Abstand zu halten."
Bereits zu Beginn der Ausbildung müssen die angehenden Fluglotsen entscheiden, ob sie Tower- oder Centerlotse werden wollen. Während der Towerlotse die rollenden, startenden oder landenden Flugzeuge per Blick- und Funkkontakt auf dem Rollfeld kontrolliert, sitzt der Centerlotse am Radarschirm und überwacht den Luftraum abseits der Flughäfen. In beiden Fällen sind Verantwortungsbewusstsein, ein gutes Gedächtnis, schnelles Reaktionsvermögen und höchste Konzentration gefragt – Voraussetzungen, die heute nicht mehr selbstverständlich sind, sagt Norbert Stamm:
" Man merkt das eben, man guckt Fernsehen, nach 20 Minuten kommt der erste Werbeblock, man fängt an rumzuzappen im Fernsehen. Und ein ähnlicher Effekt, den kann man bei den Jugendlichen heute auch schon teilweise erkennen, dass'ne Konzentration über 20, 25, 30 Minuten, vielleicht sogar bis 45 Minuten aufrecht zu erhalten ist, aber dann geht die Konzentration ein Stück weit auch schon wieder verloren. Das heißt, da muss das Konzentrationsvermögen bei den Leuten trainiert werden. Es ist nicht weg, es muss nur wieder trainiert werden."
Rund 40 Auszubildende werden in der Flugsicherungsakademie pro Jahr trainiert – dabei bestehen nur sechs von hundert Bewerbern im Alter zwischen 19 und 25 Jahren den Einstellungstest. Wer es an die Akademie geschafft hat, verdient während der cirka einjährigen theoretischen Ausbildung 690 Euro monatlich, kann direkt auf dem Campus der Akademie wohnen und die großzügig gestalteten Computerräume, Bibliotheken oder Freizeitanlagen nutzen – danach geht's für weitere acht bis 18 Monate zum "Training on the job" – in einen Tower oder eine Radarkontrollzentrale – bei einem Gehalt von rund 2.500 Euro. Ein wesentlicher Bestandteil der Grundausbildung sind praktische Übungen – zum Beispiel am Flugsimulator einer Turbo-Prop-Maschine mit Ausbilder Rainer Biebrach. Für Biebrach hat die Ausbildung der Lotsen-Schüler am Flugsimulator vor allem einen Zweck:
" Ich denke, dass man sich mit der Tätigkeit intensiver identifizieren kann, wenn man auch weiß, was auf der anderen Seite, nämlich beim Kunden, sprich Piloten, welche Arbeitsbelastungen und welche Sorgen und Nöte bei dem sind. Und wenn ich Einblick habe, kann ich auch meine Anweisung am Boden zielgerichteter und entsprechend praktischer geben. "
Eine weitere wichtige praktische Übung ist die Arbeit im Tower-Simulator: Hier wird die Kommunikation mit den Kapitänen im Flugzeug nachgespielt – eine Übung, die vor allem bei männlichen Schülern anzukommen scheint:
Männlicher Azubi: " Also das Faszinierendste überhaupt ist dieser Tower-Simulator, der 3-D-Simulator, wo wirklich das ganze Geschehen eines Flughafens an die Wände projiziert wird, man wirklich das Gefühl hat, man sitzt jetzt auf'm Tower von nem großen internationalen Flughafen, obwohl man noch in der Ausbildung ist, und das alles schon wie im realen Leben wirklich sehen kann und mitspielen kann."
Dabei ist eines klar: Auf den Radarschirmen findet kein Computerspiel statt, denn hinter den kleinen Punkten auf dem Bildschirm verbergen sich Flugzeuge mit echten Passagieren. Und an der Flugsicherungsakademie müssen die Lotsen lernen, sich zwar der Verantwortung für die Menschen bewusst zu sein – jedoch im Alltag bei einem Puls von 130, wenn es daran geht, gleichzeitig zu sprechen, schreiben, hören und zu denken, einen klaren Kopf zu bewahren. Einer Aufgabe, der sich auch immer mehr Frauen stellen, denn inzwischen ist jeder vierte Fluglotse weiblich – und die weiblichen Auszubildenden scheinen genau zu wissen, was ihnen an der Arbeit Spaß macht:
Weiblicher Azubi: " Eigentlich das Kontrollieren. Dass man eigentlich alles in der Hand hat und selber bestimmen kann, wer jetzt was macht, und eigentlich das Sagen hat. Also, dass man nicht das machen muss, was einem jetzt gesagt wird, sondern dass man selber bestimmen kann."
Für die Kontrolle über das Leben der Menschen in der Luft
verdient ein Fluglotse je nach Einsatzort zwischen 4.200 und 5.800 Euro im Monat – zur Zeit noch garantiert, denn aller Spargedanken angesichts einer befürchteten Liberalisierung der europäischen Flugsicherung zum Trotz – die Ausbildung der DFS richtet sich nach ihrem Bedarf und alle Absolventen der Akademie wurden bisher von der DFS übernommen.
Dafür verbringen Fluglotsen ihr Berufsleben mit pausenloser Verantwortung und Stress, Schichtdienst und dem Starren auf Bildschirme – wie der Centerlotse XXX – Im Langener Kontrollcenter begleitet er die Auszubildenden seit Jahren als Praxis-Ausbilder. Und in dieser Zeit hat er vor allem eines gelernt: Gleich wie gut die Jung-Kontrolleure in der Theorie gewesen sind – erst in der Praxis zeigt sich, ob sie dem dauerhaften Stress auch wirklich gewachsen sind:
Ausbilder: " Es gibt Leute, was ich auch erlebt hab in der Zeit, die dann mit dem Beruf aufgehört haben. Das Wissen konnten sie alles aufnehmen, sie konnten es auch alles umsetzen, aber sie haben persönlich immer unter dem Stressfaktor gelitten. Teilweise haben sie mit dem Beruf aufgehört, teilweise sind sie ganz einfach in eine administrative Tätigkeit gegangen, sind ins Büro gegangen oder an die Schule als Ausbilder, wo der Stress wieder ein ganz anderer ist, aber mit dem die Leute besser fertig geworden sind. "