Die Filmstarts der Woche

Von Jörg Taszman |
Der Regisseur Hany Abu-Assad hat mit „Paradise now“ einen beeindruckenden und bestürzenden Film über zwei junge Selbstmordattentäter gedreht. Der russische Kinohit „Wächter der Nacht“ ist eine rasante Mischung aus Vampirfilm, Science-Fiction und Horror.
„Paradise now“
Niederlande / Frankreich / Deutschland 2005
Regie: Hany Abu-Assad
Darsteller: Kais Nashef, Ali Suliman

Zwei junge Männer, Khaled und Said, werden dazu bestimmt, sich als Selbstmordattentäter in Tel Aviv in die Luft zu sprengen, versprochen wird ihnen dafür das Paradies. Der palästinensische Regisseur Hany Abu-Assad zeigt ihren letzten Tag vor dem Einsatz und hat doch mehr gedreht als nur einen Film der Verständnis aufbringen soll für die Selbstmordattentäter.

Die letzte Nacht dürfen die beiden Männer noch einmal im Kreise der Familie begehen, ohne dass sie wirklich Abschied nehmen dürfen. Eine junge Frau, die in einen der beiden Männer verliebt ist, bekommt die Wahrheit heraus, versucht sich gegen die fatale Männerlogik, gegen das Töten zu stellen.

„Paradise now“ ist ein politischer Film und Regisseur Hany Abu-Assad kein Diplomat. Er hat sehr starke Überzeugungen, aber er spricht das Problem der Kollaboration und Indoktrinierung an und er deutet im Schlussbild des Films auch an, wer die Opfer sein werden: ganz normale Businsassen. Ein beeindruckender und bestürzender Film, der kaum Antworten kennt, aber viele wichtige Fragen aufwirft.

„Wächter der Nacht“
Russland 2004
Regie: Timur Bekmambetov
Darsteller: Konstantin Khabensky

Auf Moskaus Straßen rivalisieren seit Jahrhunderten die Kräfte der Nacht mit den Kräften des Lichts. Nach Sonnenuntergang sind die „Wächter der Nacht“, eine Gruppe von übersinnlich begabten „Anderen“, dafür verantwortlich, die Moskauer vor der Bedrohung durch die „Wächter des Lichts“, also Vampire, Hexen und Meister der schwarzen Magie, zu schützen. Zwischen beiden Gruppen herrscht ein Waffenstillstand, den der Nachtwächter Anton bricht, als er einen Vampir tötet.

Nun versuchen die Wächter des Lichts Antons Sohn einen kleinen Jungen, der mehr Macht hat als jemals ein Wesen zuvor, auf ihre Seite zu ziehen. Was sich wie ein 08/15-Actionfilm anhört, ist einerseits ein aus Versatztücken des Horror- und Fantasy-Genres bestehendes Werk, allerdings mit einer sehr typisch russischen Note. Der Film spielt nicht in der Zukunft oder der Vergangenheit, sondern im Moskau von heute.

Der erste russische Hit im Kino nach 1990 „Wächter der Nacht“ brach in Russland alle Rekorde und stand 2004 einsam an der Spitze der russischen Charts mit einem für Russland sensationellen Einspiel von 16 Millionen Dollar. Die rasant gefilmte Mischung aus Vampirfilm, Science-Fiction und Horror wurde vom Werbefachmann Timur Bekmambetow überzeugend in Szene gesetzt und ist mit vielen russischen Stars und bekannten Darstellern garniert.

Der US Major „20th Century Fox“ kaufte für je zwei Millionen Dollar die weltweiten Rechte an „Nochnoj Dozor“, wie „Wächter der Nacht“ auf Russisch heißt, und dem Sequel „Nochnoj Dozor 2“. Ende September startet der russische Erfolgsfilm bei Fox in den USA und mit jeweils über 200 Kopien zeitgleich in so wichtigen europäischen Schlüsselmärkten wie Deutschland und Frankreich.
Lesen Sie zu dem Film auch den Fazit-Beitrag Vampire in Moskau.


„NVA“

Zu dem Kinostart „NVA“ können Sie unser Kulturinterview mit Filmemacher Leander Haußmann lesen.
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