Die Filmstarts der Woche

Von Hannelore Heider |
Das Leben der amerikanischen Boxlegende Jim Braddock wird als Heldengeschichte in dem Film "Das Comeback" mit Russell Crowe in der Hauptrolle erzählt. Jim Jarmusch gibt in "Broken Flowers" der Figur eines alternden Don Juan, der sich auf die Suche nach seinem Sohn begibt, den Rahmen eines Roadmovies.
Film: "Das Comeback" (Orig. Cinderella Man)

USA 2005
Regie: Ron Howard
Darsteller: Russell Crowe, Reneé Zellweger, Paul Giamatti

Die wahre Lebensgeschichte der Boxlegende Jim Braddock wird uns ganz konventionell als große Heldengeschichte erzählt. Nach einem furiosen Auftakt, in der wir den irischstämmigen Boxer Ende der 20er Jahre als den strahlenden Sieger erleben, stürzt auch der mehrfache Familienvater in die bittere Armut der großen Depression.

Nach verlorenen Kämpfen und mit einer gebrochenen Hand ist er längst nicht mehr der Liebling der Box-Promoter und muss bald um das blanke Überleben seiner über alles geliebten Familie kämpfen. Das tut er mit legendärem Mut, der ihn schon im Ring ausgezeichnet hat. Bis er in der Vorbereitungsphase einer Weltmeisterschaft wieder einen einzigen Kampf angeboten bekommt, in dem er nicht als Puchingsball für eine Boxberühmtheit herhalten soll. Aber das Wunder passiert, er kämpft sich durch bis zum Weltmeistertitel und ist mit dieser Lebensgeschichte für die Amerikaner bis heute eine Art Volksheld.

Obwohl Jim Braddock eine vergessene Boxlegende ist, hat der Zuschauer keinen Zweifel am Ausgang der über Strecken spannenden Story, die ganz simpel mit viel Musik und Großaufnahmen als Erfolgsgeschichte eines einfach gestrickten Underdogs inszeniert ist. Es geht nicht um einen Boxer, es geht um einen Mann, der immer an seine eigene Kraft geglaubt hat und seine Würde selbst in entwürdigenden Lebenssituationen zu bewahren wusste. Wobei weder über die gesellschaftlichen Hintergründe seines "Unglücks" noch die Quellen seiner Überzeugung wirklich reflektiert wird.

Das hat allein "Gladiator" Russel Crowe mit seiner Leinwandpräsenz zu leisten und er schafft es dann doch, uns über die sentimentalen Familienszenen zu hieven, die mindestens die Hälfte des Filmes ausmachen und nur zum Anfang und zum Schluss mit packenden Boxkämpfen garniert sind. Ebenbürtiger Partner dabei ist ihm Paul Giamatti als mal nicht treuloser Manager, während Reneé Zellweger ihre Rolle als Mutter ernsthaft und ohne Mätzchen ausfüllt.

Film: "Broken Flowers"
USA 2005
Regie/Drehbuch: Jim Jarmusch
Darsteller: Bill Murray, Jeffrey Wright, Sharon Stone, Frances Conroy, Jessica Lange, Tilda Swinton, Julie Delpy
Nun hat sich Jim Jarmusch Bill Murray geholt und lässt ihn in der Rolle eines alternden Don Juan all die liebgewordenen Manierismen der Verlorenheit und des Lebensüberdrusses, die wir aus "Lost in translation" kennen, in einem wunderbaren Roadmovie ausspielen. Don Johnston quittiert den Auszug seiner jungen Freundin (Julie Delpy) mit genauso stoischer Gelassenheit wie den Erhalt eines Briefes, in dem ihm der Besuch seines angeblich inzwischen 19-jährigen, unbekannten Sohnes angekündigt wird. Aber sein Nachbar, der einzige Bezugspunkt menschlicher Kommunikation, der ihm noch blieb, recherchiert akribisch und schickt seinen Freund schließlich auf eine abenteuerliche Reise, bei der er gleich vier seiner ehemaligen Geliebten und möglichen Mütter eines Sohnes in immer neuen Mietwagen in immer neuen Vorstädten aufsuchen wird.

Die Zumutung, die diese Suche für den Mann darstellt, wird von Bill Murray mit minimalsten Gefühlsregungen und köstlich feinem Humor absolviert, wie auch die hochkarätig besetzte Damenriege nur aus dem Augenblick heraus und sehr emotional auf den Besuch dieses Herren reagieren darf. Denn die Vorgeschichten der Love-Storys erzählt uns der Film nicht, es gibt keine Rückblenden, sondern nur die Gegenwart als geronnenes Leben.

Jede der Damen darf eine nur skizzenhaft hingeworfene, aber glaubwürdige Miniatur geben, was ausnahmslos allen so gut gelingt, dass sich Bill Murray in seiner klaustrophobischen Melancholie doch bewegt – und einen neuen Anlauf für vielleicht ein anderes Leben versucht, der so rührend-komisch endet, wie es sich für einen solchen Helden und eine Komödie gehört.