Die Eremitin Maria Anna Leenen

Vier Sekunden und alles war anders

06:42 Minuten
Die Einsiedlerin Maria Anna Leenen blickt in Bippen bei Fürstenau auf ein Feld.
Selbstgewählte Einsamkeit: Maria Anna Leenen lebt seit vielen Jahren als Eremitin. Dafür vollzog sie einen radikalen Schnitt zu ihrem früheren Leben. © picture alliance / dpa / Friso Gentsch
Maria Anna Leenen im Gespräch mit Axel Rahmlow · 20.07.2020
Audio herunterladen
Sie war Sportlehrerin, betrieb eine Büffelfarm in Venezuela. All das ließ Maria Anna Leenen hinter sich: Seit mehr als 25 Jahren lebt sie als Einsiedlerin in einer abgelegenen Klause nahe Osnabrück. Ihr Leben sei immer noch sehr bunt, sagt sie.
"Mir fehlt eigentlich nichts." Höchstens Wasser, ihr Brunnen sei nämlich kaputt. Das sagt Maria Anna Leenen mit dem heiteren Tonfall eines Menschen, der mit sich im Reinen zu sein scheint. Sie lebt seit über 25 Jahren nördlich von Osnabrück als Einsiedlerin in einer abgelegenen Klause ohne Luxus, allerdings mit Internetanschluss. Denn die 64-Jährige betreibt als Autorin von mittlerweile 15 Büchern eine eigene Website.

Alles andere aber – Reisen, Partys, Shoppingtouren, ein gut gefülltes Bankkonto – gehöre für sie der Vergangenheit an, betont Leenen. Einst arbeitete sie als Sportlehrerin, zog dann mit ihrem damaligen Lebensgefährten in Venezuela eine Büffelfarm hoch und änderte ganz plötzlich ihr Leben von Grund auf.

"Wie ein Tritt vors Schienbein"

"Vier Sekunden haben alles verändert", erinnert sie sich. Mangels anderen Lesestoffs las sie eine christliche Schrift und darin unter anderen den Satz "Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Da hat es 'Peng' gemacht". Das sei "wie ein Tritt vors Schienbein mitten im venezolanischen Dschungel" gewesen.


Leenen ließ Büffelfarm und Lebensgefährten hinter sich, kehrte zurück nach Deutschland, wurde gläubig und katholisch. "Angst vor Veränderungen hatte ich nie", sagt sie. Das Schreiben - Bücher über Religion, Kinderbücher – sei für sie wie eine intensive Reflexion. Ihr Leben sei immer bunt gewesen. "Und ist es immer noch."
(mkn)

Corona hat uns gezeigt, wie sehr das Leben sich plötzlich ändern kann. Die Pandemie hat auch den Blick für Umbrüche geschärft - freiwillige und erzwungene. Deutschlandfunk Kultur stellt in loser Folge Menschen vor, die einen Bruch mit ihrem alten Leben gewagt haben.

Hören Sie dazu auch:
Eine Schulleiterin über ihre Geschlechtsangleichung - "Der Bruch war gar nicht so groß"

Mehr zum Thema