Die Entdeckung des Fingerabdrucks

Identität mit Abdruck

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Undatierte Aufnahme eines Polizisten, der Fingerabdrücke in London untersucht.
Undatierte Aufnahme eines Polizisten in London, der Fingerabdrücke in London. © imago/ZUMA/Keystone
Peter Becker im Gespräch mit Shanli Anwar  · 21.02.2019
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Von 2020 an sollen neue Personalausweise in der EU nicht nur ein Foto, sondern auch Fingerabdrücke des Inhabers enthalten. Historiker Peter Becker erinnert daran, dass es ein Berliner Tierarzt war, der dieses individuelle Erkennungszeichen entdeckte.
Auf Personalausweisen sollen in Zukunft europaweit Fingerabdrücke gespeichert werden. Europaparlament und Unterhändler der EU-Staaten einigten sich diese Woche auf neue Standards. Damit sollen die Ausweise fälschungssicherer für den Kampf gegen Terrorismus und Kriminalität werden. Geplant ist, zwei Fingerabdrücke auf einem digitalen Chip zu speichern. In Deutschland ist der Fingerabdruck im Personalausweis bislang freiwillig, im Reisepass seit 2007 Standard.
Ein Finger auf einem Biometrie-Scanner, der den Fingerabdruck abbildet.
In den Personalausweisen wird der Fingerabdruck ab 2020 in der ganzen EU zur Pflicht. © picture alliance /dpa / Ingvar Karmhed SCANPIX SWEDEN
Woher kommt eigentlich die Suche nach dem Fingerabdruck eines Menschen als Abbild seiner Identität? Ein Berliner Tierarzt entdeckte erstmalig, dass Fingerabdrücke für polizeiliche Ermittlungen interessant sein könnten. Es war 1888, als er im Schlachthof zusah, dass die Arbeiter ihre blutigen Hände am Handtuch abwischten und die Papillarlinien ihrer Finger und Hände einen deutlichen Abdruck hinterließen, sagte der Wiener Historiker Peter Becker im Deutschlandfunk Kultur. Als er die Polizei darauf hingewiesen habe, dass dies helfen könnte, die Identität eines Täters zu ermitteln, hätten die Ermittler damals abgewunken. Das Argument sei damals gewesen, dass man solche Spuren noch nie an einem Tatort gesehen habe, sagte der auf die Geschichte der Kriminalität spezialisierte Historiker.

Kriminalistische Selbstversuche

Das Sicherstellen von Fingerabdrücken am Tatort habe sich als hohe Kunst erst über die Jahrzehnte entwickelt. Dafür hätten erst hochprofessionelle Verfahren entwickelt werden müssen, um die Fingerabdrücke sichtbar zu machen, zu konservieren und zu dokumentieren. Der französische Kriminalist Edmond Locard habe später im Selbstversuch ausprobiert, was mit dem Fingerabdruck geschehe, wenn die Finger beschädigt werden. Er habe sie dafür in siedendes Öl getaucht und die Fingerkuppen zerschnitten, um festzustellen, dass alles in identischer Form nach der Zerstörung wieder nachgewachsen sei.
(gem)
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