Die Enkelin des KZ-Kommandanten

Eine deutsche Geschichte

33:04 Minuten
Posträt von Jennifer Teege, vor einem orangefarbenen Hintergrund.
Der lange Schatten der Vergangenheit: Als Jennifer Teege erfuhr, dass ihr Großvater der KZ-Kommandant Amon Göth ist, war sie völlig aus der Bahn geworfen. © Thorsten Wulff
Von Marius Elfering · 04.06.2021
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Mit Ende 30 stößt Jennifer Teege auf ein dunkles Familiengeheimnis: Ihr Großvater war der berüchtigte KZ-Kommandant Amon Göth. Plötzlich bestimmen Schuld und Verantwortung ihr Leben – und sie bekommt Zweifel an der eigenen Identität.
Ihr gesamtes Leben lang beschäftigen Jennifer Teege Fragen, die sich um Herkunft und Identität drehen. Kurz nach ihrer Geburt gab ihre Mutter sie in ein Kinderheim. Später wuchs sie in einer Pflegefamilie auf, die sie schließlich adoptierte. Ihre Wege führen sie letztlich nach Israel, das Land zu dem sie eine tiefe Bindung aufbaut, ohne um das Geheimnis ihrer Familiengeschichte zu wissen.
Einige Jahre später, Jennifer Teeger lebt mittlerweile wieder in Deutschland, entdeckt sie durch Zufall ein Buch, in dem es um die Lebensgeschichte ihrer biologischen Mutter geht - und um deren Vater Amon Göth, den Kommandanten des Konzentrationslagers Płaszów. Göth war für den Tod Tausender Menschen verantwortlich und besonders für seine Grausamkeit bekannt.
Dieser Mann, realisiert Jennifer Teege, ist ihr Großvater. "Das war ganz existenziell", erinnert sie sich an den Moment zurück. "Wie wenn Schnee fällt und alles wird ganz, ganz leise."
Diese Entdeckung wirft sie völlig aus der Bahn. Jennifer Teege erzählt in "Plus Eins", wie sie monatelang recherchierte, zum Ort des ehemaligen Konzentrationslagers fuhr, sich mit den Taten ihres Großvaters auseinandersetzte und sich schließlich traute, auch ihren Freunden in Israel, deren Angehörige im Holocaust ermordet wurden, von ihrer Entdeckung zu erzählen.
Es ist eine Geschichte über den langen Schatten der nationalsozialistischen Verbrechen, über Schuld in Familien und darüber, wie wir heute mit dieser Schuld umgehen wollen. Oder wie Jennifer Teege es sagt: "Es ist deine deutsche Geschichte."