Eliteschule des Sports in Berlin

Träume trotz Corona

06:43 Minuten
Schülerinnen der Berliner Poelchau-Schule im Olympiapark laufen mit Weitspringerin Melanie Bauschke durchs Ziel. (Archivfoto)
Schülerinnen der Berliner Poelchau-Schule im Olympiapark laufen mit Weitspringerin Melanie Bauschke (links) durchs Ziel. © picture alliance / Paul Zinken / dpa
Von Elmar Krämer · 28.11.2021
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Jahrelang trainieren junge Athletinnen und Athleten, um an einem internationalen Wettbewerb teilnehmen zu können, doch dann fällt dieser coronabedingt aus. Um in Form zu bleiben, gelten für sie Sonderbedingungen, wie an der Berliner Eliteschule des Sports im Olympiapark.
Die Poelchau-Sportschule im Olympiapark gibt es seit 1973. 2006 wurde ihr vom Deutschen Olympischen Sportbund das Prädikat „Eliteschule des Sports“ verliehen. Seit 2008 ist sie auch „Eliteschule des Fußballs“. 2015 zog die Schule, die vorher in einem Wohngebiet in Charlottenburg-Nord beheimatet war, an ihren heutigen spektakulären Standort im Berliner Olympiapark. 
„Wir haben hier optimale Bedingungen, Training und Schule miteinander zu kombinieren“, sagt der Schulleiter Mathias Rösner. Er ist groß und durchtrainiert, ein ehemaliger Wasserballer: „Das Land Berlin hat uns hier wirklich wunderbare Sportstätten geschenkt und die Sportlerinnen und Sportler, die hier an der Schule sind, wissen das zu schätzen und die lieben das Gelände auch.“ 

Abitur und Karriere im Leistungssport

Da nur die wenigsten Schülerinnen und Schüler später einmal vom Sport werden leben können, haben viele das Abitur als Ziel vor Augen und parallel eine Karriere im Leistungssport. Die meisten Schülerinnen und Schüler an der Poelchau-Schule sind Kaderathletinnen oder -athleten. Die enormen Trainingsumfänge in einem „normalen“ Schulalltag unterzubringen und Training und Schule in Einklang zu bringen, sei fast unmöglich, sagt Leichtathletin Antonia Franzke:

„Ich war vorher auf einem Gymnasium und ich musste mich dann schlussendlich entscheiden, ob ich den Sport weitermachen möchte und dann auf diese Sportschule gehe oder ob ich auf dem Gymnasium bleibe und den Sport hintanstelle. Und dann habe ich mich entschlossen, wirklich meinen Traum weiterzuverfolgen, bei Olympia teilzunehmen und hier auf diese Sportschule zu gehen.“

Die Leidenschaft für den Sport verbindet

Die 17-Jährige hat einen Schulweg von eineinhalb Stunden, zweimal täglich, hin und zurück. Doch das nimmt sie in Kauf, denn an der Eliteschule des Sports ist die Stimmung gut, der Umgang freundlich. Die gemeinsame Leidenschaft für den Sport verbinde, sagt die junge Sportlerin: 

„Jeder kämpft für ein Ziel und jeder ist ehrgeizig, was den Sport angeht. Das heißt, man denkt eigentlich auch relativ gleich. Das war in der anderen Schule nicht so, weil ich die Einzige war, die so Sport gemacht hat."

In der gymnasialen Oberstufe ist Training von 8 Uhr bis12 Uhr, danach findet der reguläre Schulunterricht statt. Hinzukommen noch das Vereins- oder Verbandstraining und nicht selten Wettkampfreisen. Wegen der daraus resultierenden Fehlzeiten hat sich Alessio Vasguez entschieden, auf die Poelchau-Schule zu wechseln. Als Tennis-Kaderathlet und mit einer guten Position in der Rangliste standen ihm hier die Türen offen: 
„Das war dann irgendwann nicht mehr richtig machbar auf dem Gymnasium, weil ich mich nicht so oft befreien lassen konnte. Dann habe ich überlegt, ob ich dafür eine Lösung finde, fand die Schule hier sehr cool, habe sie mir angeguckt. Und ja, seitdem ist halt alles viel leichter zu organisieren mit Training und auch mit den Reisen.“

Los geht es mit der siebten Klasse

Sportliche Talente werden in Sichtungslehrgängen von den jeweiligen Verbands- oder Landestrainern herausgesiebt. Wer die nötigen Voraussetzungen mitbringt, bekommt die Möglichkeit, in der Regel zur siebten Klasse, an die imposante „Eliteschule des Sports“ im Berliner Westend zu wechseln.
Das Gelände bietet viel Raum für insgesamt 13 Sportarten, von Fußball über Hockey, Leichtathletik, Schwimmen, Tennis, Rhythmischer Sportgymnastik bis hin zum Wasserball – auch zur Freude des Rektors. An diesem Tag trainiert Schulleiter Rösner die Wasserballer der Klassen 7 und 8. Hochmotiviert pflügen die Kinder durchs Becken dem Ball hinterher. Angriff und Verteidigung, Positionen im Becken, Abspiel und Torwürfe werden geübt.
Für den Laien sieht das schon sehr routiniert und professionell aus und das, obwohl die 12- und 13-Jährigen noch die Frischlinge an der Schule sind. Xavier und Raphael haben sich als Talente in ihren Vereinen bewiesen und schon klare Vorstellungen, wo das viele Training mal hinführen soll: „Die Schule schaffen, dann die U19 erreichen, dann auch die Pokale holen." Schulleiter Rösner ist sichtlich stolz auf den Nachwuchs, und natürlich träumt auch er hin und wieder die Träume seiner Schülerinnen und Schüler mit.

Training trotz Corona

Überall auf den Gängen und Fluren trifft man auf Mädchen und Jungen in Sportkleidung und mit großen Sporttaschen über der Schulter. In den Hallen und auf den Plätzen herrschte und herrscht trotz Corona nahezu Normalbetrieb. Die meisten sind geimpft, und getestet wird natürlich auch regelmäßig.
„Die Kaderathleten und -athletinnen durften weiter trainieren, auch im Lockdown, natürlich unter besonderen Sicherheits- und Hygieneregeln. Darüber hinaus fand der normale Unterricht digital statt“, sagt Schulleiter Rösner.
Seit Anfang des Sommers ist wieder normaler Unterricht in Präsenz möglich. Natürlich blickt man etwas sorgenvoll auf den kommenden Winter angesichts steigender Inzidenzen. Und obwohl der Sport- und Trainingsbetrieb an der Schule im Olympiapark seit Beginn der Pandemie weiterging, haben die jungen Sportlerinnen und Sportler Zeit verloren. Viele Träume blieben unerfüllt. Nicht nur die 17-jährige Antonia Franzke hofft auf bessere Zeiten: 
„Ich hätte dieses Jahr das erste Mal die Chance gehabt, bei den Europameisterschaften zu starten, die haben aber leider nicht stattgefunden wegen Corona."

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