Die digitale Bedrohung des Urheberrechts
Die Urheberrechtsverstöße durch das Einscannen von Büchern durch Google beschäftigt derzeit auch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung bei ihrer Tagung in Berlin. Der dänische Literaturwissenschaftler Per Ohrgaard versuchte dort, das Für und Wider des Vorgehens des US-Unternehmens darzustellen.
Schon vor etlichen Jahren befand der deutsche Literaturwissenschaftler Hans Mayer, eine Akademie solle kein Hort der Ordnung und der Normierung sein, eher eine Stätte der Unruhe in Permanenz ...
Bei der diesjährigen Frühjahrstagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung will man versuchen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den anderen europäischen Literaturakademien herauszuarbeiten. Eine Frage liegt Klaus Reichert von der Deutschen Akademie besonders am Herzen:
"Welches ist die Rolle der kleinen Sprachen? Also die Dänen zum Beispiel, die Schweden? Wie wird ihre Literatur wahrgenommen? Wird sie übersetzt, gibt es Menschen, die diese Sprachen können? Kann Deutsch gelesen werden in England, in Frankreich, Italien oder muss das durch Übersetzungen passieren? Was machen wir mit dem Primat des Englischen? Das ist ein Problem für die Englischen Akademien auch, die das überhaupt nicht schätzen, dass auf einmal alle Leute Englisch sprechen, denn man weiß ja, was die fürn Englisch sprechen, jedenfalls nicht eines, was für einen Briten ein anständiges Englisch wäre."
Nachdem vor 20 Jahren mit dem Mauerfall auch der größte literarische Riss in Europa überwunden wurde, müssen die Literaturakademien der europäischen Staaten nun die gemeinsamen Aufgaben erkennen. Was ist ähnlich oder grundverschieden in der Bildungspolitik? Wie kann man der digitalen Bedrohung des Urheberrechts begegnen? Beziehungsweise: Ist das Urheberrecht überhaupt bedroht?
Anne Chisholm von der englischen "Royal Society of Literature" sieht eine große Kontinuität, was die Aufgaben ihres Verbands angeht:
"Die Königliche Literaturgesellschaft wurde 1820 gegründet. Und der damalige Zweck ist derselbe wie heute, nämlich: literarische Leistung auszuzeichnen und literarisches Talent zu fördern. Das tun wir immer noch."
Aber: Was bedeutet es, wenn Google Bücher digitalisiert und online stellt? Ist das simple Rettung vor dem Verfall oder eine Gefahr für das Urheberrecht?
In Schweden standen im April die Betreiber der Website "Pirate Bay" vor Gericht, und in einem Aufsehen erregenden Prozess wurde befunden, sie hätten gesetzeswidrig gehandelt. Das sei Internet-Piraterie, sagten die Richter, doch die "Pirate Bay"-Leute verstehen sich als Robin-Hoods im Internet, und sie würden gegen ein vollkommen veraltetes Urheberrecht angehen, indem sie gegen greisenhafte Konzerne kämpfen.
Leider musste der schwedische Sprachprofessor Bo Ralph seine Teilnahme kurzfristig absagen, aber der dänische Literaturwissenschaftler Per Ohrgaard ist da, und nimmt Stellung zum Thema:
"Ich weiß ja, dass man in die Berufung gegangen ist, und da werden wir ja weiter sehen. Aber da haben Sie auch wieder das, und das kann es ja auch für Literatur geben, diese Zwiespältigkeit. Es kann ja also unbekannte Künstler geben, die es ganz gerne haben, dass die runtergeladen werden und dass die überall verbreitet werden, auch wenn sie zu Anfang nichts dafür bekommen, sie werden eben bekannter dadurch. Das ist, also im Grunde ist das Werbung. Und dann gibt es eben die andere Seite, dass auf Dauer eben vielleicht die Originalität verschwindet, weil dann niemand mehr sich traut, was zu machen, weil man damit, ich will nicht sagen, keine Karriere machen kann, das ist es nicht nur, aber weil man einfach davon nicht leben kann."
Ob Dänemark, England, Schweden oder Deutschland – allen Literaturakademien ist gemeinsam, dass sie ihre jeweilige Literatur und Sprache pflegen und vertreten, und dass sie neue Entwicklungen aufmerksam und kritisch verfolgen. Alles schön und gut, sagt Norbert Miller von der Akademie der Künste in Berlin, aber man darf die Schriftsteller nicht außer Acht lassen.
"Akademien sind heute große Organisationen, sie haben ein Dutzend mehr Funktionen, auch zu Recht, sie haben auch eine andere Notwendigkeit, zu rechtfertigen sich vor der Gesellschaft, aber das Gespräch unter den Künstlern oder in diesem Fall, unter den Schriftstellern, ist nach wie vor das wichtigste. Mein Freund Peter Bichsel hat einmal nach drei anstrengenden Tagen mit tiefen Gesprächen über Politik und Literatur gesagt: Das war alles recht und schön, aber dass wir uns gestern Nacht zu fünft, mit fünf klugen Leuten gemeinsam betrunken haben, das war eigentlich doch die erste Aufgabe dieser Tagung, das hat mich für ein halbes Jahr beim Schreiben wieder glücklich gemacht."
Schriftsteller sind schwierig zu organisieren, sagt Norbert Miller, das war schon zu Homers Zeiten so und nichts daran hat sich geändert. Kunstbeamte wolle man auf der Frühjahrstagung in Berlin nicht schaffen:
"Es gibt immer institutionell sich bewegende Schriftsteller, und es gibt Schriftsteller, die damit nichts zu tun haben wollen!"
Bei der diesjährigen Frühjahrstagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung will man versuchen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den anderen europäischen Literaturakademien herauszuarbeiten. Eine Frage liegt Klaus Reichert von der Deutschen Akademie besonders am Herzen:
"Welches ist die Rolle der kleinen Sprachen? Also die Dänen zum Beispiel, die Schweden? Wie wird ihre Literatur wahrgenommen? Wird sie übersetzt, gibt es Menschen, die diese Sprachen können? Kann Deutsch gelesen werden in England, in Frankreich, Italien oder muss das durch Übersetzungen passieren? Was machen wir mit dem Primat des Englischen? Das ist ein Problem für die Englischen Akademien auch, die das überhaupt nicht schätzen, dass auf einmal alle Leute Englisch sprechen, denn man weiß ja, was die fürn Englisch sprechen, jedenfalls nicht eines, was für einen Briten ein anständiges Englisch wäre."
Nachdem vor 20 Jahren mit dem Mauerfall auch der größte literarische Riss in Europa überwunden wurde, müssen die Literaturakademien der europäischen Staaten nun die gemeinsamen Aufgaben erkennen. Was ist ähnlich oder grundverschieden in der Bildungspolitik? Wie kann man der digitalen Bedrohung des Urheberrechts begegnen? Beziehungsweise: Ist das Urheberrecht überhaupt bedroht?
Anne Chisholm von der englischen "Royal Society of Literature" sieht eine große Kontinuität, was die Aufgaben ihres Verbands angeht:
"Die Königliche Literaturgesellschaft wurde 1820 gegründet. Und der damalige Zweck ist derselbe wie heute, nämlich: literarische Leistung auszuzeichnen und literarisches Talent zu fördern. Das tun wir immer noch."
Aber: Was bedeutet es, wenn Google Bücher digitalisiert und online stellt? Ist das simple Rettung vor dem Verfall oder eine Gefahr für das Urheberrecht?
In Schweden standen im April die Betreiber der Website "Pirate Bay" vor Gericht, und in einem Aufsehen erregenden Prozess wurde befunden, sie hätten gesetzeswidrig gehandelt. Das sei Internet-Piraterie, sagten die Richter, doch die "Pirate Bay"-Leute verstehen sich als Robin-Hoods im Internet, und sie würden gegen ein vollkommen veraltetes Urheberrecht angehen, indem sie gegen greisenhafte Konzerne kämpfen.
Leider musste der schwedische Sprachprofessor Bo Ralph seine Teilnahme kurzfristig absagen, aber der dänische Literaturwissenschaftler Per Ohrgaard ist da, und nimmt Stellung zum Thema:
"Ich weiß ja, dass man in die Berufung gegangen ist, und da werden wir ja weiter sehen. Aber da haben Sie auch wieder das, und das kann es ja auch für Literatur geben, diese Zwiespältigkeit. Es kann ja also unbekannte Künstler geben, die es ganz gerne haben, dass die runtergeladen werden und dass die überall verbreitet werden, auch wenn sie zu Anfang nichts dafür bekommen, sie werden eben bekannter dadurch. Das ist, also im Grunde ist das Werbung. Und dann gibt es eben die andere Seite, dass auf Dauer eben vielleicht die Originalität verschwindet, weil dann niemand mehr sich traut, was zu machen, weil man damit, ich will nicht sagen, keine Karriere machen kann, das ist es nicht nur, aber weil man einfach davon nicht leben kann."
Ob Dänemark, England, Schweden oder Deutschland – allen Literaturakademien ist gemeinsam, dass sie ihre jeweilige Literatur und Sprache pflegen und vertreten, und dass sie neue Entwicklungen aufmerksam und kritisch verfolgen. Alles schön und gut, sagt Norbert Miller von der Akademie der Künste in Berlin, aber man darf die Schriftsteller nicht außer Acht lassen.
"Akademien sind heute große Organisationen, sie haben ein Dutzend mehr Funktionen, auch zu Recht, sie haben auch eine andere Notwendigkeit, zu rechtfertigen sich vor der Gesellschaft, aber das Gespräch unter den Künstlern oder in diesem Fall, unter den Schriftstellern, ist nach wie vor das wichtigste. Mein Freund Peter Bichsel hat einmal nach drei anstrengenden Tagen mit tiefen Gesprächen über Politik und Literatur gesagt: Das war alles recht und schön, aber dass wir uns gestern Nacht zu fünft, mit fünf klugen Leuten gemeinsam betrunken haben, das war eigentlich doch die erste Aufgabe dieser Tagung, das hat mich für ein halbes Jahr beim Schreiben wieder glücklich gemacht."
Schriftsteller sind schwierig zu organisieren, sagt Norbert Miller, das war schon zu Homers Zeiten so und nichts daran hat sich geändert. Kunstbeamte wolle man auf der Frühjahrstagung in Berlin nicht schaffen:
"Es gibt immer institutionell sich bewegende Schriftsteller, und es gibt Schriftsteller, die damit nichts zu tun haben wollen!"