"Die deutsche Presse ist die bösartigste überhaupt"

Nach Ansicht von Michail Gorbatschow verhindert vor allem die deutsche Presse einen gerechten Umgang mit Russland und seiner Politik. 20 Jahre nach dem Mauerfall müsse in Europa jedoch alles getan werden, um Russland zu verstehen.
Der ehemalige Präsident der Sowjetunion und Friedensnobelpreisträger sagte: "Die deutsche Presse ist die bösartigste überhaupt." Doch Russland wolle niemanden bekämpfen, sein Land habe alles, was es brauche. Bezogen auf den Georgien-Konflikt sagte er: "Wenn ich das höre: Russland soll ein Aggressor sein, ein Imperialist. Das ist alles Quatsch."

Es würden natürlich auch Fehler gemacht, räumte Gorbatschow ein: In Russland befänden sich " eine Menge Brandstifter, die die Atmosphäre vergiften". Kritik übte Gorbatschow an der Nato-Osterweiterung: "Das war ein großer Fehler. Über die Nato und ihre einseitigen Handlungen sollten viele Probleme gelöst werden. Das hat nicht funktioniert."

Als "erstaunlich und enttäuschend" bezeichnete Gorbatschow rückblickend das Verhalten der europäischen Länder in den vergangenen Jahren. Diese hätten während der Regierungszeit Boris Jelzins, "als das Land darniederlag, Gehälter nicht gezahlt wurden, die Industrieproduktion um die Hälfte zurückging", zugesehen und sich "offensichtlich daran erfreut".

Zu den Vorwürfen, er, Gorbatschow sei ein Vaterlandsverräter, weil er 1991 die Abrüstungsverträge unterzeichnet habe, und sei somit auch für den Niedergang seines Landes verantwortlich, erklärte Gorbatschow: "Hängen Sie mich doch auf. Nur, bitte, wenn Sie das schon tun, dann nicht für das, was Jelzin angerichtet hat. Und wenn Sie mich aufhängen wollen, dann bitte weit von Jelzin entfernt." Es sei schade, dass "solche Leute heute derartig wichtige Posten" bekleideten.

Über den derzeitigen russischen Präsidenten Medwedew sagte Gorbatschow: Dieser habe noch zu wenig Erfahrung. "Er gibt sich Mühe. Er ist interessiert an der weiteren demokratischen Entwicklung. Aber ich habe den Eindruck, dass er hinter sich noch mehr Kräfte versammeln muss."


Das vollständige Gespräch mit Michail Gorbatschow können Sie bis zum 14.9.2009 als
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