Die deutsche Gemütlichkeit
Mehr als eine Woche werden in Deutschland die Wahlergebnisse in die Länge gezogen und überinterpretiert. Und dabei sind sie klar wie noch nie. Die Deutschen gaben eine klare Antwort - der Fürsorgestaat, den Bismarck geschaffen hat, die Nationalsozialisten ausgebaut haben und Erhard vervollkommnet hat, muss bleiben!
Falls die politischen Eliten damit beginnen, ihn zu demontieren und den Begriff "Gemütlichkeit" zu liquidieren, wäre das Volk bereit, auf die Barrikaden zu gehen. Das ist nicht wortwörtlich zu nehmen. Den Deutschen droht jedoch eine bürgerliche Bewegung des Ungehorsams. Die Konsequenz dessen kann die Ablösung der gegenwärtigen politischen Eliten und die Entstehung neuer sein. Teilweise ist dies schon eine Tatsache. Die neue Linke, der Erfolg von Lafontaine und Gysi, ist ein Beweis für das Streben der Deutschen, den Status Quo zu wahren. Unter heutigen Bedingungen würde dies bedeuten, die Uhr zurückzudrehen. Nur eine kleine Gruppe Deutscher versteht die Notwendigkeit von Reformen und der schnellen Modernisierung des Landes.
Die Mehrheit in Deutschland will weder ein Amerika noch den verhassten Neoliberalismus. Die Grenzen der Akzeptanz des "American Way of life" werden durch Big Mac und kitschige Hollywoodfilme gesetzt. Gar nichts, oder nur sehr wenig geht darüber hinaus. Für Europa bedeutet dies eine Katastrophe, da es jedem sehr schlecht ergehen wird, wenn die deutsche Wirtschaft in der Flaute bleibt. Das größere Wirtschaftswachstum in Frankreich, England, oder auch in den neuen EU-Mitgliedsstaaten, sowie in Polen, wird Deutschland in keiner Weise helfen.
Auf den Wahlergebnissen in Deutschland lastet die Vergangenheit. Die Deutschen haben bis heute noch nicht die Folgen überwunden, die die Erinnerung an die Nazizeit in der Mentalität und in dem einzelnen Menschen hinterlassen hat. Eine dieser Folgen ist die Teilung Deutschlands und die gigantischen Kosten der Wiedervereinigung. Nach dem Krieg sahen die Deutschen die Notwendigkeit der europäischen Integration aus dem Wunsch heraus, durch ein Bevölkerungswachstum und eine starke Wirtschaft einen gebührenden Stellenwert in Europa zu erlangen. Im Namen der Integration waren sie bereit, ihre geliebte D-Mark zu opfern und die Europäische Union ohne Murren zu finanzieren. All dies im Namen des Anschlusses an Europa nach dem Holocaust. Am 18. September sagten die Deutschen: "Es reicht". Nein zu einer Erweiterung Europas, nein zur Türkei, nein zu den polnischen Fliesenlegern und nein zum liberalen Kapitalismus. Solch ein Ergebnis der Wähler zeigt Merkmale eines sozialen Aufruhrs. Solch eine Entscheidung war seit langem zu Erwarten.
Vorher hat keiner die Deutschen um irgendetwas gefragt. Die politischen Eliten regierten lediglich auf die eigene Überzeugungen gestützt. Wenn es in Deutschland ein Referendum gegeben hätte, gäbe es keine Erweiterung der Union und der Euro wäre nicht eingeführt worden. Deutschland ist keineswegs ein Land der Nationalisten oder Chauvinisten. Ganz im Gegenteil. Aber Deutschland will so sein, wie es immer war. Es will die eigene Gemütlichkeit und die Anbindung an die sozialdemokratischen Ideen und mehr noch an die linken Ideen bewahren. Es war kein Zufall, dass die Begriffe der sozialen Gerechtigkeit und der "sozialen Kälte" eine entscheidende Rolle in den gerade zurückliegenden Wahlen gespielt haben. Sie haben eines gezeigt: In Deutschland gibt es eine liberale Gruppierung, FDP, die offen Losungen radikaler Veränderungen verkündet, solche, die fast alle deutschen Wirtschaftsleute vorschlagen. Es bleibt wenig Zeit, der Berg der öffentlichen Schulden wächst, die Gesellschaft wird immer älter und die Sozialsysteme sind seit langem im Defizit. Es hört jedoch keiner auf die Wirtschaftsleute und verschiedene Experten, weil sie von Dingen reden, aufgrund derer man jede Wahl verlieren muss, wofür Paul Kirchhoff ein Beweis wäre.
Die deutschen Bürger haben oft die Fähigkeit verloren, die wirtschaftliche Wirklichkeit in der Welt und bei ihren Nachbarn zu einzuschätzen. Zu ihnen ist nur hervorgedrungen, dass es nicht gut läuft und dass sie nicht im Stande sind, Schlüsse über die eigene Lage zu ziehen. Die Polen sind den Deutschen in einem ähnlich: Die Deutschen sind keineswegs Realisten in der Wirtschaft. Den Polen fehlt es an politischem Realismus, sowie der Fähigkeit, die internationale Lage, vor allem in Europa, zu bewerten. Der Außenminister Polens wird, nach den letzten Wahlen, höchstwahrscheinlich Jan Rokita sein, ein Mensch, der in Europa nach dem Motto bekannt ist: Nizza oder Tod. Nizza als Symbol für ein Europa, in dem Polen nichts zu sagen hat. Es fällt jedoch schwer, die Zukunft in Deutschland oder in Polen zu bauen, wenn sie von fehlendem Realismus getragen wird.
Piotr Jendroszczyk, polnischer Journalist von der Zeitung Rzeczpospolita.
Die Mehrheit in Deutschland will weder ein Amerika noch den verhassten Neoliberalismus. Die Grenzen der Akzeptanz des "American Way of life" werden durch Big Mac und kitschige Hollywoodfilme gesetzt. Gar nichts, oder nur sehr wenig geht darüber hinaus. Für Europa bedeutet dies eine Katastrophe, da es jedem sehr schlecht ergehen wird, wenn die deutsche Wirtschaft in der Flaute bleibt. Das größere Wirtschaftswachstum in Frankreich, England, oder auch in den neuen EU-Mitgliedsstaaten, sowie in Polen, wird Deutschland in keiner Weise helfen.
Auf den Wahlergebnissen in Deutschland lastet die Vergangenheit. Die Deutschen haben bis heute noch nicht die Folgen überwunden, die die Erinnerung an die Nazizeit in der Mentalität und in dem einzelnen Menschen hinterlassen hat. Eine dieser Folgen ist die Teilung Deutschlands und die gigantischen Kosten der Wiedervereinigung. Nach dem Krieg sahen die Deutschen die Notwendigkeit der europäischen Integration aus dem Wunsch heraus, durch ein Bevölkerungswachstum und eine starke Wirtschaft einen gebührenden Stellenwert in Europa zu erlangen. Im Namen der Integration waren sie bereit, ihre geliebte D-Mark zu opfern und die Europäische Union ohne Murren zu finanzieren. All dies im Namen des Anschlusses an Europa nach dem Holocaust. Am 18. September sagten die Deutschen: "Es reicht". Nein zu einer Erweiterung Europas, nein zur Türkei, nein zu den polnischen Fliesenlegern und nein zum liberalen Kapitalismus. Solch ein Ergebnis der Wähler zeigt Merkmale eines sozialen Aufruhrs. Solch eine Entscheidung war seit langem zu Erwarten.
Vorher hat keiner die Deutschen um irgendetwas gefragt. Die politischen Eliten regierten lediglich auf die eigene Überzeugungen gestützt. Wenn es in Deutschland ein Referendum gegeben hätte, gäbe es keine Erweiterung der Union und der Euro wäre nicht eingeführt worden. Deutschland ist keineswegs ein Land der Nationalisten oder Chauvinisten. Ganz im Gegenteil. Aber Deutschland will so sein, wie es immer war. Es will die eigene Gemütlichkeit und die Anbindung an die sozialdemokratischen Ideen und mehr noch an die linken Ideen bewahren. Es war kein Zufall, dass die Begriffe der sozialen Gerechtigkeit und der "sozialen Kälte" eine entscheidende Rolle in den gerade zurückliegenden Wahlen gespielt haben. Sie haben eines gezeigt: In Deutschland gibt es eine liberale Gruppierung, FDP, die offen Losungen radikaler Veränderungen verkündet, solche, die fast alle deutschen Wirtschaftsleute vorschlagen. Es bleibt wenig Zeit, der Berg der öffentlichen Schulden wächst, die Gesellschaft wird immer älter und die Sozialsysteme sind seit langem im Defizit. Es hört jedoch keiner auf die Wirtschaftsleute und verschiedene Experten, weil sie von Dingen reden, aufgrund derer man jede Wahl verlieren muss, wofür Paul Kirchhoff ein Beweis wäre.
Die deutschen Bürger haben oft die Fähigkeit verloren, die wirtschaftliche Wirklichkeit in der Welt und bei ihren Nachbarn zu einzuschätzen. Zu ihnen ist nur hervorgedrungen, dass es nicht gut läuft und dass sie nicht im Stande sind, Schlüsse über die eigene Lage zu ziehen. Die Polen sind den Deutschen in einem ähnlich: Die Deutschen sind keineswegs Realisten in der Wirtschaft. Den Polen fehlt es an politischem Realismus, sowie der Fähigkeit, die internationale Lage, vor allem in Europa, zu bewerten. Der Außenminister Polens wird, nach den letzten Wahlen, höchstwahrscheinlich Jan Rokita sein, ein Mensch, der in Europa nach dem Motto bekannt ist: Nizza oder Tod. Nizza als Symbol für ein Europa, in dem Polen nichts zu sagen hat. Es fällt jedoch schwer, die Zukunft in Deutschland oder in Polen zu bauen, wenn sie von fehlendem Realismus getragen wird.
Piotr Jendroszczyk, polnischer Journalist von der Zeitung Rzeczpospolita.