Die Dafne-Oper des Marco da Galgiano

Die Flucht der schönen Nymphe

29:51 Minuten
Auf einem Sammelbild aus den 30er-Jahren ist eine Frau am Flussufer dargestellt, die sich gerade in einen Baum verwandelt, während ein junger Mann in griechisch anmutender Kleidung ihr hinterher stürmt.
Die Nymphe Dafne flieht vor Apollon und verwandelt sich in einen Loorbeerbaum. © IMAGO / KHARBINE-TAPABOR
Von Georg Beck · 14.04.2021
Die antike Sage um die schöne Dafne ist der allererste Opernstoff, der kurz vor 1600 aufgeführt wurde. In den Folgejahren wurde das beliebte Libretto mehrfach vertont, auch 1608 von Marco da Galgiano. Seine Fassung ist die einzig vollständig überlieferte.
Frauen zieren die Titel der ersten Opern – Dafne, Arianna, Euridice – die eigentlichen Protagonisten dieser ersten Opern sind Männer. Sie haben ein Problem: Wie zurechtkommen mit den Enttäuschungen, die das Leben unweigerlich bereithält? Zum Beispiel Apollo, der Gott mit der Leier und dem Bogen. Gerade hat er ein großes Ungeheuer besiegt und nun wird er selber besiegt, von einem kleinen Jungen, den er ob seiner geringen Kraft verlacht.

Und Amor siegt doch

Der Gekränkte ist Amor, der in Kindsgestalt der Herrscher der Liebe ist. Und er rächt sich, indem er Apollo einen Silberpfeil in die Brust jagt, als dieser Dafne erblickt. Doch Dafne erhält einen Pfeil aus Blei, der das genaue Gegenteil verursacht. Und so wendet sich Dafne, die schöne Nymphe - Bella Ninfa fuggitiva, von Apollo ab. Sie bleibt für Apollo unerreichbar! Sie entzieht sich ihm, indem sich die Nymphe in einen Lorbeerbaum verwandelt.
Apollo sublimiert seine Niederlage, indem er die Macht der Kunst etabliert über die Begrenzungen des Lebens. Am Ende triumphiert ER und erhebt den Lorbeerkranz zum Zeichen des Sieges - und des Kummers zugleich.

Erstes Libretto wird zum Hit

Dies ist der Plot der Dafne-Oper der Musikergemeinschaft "Florentiner Camerata", zu der auch Jacopo Corsi und Jacopo Peri gehört hatten. Sie wählten gemeinsam diesen Stoff für ihre erste Operndarbietung um 1600 in Florenz. Doch ihr Werk ist nur teilweise überliefert.
Der damals blutjunge Marco da Gaigano, der von Florenz nach Mantua ging, nahm die Vorlage mit - und sein Werk hat es in die heutige Zeit "geschafft".
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