Die besten Jodie-Foster-Filme

Von der Unschuld zur amerikanischen Heldin

06:29 Minuten
Jodie Foster freut sich über die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes.
Beim 74. Filmfestival von Cannes erhält Jodie Foster die Goldene Palme. © picture alliance /dpa / Hubert Boesl
Von Hartwig Tegeler · 10.07.2021
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Zu Beginn hatte ihre Mimik etwas Naives. Schnell wurde ihr Spiel klug, lebendig, frech, das Heben der Augenbraue ein Markenzeichen. Beim diesjährigen Filmfestival von Cannes wurde Jodie Foster mit einer Goldenen Palme für ihr Lebenswerk geehrt.

Platz 5 – "Taxi Driver" von Martin Scorsese (1976)

Es ist der Kontrast, der Jodie Fosters Rolle so faszinierend macht. Hier der Moloch von New York Mitte der 1970er-Jahre, dessen Straßen der traumatisierte Vietnam-Veteran – Robert de Niro – am Ende in einem Blutbad zu reinigen sucht; hier auch die minderjährige Prostituierte Iris, ganz Profi. Aber – Kontrast, wie gesagt! – diese Iris wirkt dabei wie eine pausbäckige Unschuld. Als ob das Mädchen – Jodie Foster war vierzehn – mit ihren Schlaghosen nicht durch, sondern über den Schlamm und Dreck watet und unberührt bleibt. Was für eine irre Illusion!

Platz 4 – "Das Schweigen der Lämmer" von Jonathan Demme (1991)

Das Naive im Ausdruck ist gänzlich verschwunden. Stattdessen Klugheit, auch mächtig Obsessives. Die junge FBI-Anwärterin will einen Serienmörder fangen, braucht aber die Hilfe des anderen Serienmörders, Kannibalen und Psychiaters Hannibal Lecter. Der geleitet Clarice Starling – und wird ihr nur helfen, wenn sie ihm folgt – in die Abgründe ihrer Traumata: "Und was, Clarice, erblickten Sie? Was, Clarice? – Lämmer! Die Lämmer haben geschrien. – Die wurden geschlachtet, die Frühlingslämmer? – Die Lämmer haben geschrien." Jodie Foster spielt, wie aus der Begegnung mit dem Grauen die Kraft entsteht, das Alte zu transformieren. Das Kammerspiel dieser Kernszene des Films füllen Anthony Hopkins wie Jodie Foster mit Komplexität und Genialität, die auch noch funktionieren beim zehnten Schauen.

Platz 3 - "Das Wunderkind Tate" von Jodie Foster (1991)

Dede, Kellnerin und Mutter des hochbegabten Kindes Freddy, hat Probleme, ihrem Sohn gerecht zu werden, und ist eifersüchtig auf die Wissenschaftlerin, die Freddy in ein Förderprogramm aufnehmen will. Lebendigkeit, Frechheit, Lebensfreude, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen: Das sind die Qualitäten dieser Frau in Jodie Fosters Regiedebüt. Und es ist sehr schön, "La Foster" hier einmal als Liebende zu sehen.

Platz 2 – "Der Gott des Gemetzels" von Roman Polanski (2011)

Ihre Söhne, zehn, zwölf Jahre alt, haben sich geschlagen. Jetzt sitzen die Cowans mit den Longstreets bei den Longstreets in deren New Yorker Apartment. Kate Winslet, Christoph Waltz, John C. Reilly und Jodie Foster beim Konfliktmanagement, das scheinbar harmlos beginnt: "Ihm ist klar, dass er seinen Klassenkameraden entstellt hat. – Nein, mein Sohn hat Ihren Sohn nicht entstellt. – Ihr Sohn hat unseren Sohn entstellt!"
Penelopes verbissene Besserwisserei zündelt mächtig. Jodie Foster braucht nur wenige mimische Veränderungen, ein Aufblicken, das alle Verächtlichkeit zeigt, die diese Frau ihren Feinden gegenüber empfindet. Wunderbare Möglichkeit, komplexes Schauspielen in einem Schauspielerinnen-Gesicht zu studieren. Ach ja, nicht zu vergessen: das epische Heben der Augenbraue.

Platz 1 – "Der Mauretanier" von Kevin Mcdonald (2021)

14 Jahre ohne Anklage festgehalten: die Geschichte des Guantanamo-Gefangenen Mohamedou Ould Slahi – Tahr Rahim –, des Chefanklägers – Benedict Cumberbatch – und der Rechtsanwältin: Jodie Foster. Sie verteidige nicht nur einen Menschen, sondern auch das Rechtsstaatsprinzip, das laute, dass jeder Recht auf einen Anwalt hat, meint Nancy Hollander. Natürlich ist die Rolle dieser in "Der Mauretanier" auch ein politisches Statement, das Jodie Foster abgibt. Guantanamo bleibt eine schwärende Wunde. Gleichzeitig spielt die inzwischen 59-Jährige eine uramerikanische Heldin, die gegen alle Widerstände dem folgt, was sie für richtig hält. Wenn man die Vita und die Filme von Jodie Foster betrachtet, spielt sie sich hier vielleicht auch ein wenig selbst.
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