Die Bedeutung der Hülle
Beton, Stahl, Kunststoff - alles scheint bei Frank O. Gehrys Bauten in Bewegung zu sein. Gegen alle gewohnte Statik setzt der Architekt der amerikanischen Postmoderne seine Gebäude in Schwung. Bekannt wurde er unter anderem mit dem Guggenheim-Museum in Bilbao. Das Buch "Frank O. Gehry 1969 - heute" präsentiert ihn als einen Meister des spektakulären Äußeren, der Hülle.
Frank O. Gehry, der Architekt des Guggenheim Museums in Bilbao und der DG-Bank am Pariser Platz in Berlin, raffinierter Privathäuser in Kalifornien und künftig des Guggenheim in Abu Dabhi. Ein Architekt, dessen Formen zum Welterfolg wurden mit ihren bewegten Linien.
Ein dickes Bilderbuch, dessen unverkennbares Vorbild die Architekturbücher aus dem Verlag Taschen sind, zeigt uns nun 21 Arbeiten Gehrys, von der Disney-Hall in Los Angeles über das amerikanische Kulturzentrum in Paris bis zum Vitra-Museum in Weil am Rhein. Immer sind es Bauten, bei denen Beton und Stahl und Kunststoff scheinbar in Schwung versetzt wurden, gegen alle gewohnte Statik, gegen alle Idee von oben und unten.
Gehry ist ein Teil der amerikanischen Postmoderne, besser, der kalifornischen Postmoderne, wie sie sich in den sechziger Jahren entwickelte. Ihre Grundlage war die These von Robert Venturi, dass es in der neuen Architektur nicht mehr auf die Konstruktion ankäme, sondern nur noch auf die Hülle. Learning from Las Vegas, von der Glitzerstadt mit all ihren Kulissenarchitekturen war das Thema der Zeit, die dekorierte Box ihr Ausdruck.
Architekten wie Charles Moore wandten sich dafür dem historischen Formenapparat zu, bauten Häuser im italienischen Palazzostil und mit amerikanischen Südstaatensäulen, spielten mit den Versatzstücken der Vergangenheit. Frank O. Gehry hingegen fing an, das Skelett des Hauses aus Stahl und Beton regelrecht freizulegen und die Haut aus Metall darüber abzurollen oder sie nur aufzulegen. Es wird geknautscht und geknickt, Fenster sitzen geradezu widersinnig spitzwinklig in der Wand.
Nur keine Ruhe, nur keine Balance, diese Architektur will beständig aufregen, und das ist ihr Problem, wie gerade dieses Buch zeigt: Denn irgendwann kennt man diesen Dauerstress, beginnt, sich zu langweilen, sucht nach neuen Sensationen, nach dem neuen schnellen Blick. Gehrys Bauten sind keine Sache des langsamen Einarbeitens. Entweder ist man vor ihnen schnell entflammt oder bleibt kalt.
Gehrys Architektur ist die des Computerzeitalters, ohne den PC wäre keine seiner Konstruktionen zu berechnen. Und da ist auch das große Manko dieses Buches zu sehen: Es beschränkt sich auf die Außenseite, auf die blitzenden Ansichten. Aber Gehrys Bauten sind, selbst wenn ihm selbst dieses Thema meist völlig unwichtig ist, meist auch grandiose ingenieurstechnische Kunstwerke.
Doch um die zu verstehen, wären Fotos von den Baustellen sinnvoll, vor allem aber Pläne und Zeichnungen. Und gerade die fehlen fast völlig, gerade einmal, dass einige Schemazeichnungen aufgenommen wurden. Ein Buch also, in dem man wenig Neues lernen kann, aber eine einst neue Formenwelt erfährt, die längst zu einer eigenen Mode wurde, deren einst revolutionärer Impetus zum internationalen Markenzeichen geworden ist.
Casey Mathewson: Frank O. Gehry 1969 - heute. 21 Werke.
Feierabend Verlag Berlin 2006
599 Seiten. 29,95 Euro
Ein dickes Bilderbuch, dessen unverkennbares Vorbild die Architekturbücher aus dem Verlag Taschen sind, zeigt uns nun 21 Arbeiten Gehrys, von der Disney-Hall in Los Angeles über das amerikanische Kulturzentrum in Paris bis zum Vitra-Museum in Weil am Rhein. Immer sind es Bauten, bei denen Beton und Stahl und Kunststoff scheinbar in Schwung versetzt wurden, gegen alle gewohnte Statik, gegen alle Idee von oben und unten.
Gehry ist ein Teil der amerikanischen Postmoderne, besser, der kalifornischen Postmoderne, wie sie sich in den sechziger Jahren entwickelte. Ihre Grundlage war die These von Robert Venturi, dass es in der neuen Architektur nicht mehr auf die Konstruktion ankäme, sondern nur noch auf die Hülle. Learning from Las Vegas, von der Glitzerstadt mit all ihren Kulissenarchitekturen war das Thema der Zeit, die dekorierte Box ihr Ausdruck.
Architekten wie Charles Moore wandten sich dafür dem historischen Formenapparat zu, bauten Häuser im italienischen Palazzostil und mit amerikanischen Südstaatensäulen, spielten mit den Versatzstücken der Vergangenheit. Frank O. Gehry hingegen fing an, das Skelett des Hauses aus Stahl und Beton regelrecht freizulegen und die Haut aus Metall darüber abzurollen oder sie nur aufzulegen. Es wird geknautscht und geknickt, Fenster sitzen geradezu widersinnig spitzwinklig in der Wand.
Nur keine Ruhe, nur keine Balance, diese Architektur will beständig aufregen, und das ist ihr Problem, wie gerade dieses Buch zeigt: Denn irgendwann kennt man diesen Dauerstress, beginnt, sich zu langweilen, sucht nach neuen Sensationen, nach dem neuen schnellen Blick. Gehrys Bauten sind keine Sache des langsamen Einarbeitens. Entweder ist man vor ihnen schnell entflammt oder bleibt kalt.
Gehrys Architektur ist die des Computerzeitalters, ohne den PC wäre keine seiner Konstruktionen zu berechnen. Und da ist auch das große Manko dieses Buches zu sehen: Es beschränkt sich auf die Außenseite, auf die blitzenden Ansichten. Aber Gehrys Bauten sind, selbst wenn ihm selbst dieses Thema meist völlig unwichtig ist, meist auch grandiose ingenieurstechnische Kunstwerke.
Doch um die zu verstehen, wären Fotos von den Baustellen sinnvoll, vor allem aber Pläne und Zeichnungen. Und gerade die fehlen fast völlig, gerade einmal, dass einige Schemazeichnungen aufgenommen wurden. Ein Buch also, in dem man wenig Neues lernen kann, aber eine einst neue Formenwelt erfährt, die längst zu einer eigenen Mode wurde, deren einst revolutionärer Impetus zum internationalen Markenzeichen geworden ist.
Casey Mathewson: Frank O. Gehry 1969 - heute. 21 Werke.
Feierabend Verlag Berlin 2006
599 Seiten. 29,95 Euro