"Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte"

18.11.2009
Die Filmemacherin Birgit Schulz bringt die Politiker Otto Schily, Hans Christian Ströbele und Horst Mahler in einem Gerichtssaal zusammen, um mit den drei Anwälten über die Zeit zu sprechen, als sie noch am selben linken Strang zogen.
Der Dokumentarfilm "Die Anwälte" geht mit seinen Protagonisten ins Gericht, und zwar buchstäblich. In einem Verhandlungssaal interviewt Birgit Schulz den ehemaligen Innenminister Otto Schily, den Grünen-Abgeordneten Hans Christian Ströbele und den mittlerweile im rechtsradikalen Lager agierenden Horst Mahler. Damit kehrt die Regisseurin zu dem Schauplatz zurück, an dem die drei Anwälte vor fast vier Jahrzehnten noch am selben linken Strang zogen. Ein Foto aus der gemeinsamen Kampfzeit wird zum Ausgangspunkt eines Films, der brav und beflissen Archivaufnahmen zwischen die Kommentare der Porträtierten montiert.

Bei aller Fleißarbeit scheut sich Birgit Schulz jedoch, die Interviewten mit eigenen, querschlägerischen Fragen aus der Reserve zu locken. Unwidersprochen lässt sie Otto Schilys Selbstgerechtigkeit stehen ("Nur ein Idiot ändert sich nicht") und bestätigt seine Politik durch die Auswahl des historischen Materials. Bevor Schily auf seine Sicherheitspakete nach den Anschlägen von 9/11 zu sprechen kommt, werden in aller Ausführlichkeit Bilder des Attentats gezeigt.

Der normalerweise zu chauvinistischen Ausbrüchen neigende Mahler wirkt hier ungewohnt zahm im Zweiergespräch, weil er ohne weiteres Nachhaken seinen extremen Werdegang erläutern darf. Letztlich wirft der Film weder neues Licht auf die Geschichte der RAF, auf die Gründung der APO und der Grünen Partei, noch werden dem Zuschauer die Menschen hinter der großen Politik nähergebracht.

Deutschland 2009, Regie: Birgit Schulz. Mit Otto Schily, Hans Christian Ströbele und Horst Mahler. 94 Minuten

Filmhomepage "Die Anwälte"