Die acht Stunden von Pausa

Von Michael Frantzen · 08.06.2012
Die Teams heißen "Aufbau (R)ost", "Stahlpappe" oder "Klassenfeind". Und sie wollen antreten beim "Pausauer Trabant Rennen" im sächsischen Vogtland. Was 2005 aus einer Bierlaune entstanden ist, hat sich zum motorisierten Volksfest entwickelt.
Jäger:"Mit normalen Autorennen hat eigentlich das Trabant-Rennen nix zu tun."

Jacob: "Es is nitt nur: Hinfahren, Bier trinken und drei Runden Auto fahren. Näh! Die Autos müssen wirklich rollen und gut rollen. Und schnell rollen."

Eichhorn: "Wir suchen die Herausforderung."

Wir auch. Als Beifahrer.

Höfer Senior: "Es is in jedem Auto nur ein Sitz. Sie können sich rechts vielleicht hinknien. Aber das ist eher unangenehm."

Macht nichts.

Höfer Junior: "Halten se sich fest! So! Fahren wa mal vor."

Thüringen aus Rennfahrer-Perspektive: In Caselwitz, einem winzigen Flecken hoch auf dem Berg, haben sie sich längst an das Trabi-Geschoss gewöhnt. Wie es sich die Serpentinen runter schlängelt. Und bei der Gelegenheit blaue Nebelschwaden ausspuckt. Zu verdanken haben sie das ihm hier:

Höfer Senior: "Mein Name ist Gunter Höfer, ich bin Teamchef im Team Aufbau (R)Ost!"

Rost wie in "R plus Ost". Gleich: Rost.

Höfer Senior: "Die Trabis, die jetzt so existieren, die die sind ja nun verrostet. Und in der Politik trat ja oft dieser Spruch auf: Aufbau Ost. Und da haben wir daraus gemacht: Aufbau (R)Ost. Da in Rost ist halt Ost mit drin. Und haben halt aus Rost nen Rennauto gebaut."

Für das Hightlight im Kalender der Trabi-Rennsport-Community: Das Acht-Stunden-Rennen im gut zwanzig Kilometer entfernten Pausa. Letztes Jahr hat Höfers Rost-Laube Platz vier geholt.

Höfer Senior: "Ich selber hab die Lieblings-Position, zum Schluss einzusteigen. Wenn das Auto dann so und so schon etwas geschwächt und demoliert ist - da kommt's nich so ganz drauf an."

Höfer Junior: "Ich fahr auf alle Fälle immer das Qualifikationstraining. Weil gesagt wird, dass ich der Schnellste bin - von uns vieren…"

…im Team "Aufbau (R)Ost".

Höfer Junior: "Ich bin der Peter. Ich bin schon mal von Platz eins gestartet, von achtzig Trabis. Und da ist ja das Augenmerk auf dem Platz eins und da is man dann schon sehr aufgeregt. Da find ich schon schöner, dass man mal zwischen drinne einsteigt, wo nicht mehr ganz so auf die eine Person geachtet wird."

Deshalb steigt Höfer Junior, im normalen Leben Offset-Drucker in der Nähe von Gera, morgen erst als zweiter von vier Fahrern in den Ring. Hat er mit dem Senior schon abgesprochen.

Höfer Senior: "Ja! Es ist halt auch etwas schmutzig. Wir haben da noch den Schmutz dran vom letzten Jahr. So teilweise. Das Auto, mit dem sind wir praktisch die letzten Jahre in Pausa gefahren."

Vor ein paar Tagen hat Gunter Höfer die Stoßdämpfer ausgetauscht. Kann er alles zu Hause machen - direkt in seiner umgebauten Werkstatt, in der früher die Traktoren standen und noch früher die Kühe. Doch das ist Geschichte. Von der Landwirtschaft könne man schon lange nicht mehr leben, meint der Mann, der zu DDR-Zeiten in der ortsansässigen LPG als Landwirt arbeitete und seit der Wende LKW fährt.

Relativ krisensicher der Job. Dementsprechend hat Höfer Senior in den letzten zwanzig Jahren einiges investiert, um Haus und Hof auf Vordermann zu bringen. Aufbau Ost ohne R. Wie Rost. Sind eigentlich ganz zufrieden - die drei Generationen, die da unter einem Dach leben. Großvater Höfer eingeschlossen. Der hält sich aus der Trabi-Geschichte raus und zieht es vor, abends, wenn die Sonne langsam hinter den satt-grünen Hügeln und gelb-roten Streuwiesen verwindet, auf der Holzbank im Hof Platz zu nehmen, das Bier in der Hand - um Sohn und Enkel dabei zuzusehen, wie sie ihren Traum vom "Aufbau Rost" leben.

Höfer Senior: "Es gibt ja hier und da doch Feindkontakt immer mal im Rennbetrieb. Dess is eigentlich fast normal, an der (lacht) Tagesordnung. (lacht) Wenn's dann zum Schluss geht, dann will jeder nen Platz verbessern. Da wird dann noch mal richtig rein gehalten."

Liesch: "Wir sagen bei uns immer: Die Fahrer gehen an den Start, dann geht der Schalter im Kopf von Denken auf Rennbetrieb."

Kein Zuckerschlecken - so ein Job als Rennleiter. In Pausa.

"Ich bin Fabian Liesch."

Zwar ist Liesch - ein schlaksiger Typ mit sonnigem Gemüt - noch keine dreißig, doch beim Rennsport, besonders dem mit den Zwei-Taktern, kann ihm keiner mehr was vormachen. Der Student der Textil- und Ledertechnik, Spezialgebiet "Automobiles Interieur", ist seit Anfang an dabei:

"Es gibt zehn Prozent, die sagen: Wir wollen gewinnen. Es gibt zehn Prozent, die sagen: Wir fahren nur dem Spaß wegen mit. Und es gibt achtzig Prozent, die sagen zwar, sie fahren nur wegen dem Spaß mit, aber eigentlich wollen se trotzdem gewinnen."

Jacob: "Mittlerweile hat das Regelwerk über zwanzig Seiten DIN A4 Seiten! 'Also' heißt: Es ist eigentlich von Jahr zu Jahr immer schlimmer...was heißt immer schlimmer?...es is vielleicht der falsche Ausdruck: Die Teams haben schon versucht irgendwo, das Maximale rauszuholen. Da sind wirklich die Regeln bis aufs letzte ausgereizt worden."

Mag Lutz Jacob gar nicht.

Liesch: "Der Vater der Idee. Und er war verrückt genug, das ganze 2005 umzusetzen."

Hätte er sich auch nicht träumen lassen - der Mann mit dem milden Lächeln und der Goldkette. Dass einmal gut zehn Tausend Schaulistige ins Vogtland strömen würden, um sich ein ganzes Wochenende lang irgendwelche "Rennpappen" anzuschauen, wie Jacob die Trabis ironisch nennt. Und die Hotels und Pensionen voll sein würden. Seines inklusive.

Jacob: "92 zum ersten Ersten haben wa den Gasthof 'Zur Linde' eröffnet. Und seitdem versuchen wa unser Geld zu verdienen. Im Moment: Is OK. Es war schon mal einfacher, es war schon schwieriger gewesen. Es geht."

In Jacobs "Linde", die samt ihrem mit allem nur erdenklichen Nippes ausgestatteten "Schankbereich" und Biergarten exakt so ausschaut, wie man sich schon immer einen Gasthof auf dem Lande vorgestellt hat.

Jacob: "Ob wir jetzt der Mittelpunkt sind so? Vielleicht schon! Aber: Wir sind kleine Leute und wir wollen uns da nich irgendwie in den Mittelpunkt stellen."

Das haben schon andere getan - in Pausa. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das 4000-Seelen-Nest im westlichsten Zipfel Sachsens, das im 18. und 19. Jahrhundert durch die Textil-Industrie wohlhabend und mit der Wende im zwanzigsten Jahrhundert deindustrialisiert wurde, wirbt für sich als "Mittelpunkt der Erde". Laut Legende rührt das zwar nur daher, dass Pausa so ziemlich genau in der Mitte des ursprünglichen Vogtlands lag: Findige Pausaer hielt das aber schon Ende des 18. Jahrhunderts nicht davon ab, ihr Kaff als "Austrittspunkt der Erdachse" zu vermarkten.

Seit 1934 thront eine drei Meter große und 1,2 Tonnen schwere Weltkugel auf dem Rathausdach. Ist abends sogar extra rot angeleuchtet. Die "Ladies Lounge" dürfte es freuen. Die versucht direkt zu Füßen der Kugel gleich mit mehreren Plakaten per braungebranntem Bodybuilder die Damen des Ortes dazu zu animieren, bei ihrer "Night of your dreaming" in einer Disko in der Nähe vorbeizuschauen. Wenn die Jungs die Hüllen fallen lassen.

Männer-Strip versus Trabi - Lutz Jacob fällt die Entscheidung leicht. Der Mittvierziger wischt sich die Hände an seinem Blaumann ab und grinst. Bevor er anfängt zu erzählen, wie er und ein paar Kumpels beim Stammtisch auf die Idee mit der Trabi-Rallye kamen.

Hat alles mit Mofas zu tun. Genauer gesagt mit einem "Acht-Stunden-Mofa"-Rennen, das einer seiner Stammtischbrüder im Urlaub gesehen hatte. Was Mofas können, können Trabis schon lange. Dachte sich Jacob pragmatischer-weise.

Jacob: "Es war wirklich nur die Frage der Finanzen. Diese DDR-Geschichte hat überhaupt keine Rolle gespielt. Weil: Nen Golf oder irgendein Auto, was halbwegs zu bewegen is, is eigentlich zu schade für so ne Veranstaltung. In meinen Augen."

Und außerdem zu PS-stark. Schließlich wollten Jacob und CO nicht nur ein preisgünstiges Gefährt für ihr Acht-Stunden-Rennen, sondern auch kein unnötiges Risiko eingehen. Spitzengeschwindigkeiten jenseits der hundert - bloß nicht. Viel zu gefährlich. Deshalb: Lieber ein Trabi.

Jäger: "So! Die heiligen Hallen! Wir sind jetzt, jetzt hier... in Bergen."

Engelhard: ""Bin gleich fertig!"

Jäger: "Räder werden noch ran geschraubt. Die letzten Vorbereitungen! Dann kommt nur noch das Optische. Ja! Und dann ist er fertig, der Rallye-Trabant."

Der von Susi und Frank.

Engelhard: "Ich bin der Frank. Engelhard. Ich bin der Fahrer."

Jäger: "Jäger, Susi. Wir sind die VEB Naturchrom Zuchtanlage Werda. Naturchrom heißt so viel wie: Rost. Also einfach nur: Rostzüchteranlage Werda."

Letztes Jahr ist die Zuchtanlage Achtzehnter geworden. Ist schon mal besser gelaufen.

Engelhard: "Elf von achtzig."

War das Spitzen-Ergebnis. Susi Jäger läuft einmal quer durch die schummerige Hobby-Werkstatt im sächsischen Bergen, wo neben dem Renn-Trabi noch ein weiterer auf einer Hebebühne der Dinge harrt, die da kommen. Direkt neben der Glasvitrine mit den Pokalen macht die Frau Halt, die bei Aldi im benachbarten Auerbach dafür sorgt, dass die Kunden an der Kasse gar nicht so schnell gucken können, wie sie die Preise eingibt. Hier! Zeitungsartikel, Fotos: Von ihrem Frank und den anderen Fahrern.

Jäger: "Ich bin immer nur als Teamchef oder als Mechaniker mitgefahren. Aber selber gefahren bin ich nicht. Das Fahren, find ich, is Männersache. Die Männer, die schrauben den Trabi zusammen, die stecken ihre Zeit rein, da sollen se dann mit dem Trabi da fahren und ihren Spaß dann damit haben. Da halt ich mich raus."

Engelhard: "Das is sozusagen unsere Teststrecke. (Rumpeln) Fahren wa öfters zum Einstellen, gucken, ob er richtig bremst."

Ist er richtig in seinem Element - Susis Frank. Wenn er die Feld- und Waldwege hinter der Werkstatt entlang brettert. Der Alltag; nervige Kunden, die wieder irgendwas in der KFZ-Werkstatt in Plauen, wo er arbeitet, am besten sofort wollen: Alles weit weg. Im Cockpit seines Trabants redet Frank niemand rein. Wobei: So ganz stimmt das nicht.

Engelhard: "Mir haben immer Funkgeräte mit. Weil das aber schwierig is mit dem Verstehen am anderen Ende, weil's ja laut is während des Rennens: Ein Mal Piep: Fahrerwechsel. (Brummen des Motors von innen) Zwei Mal Piepen is Tanken. Und drei Mal Piepen: Es Auto is kaputt. (Brummen)."

Ist auch schon mal vorgekommen. In den letzten Jahren.

Jäger: "Es geht halt wirklich darum, dass das Auto die acht Stunden durch hält und man versucht, die bestmögliche Platzierung raus zu fahren. Und fair zu bleiben, vor allem. Des merkt man dann immer so in der letzten Stunde. Da geht es richtig zur Sache. Da wird dann geschoben und gedrängelt. Da geht dann halt das meiste kaputt."

Engelhard: "Manche fahren nur auf Sieg und Material, die interessiert nicht, was der andere Trabant macht. Da wird dann schon mal 'n bißerl härter zur Sache gegangen. 200Plus zum Beispiel - die fahren, seit se mit dabei sind, immer mit vorne dran."

Eichorn: "Geheimrezept?! Gibt's in dem Sinne nich. Gute Vorbereitung. Das Auto muss passen. Und ansonsten muss der Fahrer noch was bringen. Das is das A und O."

Für den Sebastian Vettel von Zeulenroda.

Eichorn: "Mein Name ist Dirk Eichorn. Dirk Eichorn. Vom Team 200Puls."

Die Thüringer treten gleich mit zwei Teams an. Um ihr Chancen zu erhöhen. Hat sich ausgezahlt: Letztes Jahr holte "200 Puls 1" den Sieg, 2010 "200 Puls II".

Eichorn: "So! Hier sind beide Fahrzeuge: In der Ecke. Von der Technik her is fast alles fertich. Noch nen bisschen Feinschliff. Ja! Dann wird er lackiert. Und Sponsoren drauf."

Derer gibt es zehn. Alles Unternehmen aus Zeulenroda, einer idyllischen Kleinstadt im thüringischen Teil des Vogtlandes mit Fachwerk, Kino und diversen leerstehenden Ladenlokalen. Dirk Eichorn, der es in fast zwanzig Jahren vom Azubi zum Leiter der Werkstatt eines koreanischen Autoherstellers gebracht hat, kratzt das nicht - solange die Sponsoren bei der Stange bleiben - und weiter Geld überweisen. Ist schließlich kein Pappenstiel: Was die Puls-Leute in ihre Flitzer stecken. Pro Jahr und Wagen tausend Euro. Mindestens. Wird gut investiert - das Geld.

Eichorn: "Grad so in der Schlussphase wird dann so gearbeitet, dass der Fahrer Zeichen bekommt, wie er fahren muss. Mit Boxen-Tafeln. Da wird die Platzierung der Fahrer rein gestellt. Und dann, je nach dem an welcher Position er is, wie viel Sekunden er auf seinen Hintermann hat; oder wie viel Sekunden er auf seinen Vordermann hat: Ob er schneller oder langsamer fahren muss. Der bekommt von dem Mann, der bei uns in der Box am Laptop sitzt und die Zeiten überwacht, per Internet gesagt, was er raus halten muss. Is dann auch nen Schlüssel zum Erfolg."

Hightech für den Trabi: Wo andere den Kopf schütteln, sehen Dirk Eichorn und sein Chef, der Inhaber des Autohauses, die sportliche Herausforderung. Und die Chance, Publicity frei Haus zu bekommen. Sind halt nicht mehr ein Autohaus von vielen, sondern "das mit dem Trabi". Einer davon steht denn auch konsequenterweise direkt im Eingangsbereich des ansonsten gesichtlosen Glaskastens - samt diversen Pokalen und einem dicken Ordner mit Zeitungsausschnitten und Fotos, die von den Erfolgen der "200 Puls"-Teams Zeugnis ablegen.

Dass vor drei Jahren "Team Eins" nach 103 Runden der Sieg aberkannt wurde wegen "unsportlichen Verhaltens" … macht sich nicht so gut und wird dementsprechend unter den Teppich gekehrt. Dirk Eichborn blickt lieber nach vorne. Muss ja schließlich auch für alle Eventualitäten gewappnet sein.

Eichborn: "Ja! Vom Federbruch, über Stoßdämpfer, die völlig überhitzt sind. Ja! Getriebeschäden kündigen sich an. Sogar Reifenschäden. So was immer."

Mit Reifenschäden kennt sie sich auch aus:

Schaub Junior: "Ich bin die Frau Schaub aus Zeulenroda. Und unser Team heißt 'Team Autohof Schaub.'"

Ist was besonders - das Team vom Autohof, wo sich die Schrottkarossen und Ersatzteile stapeln und ein blauer Trabant vorm zitronengelben Wohnhaus der Schaubs davon kündet, dass hier ebenfalls Pausa-Begeisterte zu Hause sind.

Schaub Junior: "Es fahren nur Frauen. Genau. So, wie's sein soll. Als Frauenteam geht ja nur das Team durch, wo nur Frauen fahren. Genauso isses!"

Frau Schaub versteht sich nicht nur auf feministische Dialektik, sondern auch auf Frauen-Power. Zwangsweise.

Schaub Junior: "Da is eigentlich unser - also mein Mann - auf die Idee gekommen. Und er wollte einfach ein Jahr mal selber nicht fahren und hat da gesagt: Da fährt meine Frau!"

Ihr war anfangs ganz schön mulmig zu Mute - trotz aller Übungsrunden hinterm Hof.

Schaub Junior: "Bei mir persönlich war's: Heil über die Runden zu kommen. Ich war halt für nen Anfang gedacht. Weil ich so und so der etwas Ruhigere bin. Ich war da wirklich an meiner Grenze."

Schaub Senior: "Muss ich mal schauen. Das war wohl noch die Männer-Mannschaft."

Schaub Junior: "Männer!"

Schaub Senior: "Dritter Platz 2010! Frauen-Mannschaft. Hier steht's. Frauen-Power!"

Gibt nämlich beim Pausa-Rennen auch eine Extra-Frauen-Wertung. Weiß die Schwiegermutter von Frau Schaub zu berichten.

"Mein Vorname ist Sonja."

Sonja kümmert sich um die Buchhaltung im Autohof. Und beim Rennen morgen vorzugsweise darum, dass ihre Mädels die richtige Einstellung haben - und sich nicht von den "200 Pulsern" der Zunft die Butter vom Brot nehmen lassen. Jetzt Trabi-technisch. Am liebsten würde sich die resolute Frau mit dem Lachfalten selbst hinters Lenkrad setzen.

Schaub Senior: "Ja, ja. Doch, doch. Doch da kamen leider etwas Herzrhythmus-Störungen dazwischen. Und die haben mich dann doch vorsichtig gemacht."

Schade. Denn eigentlich wäre Sonja Schaub prädestiniert dafür, den Frauen-Trabi heil ins Ziel zu bringen. Schließlich kennt keine im Team den Trabi an und für sich so gut wie die Mutter der Kompanie.

Schaub Senior: "Ist eben alte Erinnerung: An Hausbau. Transporte mit Anhänger am Trabi. Urlaubsfahrten. Voll gepackt bis oben hin. Kinder mit rein. (lacht) Dachgarten drauf. Und wenn er dann schon so gut wie nicht mehr gefahren ist, wurde er auseinander genommen. Und is wieder die nächsten zwanzig Jahre gefahren. Für uns hat's gereicht. Der musste uns dienen! Und nischt irgendwie nen Statussymbol sein."

Davon hält sie nichts von - von Statussymbolen. Die Frau Schwiegermutter. Ganz zu schweigen davon, alles dem Kommerz unterzuordnen. Deshalb bleibt der Autohof heute auch geschlossen. Statt Lichtmaschinen und Zündkerzen zu verkaufen, fährt Sonja Schaub samt Kind und Kegel nach Pausa, um der Schwiegertochter beim Qualifying die Daumen zu drücken. Macht sie schon die ganzen Jahre so.

Schaub Senior: "Man kann doch mal sehen: Wir haben uns immer so im Mittelfeld aufgehalten am Ende. Im Ergebnis. Und das sieht man doch: Wie wir Frauen auch Männer hinter uns lassen können. Sie nehmen's mit Würde. Sagen wa mal so."

Eichorn: "Ja?! Näh!"

…schallt es vom anderen Ende Zeulenrodas. Frauen hinterm Trabi-Steuer - das ist Dirk Eichorn nicht ganz geheuer.

Eichorn: "Weil: Die Jungs, die bei uns fahren, die wollen alles geben. Und da muss es Beste raus kommen. Es darf man nischt falsch verstehen. Aber es is dann irgendwo schon n Unterschied da. Dort muss isch Gas geben!"

Engelhard: "Auf der Strecke: Zweiten Gang voll hauen. Ich sach mal: 50, 60 is der schnellste Punkt auf der Strecke."

Teams, die Pausa mit Silverstone oder Hockenheim verwechseln - Rennleiter Frank Liesch verzieht das Gesicht. Hat er eigentlich gar keine Lust drauf.

Liesch: "Es is vorgekommen in den sieben Jahren bisher vier Mal, dass wir disqualifizieren mussten. Die oberste Regel bei uns besagt: Motor! Original 26 PS! Wenn wa nach den Rennen die Motoren öffnen und schauen und merken dann, dass da statt 26 PS vielleicht irgendwo 35, 40, 50 PS drinne sind, da greifen wa dann durch. Und da passiert dann eine Disqualifikation."

Hat schon mal für böses Blut gesorgt. Besonders beim letzten Mal, als Liesch einen Übeltäter disqualifizierte.

Liesch: "Bis dazu hin, dass sie ihren Motorbauer angerufen haben und nach zwanzig Minuten haben se dann doch gestanden, dass se was haben machen lassen. Ja! Also, das geht dann zum Teil sehr, sehr weit und da spielen sich Szenen ab, die bis zu Tränen gehen können. Auch bei Männern. Die dann zu dritt auf dem Rinnstein saßen, sich an den Kopf gehalten haben und man hat gedacht: Ihre Ehefrau hat se vor zehn Minuten verlassen."

"Wollen wa ihn wieder umdrehen? Oder wollen se noch weiter fahren?"

Fürchte, wir müssen umdrehen. Das Ende naht. Für die "Naturchrom Zuchtanlagen" und "Frauen-Power-Teams" der Republik aber wird es morgen erst richtig los gehen.

Liesch: "Der Bürgermeister gibt den Startschuss und dann geht's pünktlich um zehn hier los."