Dichtkunst aus aller Welt
Bis zum zum 5. Juli werden über 140 Dichterinnen und Dichter aus 23 Ländern auf dem Poesiefestival in Berlin zu Gast sein und lesen, singen, vortragen und diskutieren. Mit einer Nacht der Poesie wurde das Festival in der Berliner Akademie der Künste eröffnet.
Auch wenn, wie schon im vergangenen Jahr, die Berliner Akademie der Künste Gastgeber des Poesiefestivals ist, träumt Thomas Wohlfahrt von einem öffentlichen Platz. Der Leiter der Berliner Literaturwerkstatt, die das Festival in diesem Jahr schon zum zehnten Mal veranstaltet, möchte die Lyrik nämlich dort verorten, wo sie seiner Meinung nach ursprünglich hingehört: nach draußen, mitten in die Stadt.
"Die Dichtung hat ihren sozialen Ort verloren, das ist der Marktplatz gewesen, dahin will und soll sie wieder zurück. Und sie hat ihr Instrument beinahe vergessen, nämlich die Stimme, sie ist schon da, sehr kräftig, es gibt eine hervorragende Dichterszene, nicht nur in Deutschland, aber auch hier sehr, sehr stark. Wir arbeiten daran, dass vielleicht ab nächstem Jahr der Pariser Platz der Platz ist, an dem "Weltklang" stattfindet, die Eröffnungsveranstaltung des Festivals."
"Weltklang" präsentiert sich in diesem Jahr wieder als ein großes "Konzert" mit Stimmen von Dichtern aus acht Ländern. Die meisten lesen in ihrer Muttersprache, während das Publikum die Übersetzung in einem kleinen Buch mitverfolgen kann.
Julián Herbert schreibt seine Texte in der Einsamkeit der Wüste. Der Mexikaner ist nicht nur Lyriker, sondern auch Rocksänger und Komponist. Mit dieser Gattungsvermischung ist er keine Ausnahme.
Auch die Dänen Schweppenhäusr/Thomsen und Morten So(oe)dergaa(oo)rd haben sich zu einer Künstlergruppe zusammengeschlossen und lassen in ihrem Projekt neue Klangwelten aus Sprache und Geräuschen entstehen.
Dass die Lyrik in den meisten Verlagen stiefmütterlich behandelt wird, ist nichts Neues. Sie gilt als Verlustgeschäft. Gedichte werden als sperrig, als hermetisch und unzugänglich empfunden - aber durch multimediale Verfremdung, Musik, Video und Performance wird, so Festivalleiter Thomas Wohlfahrt die Poesie zum experimentierfreudigen Spektakel.
"Wir beschäftigen uns ja in einem ganzen Kolloquium genau mit dieser Frage: Was ist schwierig am Gedicht oder warum gilt es als solches. Mal gespannt, wie das diskutiert wird von Seiten der Neuropsychologie, aber auch der Didaktik, aber auch von Seiten der Dichter und Verlage. Unser Bemühen ist immer zu schrubben, aufzumachen, die Flächen wieder aufzurauen."
Ein Fokus des diesjährigen Poesiefestivals liegt auf Polen, dessen Dichterszene hier viel zu wenig bekannt ist. Deutsche und polnische Autoren treffen aufeinander und übersetzen mithilfe eines Dolmetschers gegenseitig ihre Gedichte - im Übersetzerworkshop "Versschmuggel".
"Versschmuggel ist eine kongeniale Idee der interlinearen Übersetzung, wo der Dichter, der Autor, direkt an dem Übersetzungsprozess beteiligt, der begleitet diese Transformation, in dem Sinne, diese interlineare Aktivität im Rahmen der Übersetzung - ich denke mir eine optimale Form für die Dichter, in einem anderen Sprachraum wahrgenommen zu werden","
sagt Katarzyna Sokolowska, die stellvertretende Direktorin des Polnischen Instituts in Berlin. Dort sitzen zurzeit die Dichter und arbeiten an den Texten.
Neben den USA verspricht der Afrikatag "Entlang des Sambesi" ein spannender Höhepunkt des diesjährigen Poesiefestivals zu werden. Unterschiedlichste Strömungen - von agitativer Lyrik über Performance-Poetry bis zum Gospel - werden zu hören sein, darunter der Liedermacher Jackson Kaujeua aus Namibia.
Über 140 Dichter aus 23 Ländern kommen zum diesjährigen Poesiefestival nach Berlin. Für einige von ihnen wird es vielleicht auch eine Gelegenheit sein, zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer etwas über ein Land zu erfahren, das es nicht mehr gibt. "Vergangene Länder und untergegangene Zeiten" hat Thomas Wohlfahrt einen Abend genannt, der der Dichtung der DDR gewidmet ist.
""Uwe Kolbe, einen Dichter aus der DDR, früher weggegangen, habe ich gebeten, ein Programm zusammenzustellen mit Gedichten aus diesem Land, das es nicht mehr gibt. Es wird auch nur von Leuten gesprochen, die auch weggegangen sind aus der DDR, und wenn man dann den Rückspiegel hat, was da erscheint, sieht das ganz anders aus, als hätte das Programm jemand gemacht, der in der DDR bis zum Schluss geblieben ist oder aus der Bundesrepublik da mal drauf schaut. Es wird kombiniert mit einer anderen Verabschiedung des anderen deutschen Staates durch die lange totgeschwiegene Zwillingsschwester der Hildegard Knef, nämlich Irmgard Knef, die mit ihrem Programm "Mein alter Westen" die ehemalige Bundesrepublik Deutschland verabschiedet, das alte Westberlin."
"Die Dichtung hat ihren sozialen Ort verloren, das ist der Marktplatz gewesen, dahin will und soll sie wieder zurück. Und sie hat ihr Instrument beinahe vergessen, nämlich die Stimme, sie ist schon da, sehr kräftig, es gibt eine hervorragende Dichterszene, nicht nur in Deutschland, aber auch hier sehr, sehr stark. Wir arbeiten daran, dass vielleicht ab nächstem Jahr der Pariser Platz der Platz ist, an dem "Weltklang" stattfindet, die Eröffnungsveranstaltung des Festivals."
"Weltklang" präsentiert sich in diesem Jahr wieder als ein großes "Konzert" mit Stimmen von Dichtern aus acht Ländern. Die meisten lesen in ihrer Muttersprache, während das Publikum die Übersetzung in einem kleinen Buch mitverfolgen kann.
Julián Herbert schreibt seine Texte in der Einsamkeit der Wüste. Der Mexikaner ist nicht nur Lyriker, sondern auch Rocksänger und Komponist. Mit dieser Gattungsvermischung ist er keine Ausnahme.
Auch die Dänen Schweppenhäusr/Thomsen und Morten So(oe)dergaa(oo)rd haben sich zu einer Künstlergruppe zusammengeschlossen und lassen in ihrem Projekt neue Klangwelten aus Sprache und Geräuschen entstehen.
Dass die Lyrik in den meisten Verlagen stiefmütterlich behandelt wird, ist nichts Neues. Sie gilt als Verlustgeschäft. Gedichte werden als sperrig, als hermetisch und unzugänglich empfunden - aber durch multimediale Verfremdung, Musik, Video und Performance wird, so Festivalleiter Thomas Wohlfahrt die Poesie zum experimentierfreudigen Spektakel.
"Wir beschäftigen uns ja in einem ganzen Kolloquium genau mit dieser Frage: Was ist schwierig am Gedicht oder warum gilt es als solches. Mal gespannt, wie das diskutiert wird von Seiten der Neuropsychologie, aber auch der Didaktik, aber auch von Seiten der Dichter und Verlage. Unser Bemühen ist immer zu schrubben, aufzumachen, die Flächen wieder aufzurauen."
Ein Fokus des diesjährigen Poesiefestivals liegt auf Polen, dessen Dichterszene hier viel zu wenig bekannt ist. Deutsche und polnische Autoren treffen aufeinander und übersetzen mithilfe eines Dolmetschers gegenseitig ihre Gedichte - im Übersetzerworkshop "Versschmuggel".
"Versschmuggel ist eine kongeniale Idee der interlinearen Übersetzung, wo der Dichter, der Autor, direkt an dem Übersetzungsprozess beteiligt, der begleitet diese Transformation, in dem Sinne, diese interlineare Aktivität im Rahmen der Übersetzung - ich denke mir eine optimale Form für die Dichter, in einem anderen Sprachraum wahrgenommen zu werden","
sagt Katarzyna Sokolowska, die stellvertretende Direktorin des Polnischen Instituts in Berlin. Dort sitzen zurzeit die Dichter und arbeiten an den Texten.
Neben den USA verspricht der Afrikatag "Entlang des Sambesi" ein spannender Höhepunkt des diesjährigen Poesiefestivals zu werden. Unterschiedlichste Strömungen - von agitativer Lyrik über Performance-Poetry bis zum Gospel - werden zu hören sein, darunter der Liedermacher Jackson Kaujeua aus Namibia.
Über 140 Dichter aus 23 Ländern kommen zum diesjährigen Poesiefestival nach Berlin. Für einige von ihnen wird es vielleicht auch eine Gelegenheit sein, zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer etwas über ein Land zu erfahren, das es nicht mehr gibt. "Vergangene Länder und untergegangene Zeiten" hat Thomas Wohlfahrt einen Abend genannt, der der Dichtung der DDR gewidmet ist.
""Uwe Kolbe, einen Dichter aus der DDR, früher weggegangen, habe ich gebeten, ein Programm zusammenzustellen mit Gedichten aus diesem Land, das es nicht mehr gibt. Es wird auch nur von Leuten gesprochen, die auch weggegangen sind aus der DDR, und wenn man dann den Rückspiegel hat, was da erscheint, sieht das ganz anders aus, als hätte das Programm jemand gemacht, der in der DDR bis zum Schluss geblieben ist oder aus der Bundesrepublik da mal drauf schaut. Es wird kombiniert mit einer anderen Verabschiedung des anderen deutschen Staates durch die lange totgeschwiegene Zwillingsschwester der Hildegard Knef, nämlich Irmgard Knef, die mit ihrem Programm "Mein alter Westen" die ehemalige Bundesrepublik Deutschland verabschiedet, das alte Westberlin."