#DeutschrapMeToo

Oldskool gegen Aufklärung?

08:28 Minuten
Illustration: Ein Mann wird vor pinkem Hintergrund von einer blauen Sprechblase aufgespießt.
Mal wieder Männer, die sich in ihren Privilegien bedroht fühlen, weil sexualisierte Gewalt benannt und sich gewehrt wird: Auch im HipHop stößt die MeToo-Bewegung nicht nur auf Unterstützer. © imago images / Ikon Images
Aida Baghernejad im Gespräch mit Martin Böttcher · 05.08.2021
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Vorwürfe sexueller Gewalt gegen einen Berliner Rapper brachten #DeutschrapMeToo ins Rollen: Zahlreiche Betroffene meldeten sich. Szenerapper erwiderten, die Initiative zerstöre die Hip-Hop-Kultur. Jetzt eskaliert der Konflikt mit Gewaltandrohungen.
Aufruhr im Deutschrap: Eine Frau hat einem Berliner Rapper vor ein paar Wochen sexuelle Gewalt vorgeworfen – und damit #DeutschrapMeToo losgetreten. Ein anonymes Kollektiv aus Menschen, die sich schon lange in der Szene bewegen, sammelt nun Geschichten von Betroffenen und veröffentlicht diese über die Social-Media-Kanäle, im Hintergrund wird auch anwaltliche Unterstützung organisiert.
Inzwischen gibt es Widerstand aus Deutschrap-Kreisen gegen die DeutschrapMeToo-Initiative. Die jüngste Posse: Rapper wie Cashmo und MC Bogy, bürgerlich Achim Welsch und Moritz Christopher Udem, springen dem Beschuldigten zur Seite und versprechen "Make HipHop Great Again".

"Deutschrap-MeToo" als "Agenda" bezeichnet

Der junge Cloud-Rapper LGoony bezeichnete nun auf Twitter unter anderem solcherlei Verlautbarungen als "peinlich".
Mit den 40-Jährigen meine LGoony Protagonisten der Deutschrap-Szene wie MC Bogy, B-Lash oder Cashmo, erklärt die Musikjournalistin Aida Baghernejad.
LGoony postete außerdem einen Screenshot von Instagram-Fotos mit Texten von MC Bogy zum Thema, in dem "Deutschrap-MeToo" als "Agenda" bezeichnet wird, kritisierte aber auch Homophobie und Misogynie im Genre weltweit.

Generationen- und Kulturkonflikt

MC Bogy drohte daraufhin dem jüngeren Kollegen in Privatnachrichten aber auch öffentlich Gewalt an.
Das Ganze sei ihrer Meinung nach ein Generationen- und Kulturkonflikt, so Baghernejad. "MC Bogy ist in den 90ern im Berliner Untergrund erstmals in Erscheinung getreten, blieb immer eine Art Geheimtipp, ein Maskottchen der Szene." Er habe letztendlich mehr als Interviewer für Formate wie "TV Straßensound" Erfolg gehabt, denn als Rapper – trotz der Zusammenarbeit mit Szenegrößen von Kool Savas bis Frauenarzt.
"LGoony dagegen ist ziemlich jung und Cloudrapper. Das ist eine Hip-Hop-Spielart, die gerade Oldschool-Rappern ein Dorn im Auge war."
Jüngere Männer sähen Feminismus nicht mehr als Gegner, aber Männer wie MC Bogy oder Cashmo seien vergleichbar mit antifeministischen und antiemanzipatorischen Figuren in der Politik, die in Deutschland oftmals ältere Männer in eher rechten Parteien seien.
MC Bogy habe sich zwar in der Vergangenheit gegen Rechts positioniert, sagt Baghernejad. "Gleichzeitig interagiert er aber digital, in Youtubeformaten und Podcasts, durchaus auch mit rechtsoffenen Figuren." Da gibt es einen Widerspruch.
(abr)
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