Deutschlandpremiere der Oper "Guercœur"

Auferstehung zwecklos

Der Sänger des Guercœur wird von drei Laserkreisen umringt, neben ihm eine große Gottheit in Schwarz.
Guercœur (Rhys Jenkins) wird die Wiederauferstehung gewährt. © Theater Osnabrück / Jörg Landsberg
Moderation: Olaf Wilhelmer · 22.06.2019
Die Oper "Guercœur" von Albéric Magnard entstand in der Zeit um 1900 und erzählt die Geschichte eines Mannes, der aus dem Jenseits zurückkehren darf. Danach will er die Welt unbedingt verbessern. Düster-romantische Musik für das Scheitern eines Helden.
Der Name des Komponisten Albéric Magnard ist vielen völlig unbekannt - sein Werk kaum mehr gespielt. Seine Musik, die im Zeitalter des Fin de siècle entstand, wurde regelmäßig in Paris aufgeführt: Kammermusik, Sinfonisches und auch seine Opern wurden zumindest auszugsweise dem Publikum vorgestellt.
"Guercœur" ist Magnards zweite abendfüllende Oper, die zwischen 1897 und 1901 entstand. Die Partitur des Werkes erzählt eine tragische Geschichte, denn sie verbrannte im Wohnhaus des zurückgezogen lebenden Komponisten.
Dieser hatte 1914 versucht, sein Haus vor deutschen Soldaten zu schützen, erschoss zwei von ihnen. Aus Rache wurde sein Haus angezündet. Dabei kam der Komponist ums Leben und eine Vielzahl seiner Werke wurde vernichtet.

Rettung der Partitur

Da sein guter Freund Guy Ropartz die Oper gut kannte, konnte er mit Hilfe des Klavierauszuges und Fragmentteilen die Partitur komplett rekonstruieren. Eine dicht verwobene, zutiefst romantische Musik hat Magnard für sein Libretto erfunden.
Giselle steht im Nachthemd vor einem zerwühlten Bett, im Hintergrund taucht ihr Mann auf.
Rhys Jenkins (Guercœur) besucht seine Frau (Susann Vent-Wunderlich), die an eine Erscheinung glaubt.© Theater Osnabrück / Jörg Landsberg
Der Held der Oper ist umgeben von etlichen allegorischen Figuren: von der Wahrheit, der Güte, dem Leiden und der Schönheit. Diesen drei bringt er im ersten Akt seine Bitte vor, ihn doch wieder auf die Erde zu entlassen. Nach Bitten und Flehen und dem Heraufbeschwören aller Naturgewalten wird ihm dieser Wunsch erfüllt. Im zweiten Akt erwacht er auf dem Hügel, unweit seines Rittergutes.

Ankunft im alten Leben

Die frühlingshafte Natur beschert Guercœur ein Hochgefühl und er eilt zu seinem Haus. Doch hier findet er seine Frau, die ihm einen Treueschwur bis über den Tod hinweg gegeben hatte, in den Armen seines ehemaligen Begleiters. Der hatte sich in den zwei Jahren Abwesenheit von Guercœur vom Rittertum mit den Idealen von Freiheit, Freundschaft und Liebe abgewendet. Er will sich zum Diktator aufschwingen.
Das Volk, Guercœurs ehemalige Untertanen, ist gespalten: Die einen folgen dem neuen Herrn, die anderen lehnen sich auf. Guercœur wirft sich schließlich zwischen die Fronten und wird erneut getötet.

Rückkehr, Reue, Ruhe

Guercœur gelangt im 3. Akt erneut ins Jenseits. Hier erkennt er sein wildes, sinnloses Verlangen, bereut und bittet um Vergebung bei den Göttinnen. Diese legen den Schleier des Vergessens über Guercœur und betten ihn schlafend unter Blumen.
Hinter einem zugedeckten Leichnam stehen die allegorischen Figuren Wahrheit, Güte und Schönheit.
Der Tote Guercœur wird von der Wahrheit, der Güte und der Schönheit (Nana Dzidziguri, Katarina Morfa, Erika Simons) umringt© Theater Osnabrück / Jörg Landsberg
Immer wieder wird die Nähe zur Musikästhetik von Richard Wagner bemerkt. Aber Magnard hat seine ganz eigene französische Färbung im steten Fluss der Musik, die schillernd und berückend sein kann, oder auch kraftvoll heroisch.
(cdr)
Zur Premiere berichtete unsere Sendung "Fazit":
Aufzeichnung der Premiere am 15. Juni 2019 im Theater Osnabrück
Albéric Magnard
"Guercœur", Tragédie en musique in drei Akten op. 12
Libretto vom Komponisten

Guercœur - Rhys Jenkins, Bariton
Giselle - Susann Vent-Wunderlich, Sopran
La Vérité - Lina Liu, Sopran
La Bonté / Schatten einer Frau - Katarina Morfa, Mezzosopran
La Beauté / Schatten einer Jungfrau - Erika Simons, Sopran
Schatten eines Dichters - Daniel Wagner, Tenor

Chor des Theaters Osnabrück
Osnabrücker Symphonieorchester
Leitung: Andreas Hotz

Aus rechtlichen Gründen können wir nur Auszüge aus der Oper online zur Verfügung stellen.

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