Deutschland verschläft Chancen des ökologischen Landbaus

Der Direktor des Instituts für Organischen Landbau an der Universität Bonn, Ulrich Köpke, hat eine unzureichende Förderung der ökologischen Landwirtschaft in Deutschland beklagt.
Der Agrarwissenschaftler sagte am Samstag im Deutschlandradio Kultur, er sehe mit Sorge, dass der deutsche Markt für Bioprodukte zwar der umfassendste in Europa sei, aber die Nachfrage aus inländischer Erzeugung nicht mehr gedeckt werden könne. So sei der Marktumsatz um 200 Prozent gestiegen, während der Zuwachs bei den Flächen für ökologische Landwirtschaft bei weniger als 100 Prozent liege. Verantwortlich dafür ist Köpke zufolge eine verfehlte Förderpolitik: Es werde nicht mehr produziert, "weil Kürzungen in den Bundesländern stattfinden in den verschiedenen Bereichen", kritisierte der Autor einer von den Grünen in Auftrag gegebenen Studie zur Situation des ökologischen Landbaus.

Positiv hob Köpke dagegen die Entwicklung in anderen europäischen Ländern wie zum Beispiel Polen hervor: "Andere haben den Markt erkannt, sie produzieren für den deutschen Markt, und die deutschen Erzeuger fallen aus."

Der Agrarwissenschaftler verwies darauf, dass vergleichsweise geringe Fördersummen erhebliche Effekte generieren könnten, was etwa Arbeitsplätze, die Reduktion von klimaschädlichen Emissionen, Gewässerqualität oder Artenvielfalt und Tierschutz angehe. "Alles positive Leistungen, die die Konsumentin, der Konsument natürlich wahrnehmen, zu denen sie beitragen möchten durch den Kauf dieser Produkte. Und wenn die Signale der Politik so ausgehen, dass sie (…) sagen, wir sind nicht sicher, dass wir noch Geld ausloben für den ökologischen Landbau, dann brechen diese ökologischen und sozialen Leistungen weg", mahnte Köpke.

Sie können das vollständige Gespräch mit Ulrich Köpke mindestens bis zum 22.6.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.