Deutschland droht die nächste Blamage
Der Architekt Florian Fischer hat vor einer Blamage Deutschlands auf der nächsten Weltausstellung in Shanghai gewarnt. Bereits bei den vergangenen Weltausstellungen habe sich gezeigt, dass "großartige und würdige" Entwürfe aufgrund von "widrigen Umständen" nicht realisiert worden seien, sagte Fischer.
Vladimir Balzer: Wird es wieder peinlich für uns? Wird in drei Jahren wieder das passieren, was nach Meinung vieler Architekturkenner schon früher passiert ist, in Hannover, in Barcelona. Wird sich Deutschland wieder blamieren? Der Münchner Architekt Florian Fischer ist nicht der einzige, der sagt: Deutschland präsentiert sich schlecht auf den Weltausstellungen, vor allem, was die Form des nationalen Pavillons angeht. Das sei alles langweilig und ohne jede Idee. Und das, wenn man sieht, wie erfolgreich deutsche Architekten in der Welt bauen und nicht zuletzt dort, wo die Weltausstellung in drei Jahren stattfinden wird, in Shanghai. In unserem Studio in München begrüße ich jetzt den Architekten Florian Fischer, schönen guten Tag.
Florian Fischer: Hallo Herr Balzer, grüß Sie.
Balzer: Herr Fischer, bevor wir zur Kritik der deutschen Architekten kommen, sollten wir vielleicht erst mal grundsätzlich klären: Wie wichtig ist Architektur überhaupt für den nationalen Auftritt auf einer Weltausstellung?
Fischer: Die Architektur für den, wie Sie sagen, nationalen Auftritt auf einer Weltausstellung ist von ganz essentieller Bedeutung. Seinerzeit, 1851, wurde eigentlich die Mutter der Pavillons mit einer Weltsensation, eben dem Crystal Palace in London, im Londoner Hyde Park, sozusagen geboren und hat einen Standard gesetzt für diese, ja, Repräsentation eines Landes, ihre äußere Hülle natürlich nur, sozusagen ihren ersten, beim Eintritt, und auch ihren letzten Eindruck, wenn man das Gebäude wieder verlässt. Wenn man sich erinnert, hatten wir herausragende Pavillons. Wir in Deutschland hatten Barcelona 1929 den Mies van der Rohe-Pavillon, eine Ikone der Moderne, in Barcelona vertreten, in Montreal 1967 durch Frei Otto ein weiteres, bahnbrechendes Gebäude, eine konstruktive Meisterleistung eben von Frei Otto.
Balzer: Was war das?
Fischer: Das war ein freitragendes Tragwerk, eine Membrankonstruktion, die vorher in der Art, vielleicht verwandt mit Antonio Gaudi, noch nicht wirklich entwickelt war und dort eben als Vorläufer des Olympiastadions, was später durch Günter Behnisch realisiert wurde, dort in Montreal errichtet wurde und Deutschland schon durch seine Gestalt und durch die Architektur eben hervorragend repräsentiert hat.
Balzer: Heißt das, diese Weltausstellungen waren auch immer eine Möglichkeit, dort das zu bauen, was sonst nicht möglich wäre, unabhängig von Markt und von Zwängen?
Fischer: Das ist richtig. Es ist immer eine Leistungsschau der Industrie, der Architektur im Gebäude und auch letztendlich der Kultur natürlich, eine Repräsentation der Kulturen. Es geht um Gebäude, die eine zeitlang stehen, wo der Experimentiercharakter oder wo das, ja, Ausprobieren ungewöhnlicher Dinge, eben angefangen mit Paxton bis hin zu Frei Otto oder dem Pavillon von Peter Zumthor auf der Hannover-Expo, wo einfach mehr Phantasie und mehr, ja, letztendlich Spektakel gefordert wird.
Balzer: Und nicht zuletzt auch natürlich der Eifelturm, ist ja sozusagen der bekannteste Pavillon, wenn man so will.
Fischer: So ist es. Man wollte ihn ja eigentlich wieder abbauen, es sollte ja auch ein temporärer Bau werden, und man sieht, was für eine Bedeutung so ein Pavillon eben letztendlich haben kann für ein Land.
Balzer: Florian Fischer, Sie haben jetzt viele positive Beispiele aufgezählt, Frei Otto in Montreal 1967, Mies van der Rohe 1929 in Barcelona, positive Beispiele für Deutschland. Nun kommen wir zu der Kritik in der aktuellen Situation. Die Bundesarchitektenkammer sagt wörtlich, "das Verfahren ist nicht geeignet, einen architektonisch qualitätsvollen Entwurf zu erhalten", damit meint die Kammer das Vergabeverfahren für den deutschen Pavillon auf der Expo in Shanghai, und Sie selbst, Florian Fischer, haben es ein Schauermärchen genannt. Andere sagen, wir hätten uns mit unseren Pavillons in Barcelona genauso blamiert wie bei der Expo in Hannover, und nun drohe eben eine weitere Blamage. Warum?
Fischer: Ich darf vielleicht kurz richtig stellen, ich denke, es geht um den Sevilla-Pavillon, ich bin mir nicht ganz sicher, …
Balzer: Ja, ich meinte … Natürlich! Sehen Sie? Das war die Assoziation mit Barcelona. Ich meinte natürlich auch Sevilla, natürlich. Bei Barcelona dachte ich an Mies van der Rohe, an das positive Beispiel, Entschuldigung. Sevilla.
Fischer: So ist es. Um ganz kurz auszuholen in die jüngere Geschichte, es gab 92 in Sevilla, wie Sie gerade sagten, und 2000 Architektenwettbewerbe, Gestaltungswettbewerbe, die Ergebnisse brachten, wo man davon ausgehen konnte, das ist ein ganz großartiger und würdiger Pavillon für die Repräsentanz eben unseres Landes in den jeweiligen Ländern, sei es seinerzeit Auer und Weber und der Münchner Kollege Florian Nagler. Diese Pavillons wurden nicht realisiert aus sehr, sehr widrigen Umständen und die Folge daraus ist …
Balzer: Aus welchen Umständen, können Sie das kurz erklären?
Fischer: Ja, das ist schwierig. Bei Florian Nagler war es wohl so, dass er so lange durch Forderungen, die seitens der Bauherrschaft, des Auftraggebers, gegängelt wurde, …
Balzer: Also, das Bundeswirtschaftsministerium in dem Fall?
Fischer: Ja, es gibt da natürlich auch den, sozusagen, die abwickelnde Instanz, meistens sind es mittlerweile Messegesellschaften, die sein Konzept einfach konterkariert haben, dass er es einfach nicht umsetzen konnte und tatsächlich als junger Architekt – und das muss man dann erst mal tun – mit 30 Jahren den Auftrag zurückgegeben hat. Ähnlich war es bei dem Auer- und Weber-Pavillon, dort wurde auch unter Argumenten der auf der finanziellen Seite dann einen tollen Pavillon – ich war damals Praktikant im Büro – auch wurde nicht realisiert. So. Nun hat man vielleicht gelernt auf Seiten des Auftraggebers, dass man sich diese Querelen vielleicht ersparen will, und hat – und darauf bezieht sich der Kommentar der Bundesarchitektenkammer – ein Verfahren ausgelobt, ein Wettbewerbsverfahren, in dem die Architektur und der kreative Teil ein Achtel der Gewichtung für die Zuschlagskriterien sind. Sprich: Was vor allem geleistet werden muss, oder unter anderem geleistet werden muss – und das ist natürlich für Büros oder für Kreative, und darum geht’s, schwierig – ist der Rückbau, die Entsorgung sämtlicher mit der Konzeptrealisierung verbundener Transportleistungen von und zum Herkunftsort, ich zitiere, "das, sowie inklusive gesetzlich vorgeschriebener Mehrwertsteuer bzw. sonstiger Gebühren". Man muss chinesisch können, und so weiter und so fort. Das leistet, und das wird damit gesagt, einem qualitativ angemessenen Konzept Vorschub, denn viele unserer Spitzenarchitekten können natürlich auf so eine Auslobung nicht entsprechend reagieren. Das ist ganz klar.
Balzer: Das heißt, das ist eine Überforderung von Architekten?
Fischer: Architekten sind ab und zu überfordert, ja, in diesem Falle sind sie tatsächlich völlig überfordert. Es sind kleine Konsortien, Zusammenschlüsse, die diese Kriterien im Zusammenschluss vielleicht leisten können, und eben nicht, wie es in anderen Ländern ist, zum Beispiel Schweiz, Großbritannien momentan, die tatsächlich die Auslobung eines Gestaltungswettbewerbs für das Gebäude, vielleicht auch für Gedanken der Ausstellungsgestaltung, ist klar.
Balzer: Die Süddeutsche Zeitung, Florian Fischer, ist sogar soweit gegangen, zu schreiben, hinter der schon oft demonstrierten baukulturellen Ignoranz der jeweiligen Wirtschaftsminister als Expo-Bauherren lässt sich nur Methode vermuten. Würden Sie auch soweit gehen?
Fischer: Methode, es ist schwierig. Vielleicht andersrum gesagt. Wenn man zurückschaut, wie die oder wer, das darf man auch mal sagen, wer die letzten Pavillons gebaut hat in Deutschland, gibt es ein einschlägiges Büro, das seit 1985 alle Pavillons abgewickelt hat, nachzulesen auf der dortigen Webseite.
Balzer: Wie heißt das Büro?
Fischer: Das sage ich jetzt ungern im Radio, das ist ein bekanntes Münchner Büro oder Starnberger Büro, Name sollte bekannt sein, es sticht sicherlich nicht heraus durch international anerkannte Architekturen.
Balzer: Haben die besonders gute Verbindungen zum Ministerium?
Fischer: Wenn man seit 1985 alle Aufträge abwickelt, hat man bestimmt keine schlechten. Die Frage ist nur, warum ist es beim Bund so, dass tatsächlich ein Büro immer wieder das Beste sein sollte, das uns entsprechend repräsentiert und diese Pavillons baut? Das kann eigentlich nicht sein.
Balzer: Wie geht es jetzt weiter, Florian Fischer? Wie wollen die deutschen Architekten, also, Architektenkammer und Bund Deutscher Architekten, gegen diese kritisierte Vergabepolitik vorgehen?
Fischer: Die Bundesarchitektenkammer hat ja schon Einspruch eingelegt, hat sich demonstrativ – ich weiß nicht, ob das richtig ist, aber es ist zumindest ein Statement – aus der Auswahlkommission verabschiedet. Der Bund Deutscher Architekten wird eine Stellungnahme abgeben. Wir haben seit kurzem eine gesetzlich verankerte Stiftung Baukultur, ich hoffe auch, dass die Stiftung Baukultur als, ja, gesetzlich verankerte Stiftung, und die die Baukultur wahren soll, dort versucht, Druck auszuüben, so dass im Verfahren noch ein weiteres, internes Wettbewerbsverfahren für die Gestaltung nur des Pavillons ausgelobt werden kann.
Balzer: Und erleben wir da ein grundsätzliches Problem? Oder ist das nur ein Problem für den Auftritt Deutschlands auf Weltausstellungen?
Fischer: Das ist kein grundsätzliches Problem. Wir haben in Deutschland eine sehr gute Wettbewerbskultur, die bei öffentlichen Bauaufgaben grundsätzlich zum Zuge kommt. Wir haben dadurch hervorragende Architektur in Deutschland, das ist ganz klar, und auch eine Architektur, die als Exportschlager, wie Sie eingangs sagten, in China immer mehr gefragt ist.
Balzer: Der Münchner Architekt Florian Fischer. Ich danke Ihnen sehr für das Gespräch.
Fischer: Ich danke Ihnen.
Florian Fischer: Hallo Herr Balzer, grüß Sie.
Balzer: Herr Fischer, bevor wir zur Kritik der deutschen Architekten kommen, sollten wir vielleicht erst mal grundsätzlich klären: Wie wichtig ist Architektur überhaupt für den nationalen Auftritt auf einer Weltausstellung?
Fischer: Die Architektur für den, wie Sie sagen, nationalen Auftritt auf einer Weltausstellung ist von ganz essentieller Bedeutung. Seinerzeit, 1851, wurde eigentlich die Mutter der Pavillons mit einer Weltsensation, eben dem Crystal Palace in London, im Londoner Hyde Park, sozusagen geboren und hat einen Standard gesetzt für diese, ja, Repräsentation eines Landes, ihre äußere Hülle natürlich nur, sozusagen ihren ersten, beim Eintritt, und auch ihren letzten Eindruck, wenn man das Gebäude wieder verlässt. Wenn man sich erinnert, hatten wir herausragende Pavillons. Wir in Deutschland hatten Barcelona 1929 den Mies van der Rohe-Pavillon, eine Ikone der Moderne, in Barcelona vertreten, in Montreal 1967 durch Frei Otto ein weiteres, bahnbrechendes Gebäude, eine konstruktive Meisterleistung eben von Frei Otto.
Balzer: Was war das?
Fischer: Das war ein freitragendes Tragwerk, eine Membrankonstruktion, die vorher in der Art, vielleicht verwandt mit Antonio Gaudi, noch nicht wirklich entwickelt war und dort eben als Vorläufer des Olympiastadions, was später durch Günter Behnisch realisiert wurde, dort in Montreal errichtet wurde und Deutschland schon durch seine Gestalt und durch die Architektur eben hervorragend repräsentiert hat.
Balzer: Heißt das, diese Weltausstellungen waren auch immer eine Möglichkeit, dort das zu bauen, was sonst nicht möglich wäre, unabhängig von Markt und von Zwängen?
Fischer: Das ist richtig. Es ist immer eine Leistungsschau der Industrie, der Architektur im Gebäude und auch letztendlich der Kultur natürlich, eine Repräsentation der Kulturen. Es geht um Gebäude, die eine zeitlang stehen, wo der Experimentiercharakter oder wo das, ja, Ausprobieren ungewöhnlicher Dinge, eben angefangen mit Paxton bis hin zu Frei Otto oder dem Pavillon von Peter Zumthor auf der Hannover-Expo, wo einfach mehr Phantasie und mehr, ja, letztendlich Spektakel gefordert wird.
Balzer: Und nicht zuletzt auch natürlich der Eifelturm, ist ja sozusagen der bekannteste Pavillon, wenn man so will.
Fischer: So ist es. Man wollte ihn ja eigentlich wieder abbauen, es sollte ja auch ein temporärer Bau werden, und man sieht, was für eine Bedeutung so ein Pavillon eben letztendlich haben kann für ein Land.
Balzer: Florian Fischer, Sie haben jetzt viele positive Beispiele aufgezählt, Frei Otto in Montreal 1967, Mies van der Rohe 1929 in Barcelona, positive Beispiele für Deutschland. Nun kommen wir zu der Kritik in der aktuellen Situation. Die Bundesarchitektenkammer sagt wörtlich, "das Verfahren ist nicht geeignet, einen architektonisch qualitätsvollen Entwurf zu erhalten", damit meint die Kammer das Vergabeverfahren für den deutschen Pavillon auf der Expo in Shanghai, und Sie selbst, Florian Fischer, haben es ein Schauermärchen genannt. Andere sagen, wir hätten uns mit unseren Pavillons in Barcelona genauso blamiert wie bei der Expo in Hannover, und nun drohe eben eine weitere Blamage. Warum?
Fischer: Ich darf vielleicht kurz richtig stellen, ich denke, es geht um den Sevilla-Pavillon, ich bin mir nicht ganz sicher, …
Balzer: Ja, ich meinte … Natürlich! Sehen Sie? Das war die Assoziation mit Barcelona. Ich meinte natürlich auch Sevilla, natürlich. Bei Barcelona dachte ich an Mies van der Rohe, an das positive Beispiel, Entschuldigung. Sevilla.
Fischer: So ist es. Um ganz kurz auszuholen in die jüngere Geschichte, es gab 92 in Sevilla, wie Sie gerade sagten, und 2000 Architektenwettbewerbe, Gestaltungswettbewerbe, die Ergebnisse brachten, wo man davon ausgehen konnte, das ist ein ganz großartiger und würdiger Pavillon für die Repräsentanz eben unseres Landes in den jeweiligen Ländern, sei es seinerzeit Auer und Weber und der Münchner Kollege Florian Nagler. Diese Pavillons wurden nicht realisiert aus sehr, sehr widrigen Umständen und die Folge daraus ist …
Balzer: Aus welchen Umständen, können Sie das kurz erklären?
Fischer: Ja, das ist schwierig. Bei Florian Nagler war es wohl so, dass er so lange durch Forderungen, die seitens der Bauherrschaft, des Auftraggebers, gegängelt wurde, …
Balzer: Also, das Bundeswirtschaftsministerium in dem Fall?
Fischer: Ja, es gibt da natürlich auch den, sozusagen, die abwickelnde Instanz, meistens sind es mittlerweile Messegesellschaften, die sein Konzept einfach konterkariert haben, dass er es einfach nicht umsetzen konnte und tatsächlich als junger Architekt – und das muss man dann erst mal tun – mit 30 Jahren den Auftrag zurückgegeben hat. Ähnlich war es bei dem Auer- und Weber-Pavillon, dort wurde auch unter Argumenten der auf der finanziellen Seite dann einen tollen Pavillon – ich war damals Praktikant im Büro – auch wurde nicht realisiert. So. Nun hat man vielleicht gelernt auf Seiten des Auftraggebers, dass man sich diese Querelen vielleicht ersparen will, und hat – und darauf bezieht sich der Kommentar der Bundesarchitektenkammer – ein Verfahren ausgelobt, ein Wettbewerbsverfahren, in dem die Architektur und der kreative Teil ein Achtel der Gewichtung für die Zuschlagskriterien sind. Sprich: Was vor allem geleistet werden muss, oder unter anderem geleistet werden muss – und das ist natürlich für Büros oder für Kreative, und darum geht’s, schwierig – ist der Rückbau, die Entsorgung sämtlicher mit der Konzeptrealisierung verbundener Transportleistungen von und zum Herkunftsort, ich zitiere, "das, sowie inklusive gesetzlich vorgeschriebener Mehrwertsteuer bzw. sonstiger Gebühren". Man muss chinesisch können, und so weiter und so fort. Das leistet, und das wird damit gesagt, einem qualitativ angemessenen Konzept Vorschub, denn viele unserer Spitzenarchitekten können natürlich auf so eine Auslobung nicht entsprechend reagieren. Das ist ganz klar.
Balzer: Das heißt, das ist eine Überforderung von Architekten?
Fischer: Architekten sind ab und zu überfordert, ja, in diesem Falle sind sie tatsächlich völlig überfordert. Es sind kleine Konsortien, Zusammenschlüsse, die diese Kriterien im Zusammenschluss vielleicht leisten können, und eben nicht, wie es in anderen Ländern ist, zum Beispiel Schweiz, Großbritannien momentan, die tatsächlich die Auslobung eines Gestaltungswettbewerbs für das Gebäude, vielleicht auch für Gedanken der Ausstellungsgestaltung, ist klar.
Balzer: Die Süddeutsche Zeitung, Florian Fischer, ist sogar soweit gegangen, zu schreiben, hinter der schon oft demonstrierten baukulturellen Ignoranz der jeweiligen Wirtschaftsminister als Expo-Bauherren lässt sich nur Methode vermuten. Würden Sie auch soweit gehen?
Fischer: Methode, es ist schwierig. Vielleicht andersrum gesagt. Wenn man zurückschaut, wie die oder wer, das darf man auch mal sagen, wer die letzten Pavillons gebaut hat in Deutschland, gibt es ein einschlägiges Büro, das seit 1985 alle Pavillons abgewickelt hat, nachzulesen auf der dortigen Webseite.
Balzer: Wie heißt das Büro?
Fischer: Das sage ich jetzt ungern im Radio, das ist ein bekanntes Münchner Büro oder Starnberger Büro, Name sollte bekannt sein, es sticht sicherlich nicht heraus durch international anerkannte Architekturen.
Balzer: Haben die besonders gute Verbindungen zum Ministerium?
Fischer: Wenn man seit 1985 alle Aufträge abwickelt, hat man bestimmt keine schlechten. Die Frage ist nur, warum ist es beim Bund so, dass tatsächlich ein Büro immer wieder das Beste sein sollte, das uns entsprechend repräsentiert und diese Pavillons baut? Das kann eigentlich nicht sein.
Balzer: Wie geht es jetzt weiter, Florian Fischer? Wie wollen die deutschen Architekten, also, Architektenkammer und Bund Deutscher Architekten, gegen diese kritisierte Vergabepolitik vorgehen?
Fischer: Die Bundesarchitektenkammer hat ja schon Einspruch eingelegt, hat sich demonstrativ – ich weiß nicht, ob das richtig ist, aber es ist zumindest ein Statement – aus der Auswahlkommission verabschiedet. Der Bund Deutscher Architekten wird eine Stellungnahme abgeben. Wir haben seit kurzem eine gesetzlich verankerte Stiftung Baukultur, ich hoffe auch, dass die Stiftung Baukultur als, ja, gesetzlich verankerte Stiftung, und die die Baukultur wahren soll, dort versucht, Druck auszuüben, so dass im Verfahren noch ein weiteres, internes Wettbewerbsverfahren für die Gestaltung nur des Pavillons ausgelobt werden kann.
Balzer: Und erleben wir da ein grundsätzliches Problem? Oder ist das nur ein Problem für den Auftritt Deutschlands auf Weltausstellungen?
Fischer: Das ist kein grundsätzliches Problem. Wir haben in Deutschland eine sehr gute Wettbewerbskultur, die bei öffentlichen Bauaufgaben grundsätzlich zum Zuge kommt. Wir haben dadurch hervorragende Architektur in Deutschland, das ist ganz klar, und auch eine Architektur, die als Exportschlager, wie Sie eingangs sagten, in China immer mehr gefragt ist.
Balzer: Der Münchner Architekt Florian Fischer. Ich danke Ihnen sehr für das Gespräch.
Fischer: Ich danke Ihnen.