Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Auf der Welle der Gefühle

Holzschnitt einer mächtigen Meereswelle, im Hintergrund ein Berg mit schneebedecktem Gipfel.
Claude Debussy blickte mit „La Mer“ auf die See. Für das Titelblatt seines Orchesterwerks wählte er den berühmten Holzschnitt „Die große Welle von Kanagawa“ von Katsushika Hokusai. © imago / Artokoloro / Artokoloro
Moderation: Volker Michael · 10.01.2023
Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, der französische Dirigent Stéphane Denève und die schottische Geigerin Nicola Benedetti setzen hier auf aufwühlende Musik: auf Horror-Städte, wilde Berglandschaften, Killerwellen und auf eine dekadente Walzerparty.
Zu Beginn des Konzerts steht ein Orchesterwerk von Guillaume Connesson. Der französische Gegenwartskomponist ist ein Freund des Dirgenten des Abends, Stéphane Denève. Er schätzt an Connessons Musik die effektvolle Verbindung von Tradition und Gegenwart.

Annährung an Fantasy-Literatur

Der Komponist hat sich in einem Dreiteiler mit den imaginierten Städten des amerikanischen Fantasy-Autors H.P. Lovecraft beschäftigt. Denève hat sich für die erste Stadt des Zyklus entschieden, die in der Komposition französisch „Céléphais“ heißt.
Die Ausstattung dieser Stadt mit Bronze, Edelsteinen und Kristallen mutet luxuriös an, doch aller Glanz und Strahlen wirken ein wenig furchteinflößend.

Unkonventionell und befreiend

Viel einfacher lebten die Goralen, die Tatrabewohner. Karol Szymanowski hat sich von ihnen für sein zweites Violinkonzert inspirieren lassen. Geigerin Nicola Benedetti sieht ihr Instrument durch Werke wie dieses von allen Konventionen befreit:
 „Szymanowski war sein ganzes Leben lang fasziniert von mystischen Dingen, von Geschichten und mythischen Erzählungen, die ein größeres Kollektiv erdacht hat. Was die Interpretation angeht, muss man sich die Rohheit des Klangs verdeutlichen, die von den Melodien und Rhythmen ausgeht – die Geige wird deutlich aus ihren klassischen Zusammenhängen herausgelöst und soll etwas Gröberes ausdrücken. Das wirkt sehr befreiend, wenn ich diese Ausdruckswerte hervorhebe. Zugleich ist das Konzert technisch schwierig, geigerisch ist es eine Herausforderung, ganz klar.“

Inspiration Meer

Claude Debussy blickt mit seinen Orchesterwerk "La Mer" auf die See und hat daraus drei sinfonische Skizzen gewonnen und daraus eher Sinfonisches geschaffen, als ein musikalisches Landschaftsbild. Denn beim Spielen wie beim Hören von Claude Debussys Werk stellt sich immer wieder die Frage, ob der Schwerpunkt auf dem Titel „Das Meer“ liegt oder auf dem Untertitel mit der Bezeichnung „Drei Sinfonische Skizzen“.
Für das Titelblatt des Erstdruckes von "La Mer" wählte Debussy den berühmten Holzschnitt „Die große Welle von Kanagawa“ von Katsushika Hokusai aus. Dirigent Stéphane Denève sieht darin zuerst ein Werk, in dem die Musik nach ihren eigenen Gesetzen spricht: "Hieße das Stück 'Der Wald', würden wir das Rauschen der Baumwipfel heraushören. "

Mehr als Walzerlaune

Beim Tanzgedicht „La Valse“ von Maurice Ravel trifft der Wiener Walzer auf eine Menge anderer Musikstile. Das sei kein Showpiece, fügt der Dirigent hinzu, sondern ein Protest gegen Krieg und Gewalt und ein starkes Lebenszeichen der Musik in schwierigen Zeiten – wie aktuell!
Aufzeichnung vom 9. Januar 2023 in der Philharmonie Berlin

Guillaume Connesson
"Céléphais" aus "Les cités de Lovecraft"

Karol Szymanowski
Konzert für Violine und Orchester Nr. 2

Claude Debussy
"La Mer", Drei Sinfonische Skizzen

Maurice Ravel
"La valse", Choreografisches Poem für Orchester

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