Deutsches Habitat Forum

Neue Lösungen für Großstädte!

Shanghai
Die chinesische Metropole Shanghai © imago stock&people
Von Dieter Nürnberger · 01.06.2016
In 30 Jahren werden rund zwei Drittel der Menschen in Metropolen wohnen, was mit Umwelt- und Infrastrukturproblemen verbunden sein wird. Deshalb wird im Herbst eine UN-Konferenz zur Zukunft der Städte veranstaltet, als Vorbereitung fand in Berlin das Deutsche Habitat Forum statt.
"Wir haben gerade Ankara in der Türkei abgeschlossen, wir bauen auch in Mexiko City eine urbane Anlage. Wir haben den Bedarf nicht kreiert, sondern der Bedarf ist eigentlich zu uns gekommen."
Thomas Schubert ist Export-Manager beim Seilbahn-Unternehmen Leitner. Die Auftragsbücher sind voll. Und zwar nicht aufgrund der herkömmlichen Nachfrage nach Seilbahnen in Skigebieten, sondern, weil immer mehr Großstädte weltweit auf dieses Verkehrsmittel setzen.

Verkehrsplanung ganz oben auf der Prioritätenliste

Das Deutsche Habitat Forum in Berlin ist ein Vorbereitungstreffen für die große UN-Konferenz zur Zukunft der Städte im Oktober. Und die verstärkte Nachfrage bei Seilbahnen vielleicht nur ein Ausdruck dafür, dass sich bei der Stadtplanung derzeit vieles ändert. In 30 Jahren werden rund zwei Drittel der Menschheit in großen Städten wohnen – ein Urbanisierungsprozess, der Fragen aufwirft und Lösungen verlangt. Auf der internationalen Vorbereitungskonferenz steht deshalb die Verkehrsplanung ganz oben auf der Prioritätenliste. Hilmar von Lojewski leitet das Dezernat für Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen und Verkehr beim Deutschen Städtetag. Er sagt, dass es Zeit zum Umdenken.
"Es ist völlig klar. Wenn wir Mobilität gewährleisten wollen, dann müssen wir vom individuellen, motorisierten Verkehr runterkommen. Hin zum sogenannten Umweltverbund – also hin zum öffentlichen Nahverkehr, zum Fahrrad und auch mehr zu Fuß gehen. Und komplementär vielleicht auch noch Elektromobilität – aber nicht zwingend auf vier Rädern."
Die Lösung klingt radikal – aber das Wachstum der Städte sei inzwischen so rasant, dass neue Wege gegangen werden müssten. Unterstützung dafür kam heute auch von Gerd Müller, dem Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Der CSU-Politiker spricht inzwischen ebenso von einer globalen Mobilitätswende. Und er forderte die deutsche Automobilindustrie auf mitzuziehen.
"Wir brauchen neue Lösungen auch bei Automobilwirtschaft. Das sind ja auch neue Märkte. Aber wenn sie heute in Indien unterwegs sind, dann wissen sie, dass für die Menschen dort der ´A8` von ´Audi` nicht die Antwort sein wird."

Brauchen neue Lösungen

Der Abschied vom individuellen motorisierten Verkehr in den wachsenden Städten ist nur ein Umweltaspekt. Und sich einfach an europäischen Erfahrungen zu orientieren, hilft da nicht unbedingt weiter, sagen Experten. In Acra, der Hauptstadt von Ghana hat sich beispielsweise die Einwohnerzahl in nur zehn Jahren verdoppelt, die Fläche sogar verdreifacht – doch wie gewohnt schlicht und einfach Stahl und Zement zu verbauen, sei keine Lösung mehr. Es wäre ein ökologisches Desaster. Weshalb Minister Gerd Müller auch ein Umdenken im Baubereich fordert – aus Klimaschutzgründen
"Allein der Zubau an Wohn- und Wirtschaftsgebäuden: Wenn wir dies nur auf der Grundlage von Stahl und Beton, der heutigen Bautechnik also, machen, dann wird dies allein rund 50 Prozent des allgemeinen CO2-Ausstosses verursachen. Wir brauchen neue Lösungen, wir brauchen neue Baustoffe für die Welt."
Für die Experten auf dem Deutschen Habitat Forum geht es um nachhaltige Stadtentwicklungen und gleichzeitig um Armutsbekämpfung. Ein Wort fiel deshalb zum Auftakt der Konferenz immer wieder – es lautet: Mammutaufgabe.
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