Deutscher Beitrag zur 17. Architekturbiennale

Zurück aus der Zukunft

10:20 Minuten
Still eines „2038“-Films. Zu sehen ist eine gestikulierende Frau. Neben ihr der Schriftzug: „We made it happen“.
Der Deutsche Beitrag zur 17. Architekturbiennale blickt aus der Zukunft - 2038 - in die Vergangenheit - 2020 -, also auf heute. © Courtesy of 2038
Olaf Grawert im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 14.02.2020
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Unter dem Titel "2038" wirft der deutsche Beitrag zur 17. Architekturbiennale in Venedig einen Blick aus einer fiktiven Zukunft auf die Probleme der Gegenwart. In Filmen wird die Geschichte einer Welt erzählt, in der noch einmal alles gut gegangen ist.
Wie gestalten wir unser Zusammenleben? Das ist in diesem Jahr die große Frage, die die unterschiedlichen internationalen Beiträge zur 17. Architekturbiennale in Venedig zusammenhält. Am Deutschen Pavillon beteiligt sich eine Gruppe von Architekten, Künstlern und Wissenschaftlern. Unter dem Titel "2038" werfen sie einen Blick aus einer fiktiven Zukunft auf die Probleme der Gegenwart und bieten Lösungen an.
Der Pavillon entsteht in Zusammenarbeit mit einer internationalen Straßenzeitung für Kunst und Gesellschaft, Armut und Reichtum sowie in Kollaboration mit der venezianischen Initiative "rebiennale", die mit Hilfe von Abfallstoffen Anstöße zur Gestaltung von Städten geben will.

Ferne Ziele verleiten zum Nichthandeln

In Filmen werde die Geschichte einer Welt erzählt, "in der noch einmal alles gut gegangen ist" und alle "großen systemischen Fragen und die großen Krisen, die uns heute beschäftigen, gelöst sind", erklärt der am Projekt beteiligte Architekt und Städteplaner Olaf Grawert.
Dazu habe man mit dem Jahr 2038 bewusst eine nahe Zukunft - 18 Jahre später - gewählt. Ferne Ziele verleiteten nämlich zum Nichthandeln.
Still eines "2038"-Films: Ein Mann blickt in die Kamera. Daneben der Schriftzug: "hub city - a different kind of smart city".
Aus einer Zukunft, "in der alles noch einmal gut gegangen ist", blickt man zurück auf heute.© Courtesy of 2038
Durch diese fiktive Rückschau auf das Jahr 2020 und teilweise noch weiter zurück, könne man einzelne Projekte und Ansätze mit großem Potenzial identifizieren, erklärt Grawert. Man könne nämlich aus Optionen, die sich heute durch neue Technologien oder gesellschaftliche Entwicklungen ergäben, Modelle bauen.

"Stellschrauben, die man drehen muss"

Durch die Zusammenarbeit mit der Straßenzeitung und der Initiative "rebiennale" kristallisierten sich Themen heraus, die für alle vertretenen Disziplinen relevant seien, sagt Grawert. Sichtbar werden "Akupunkturpunkte, die man angehen muss, Stellschrauben, die man drehen muss, um eine andere Zukunft zu beschreiben oder auch herbeizuführen". Und aus einer solchen anderen Zukunft, einer, "in der alles noch einmal gut gegangen ist", blickt man schließlich zurück.
Auf einem Bildschirm wird ein Teaser zu dem deutschen Beitrag bei der Biennale Venedig 2020 gezeigt.
Der Beitrag des Teams "2038" bei der 17. Biennale Venedig besteht aus Filmen.© picture alliance/Carsten Koall/dpa
"Tatsächlich ist es uns möglich", so Grawert weiter, "den gesamten Pavillon, die gesamte akustische Ertüchtigung aus diesen Resten der anderen Pavillons zu machen. Was jetzt nicht nur eine schöne Erzählung ist, sondern was faktisch einfach auch toll funktioniert - wieder im Sinne dieses Zyklischen. Das heißt: Das Material kommt aus den anderen Pavillons."
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