Deutsche Zustände
Die Deutschen sind tolerant - das denken sie zumindest mehrheitlich von sich selbst. Dennoch belegen Untersuchungen: Die Toleranzschwelle gegenüber Minderheiten ist in letzten Jahren keineswegs gestiegen, im Gegenteil. Es gibt eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und die Abneigung zwischen Deutschen und Ausländern nimmt zu.
Minderheiten leben zunehmend am Rande der Gesellschaft, so das Urteil des Bielefelder Soziologen Wilhelm Heitmeyer, dessen Langzeitstudie "Deutsche Zustände" im Dezember mit einer weiteren Ausgabe ergänzt wird. Heitmeyer hatte bereits in den vergangenen Jahren einen gefährlichen Trend vor allem auch in der Mitte der Gesellschaft belegen können, etwa wenn rund 60 Prozent der Menschen sagten, in Deutschland lebten "zu viele Ausländer". Aber auch andere Minderheiten, wie etwa Homosexuelle oder Wohnungslose erleben noch immer Diskriminierung, sogar in Großstädten wie Berlin.