Deutsche Krebshilfe kritisiert Pläne zum Nichtraucherschutz

Die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Dagmar Schipanski, hat die Pläne von Union und SPD um ein gesetzliches Rauchverbot als nicht weit reichend genug kritisiert. Im Deutschlandradio Kultur sagte Schipanski, um die Raucherquoten in Deutschland zu senken, sei nicht nur ein Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden notwendig. Schipanski forderte die Regierung auf, sich auch für ein generelles Tabakwerbeverbot und die Bekämpfung des Tabakschmuggels einzusetzen.
Die Anhebung der Altergrenze bei der Abgabe von Zigaretten von 16 auf 18 bezeichnete Schipanski als "nicht adäquat". Das durchschnittliche Einstiegsalter beim Rauchen betrage in Deutschland 11,6 Jahre. Kinder und Jugendliche fänden also andere Wege, sich Zigaretten zu beschaffen. "Deshalb scheint mir eine Regelung von 16 auf 18 dem Problem überhaupt nicht angemessen", sagte Schipanski. "Solche einseitigen Maßnahmen nicht dazu angetan, um das generelle Problem bei uns zu lösen."

Die Unionspolitikerin begrüßte das Vorhaben, das Rauchen in allen öffentlichen Gebäuden zu untersagen. "Ich glaube, dass ein Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden wesentlich dazu beitragen wird, die Raucherquote bei uns zu senken. Wir sollten uns aber nicht nur überlegen, was wir tun müssen, sondern auch warum wir es machen müssen", sagte Schipanski weiter. Die Feinstaubbelastung in Räumen in denen geraucht werde übersteige zum Beispiel den Grenzwert für Smog erheblich. Diesem "freiwillig erzeugten Smog" würden Passivraucher dann ausgesetzt.

Die Krebshilfe-Präsidentin zeigte sich zuversichtlich, dass die Gesellschaft ein Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden akzeptieren werde, da sie sehr sensibilisiert sei. Über die Gefahren des Passivrauchens müsse dennoch weiter aufgeklärt werden. Die Politik müsse deshalb jetzt Verantwortung übernehmen auch gegenüber jenen Rauchern, die sich durch neue Regelungen diskriminiert fühlten, bekräftigte Schipanski: "Das ist klar, dass eine bestimmte Polarisierung mit dabei ist. Aber auf der anderen Seite stehen wir in der Politik auch in der Verantwortung für die Gesundheit des Volkes zu sorgen."

Dem Vorwurf, die Unionsfraktion im Bundestag würde ein fast unverändertes Papier der Zigarettenindustrie als Gesetzesvorschlag diskutieren, trat das Regierungsmitglied des Thüringer Landtags mit Nachdruck entgegen: "Ich kann mir das nicht vorstellen, dass das der Fall ist. Ich gehe davon aus, dass die Fraktion ein Papier berät, das sie selbst erarbeitet hat und dass sie damit auch entsprechend an die Öffentlichkeit gehen wird", sagte Schipanski. "Ich persönlich fühle mich nicht in den Fängen der Zigarettenindustrie."