Deutsche Hospiz Stiftung fordert zentrale Transplantationsbehörde

Eugen Brysch im Gespräch |
Der Geschäftsführer der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, hat das "Klein-Klein" der Länderpolitik bei Organtransplantationen kritisiert und die Einrichtung einer zentralen Behörde gefordert. Das geplante Mehr-Augen-Prinzip der Ärzte reiche nicht aus, sagte er.
Brysch bescheinigte der Politik mangelndes Verantwortungsbewusstsein im Zusammenhang mit Organtransplantationen: Die damit verbundenen Fragen könnten nicht an die Ärzte delegiert werden, da sie die Grundrechte und die Verfassung beträfen, sagte er.

"Wir brauchen ein Transplantationsrecht, mit dem der Staat seiner Verantwortung auch wirklich gerecht wird und sie nicht delegiert auf private Organisationen," lautete seine Kritik. Brysch forderte die Einrichtung einer zentralen Behörde für Organtransplantationen. Damit müssten das "Klein-Klein" der Länder beendet und die privaten Organisationen zurückdrängt werden.

Das für den Herbst geplante Mehr-Augen-Prinzip der Ärzteschaft sei nicht ausreichend, meinte er: "Wir brauchen externe Berater. Wir brauchen externe Ärzte und Juristen, die daran mitwirken."

Brysch kritisierte ferner Äußerungen von Gesundheitsminister Daniel Bahr nach härteren Strafen: "Also wenn der Bundesgesundheitsminister eine konsequente Durchsetzung des Strafrechts fordert, ( … ), dann erinnert mich das daran, dass vielleicht ein Alphatier auf einem Hügel trommelt, aber es keine Reaktion gibt."

Mit dem Straf- und Ordnungsrecht ließe sich in Deutschland schließlich kein Transplantationsrecht organisieren: "Dafür brauche ich ein aktives Sozialrecht und ein verfassungsgemäßes Verteilungsrecht." Diese Fragen müssten von der Politik beantwortet werden, weil die Menschen in Deutschland "hochgradig verunsichert" seien.

Das vollständige Gespräch mit Eugen Brysch können Sie mindestens bis zum 9.1.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

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