Bundesverfassungsgericht

Skepsis nach dem Kopftuch-Urteil

Eine junge Frau mit Kopftuch, die Klägerin, läuft am 24.09.2014 in Erfurt (Thüringen) am Behördenschild mit der Aufschrift "Bundesarbeitsgericht" vorbei.
Auch nach Urteil in Karlsruhe bleibt das Tragen von Kopftüchern umstritten © picture alliance / dpa / Martin Schutt
Seyran Ates im Gespräch mit Frank Meyer und Katja Schlesinger  · 13.03.2015
Die Frauenrechtlerin Seyran Ates beurteilt es kritisch, dass das Bundesverfassungsgericht das pauschale Kopftuchverbot für Lehrerinnen gekippt hat. Allerdings räumt sie auch ein: Grundsätzlich das Kopftuch zu verdammen, ist auch falsch.
"Ich finde, es ist leider ein bisschen kurzgedacht", sagte die Frauenrechtlerin Seyran Ates im Deutschlandradio Kultur über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, dass das pauschale Kopftuchverbot am Freitag gekippt hatte. Global betrachtet werde die Frau mit Kopftuch als "gottgefälligere" und "anständigere" Frau angesehen und damit positiv, sagte Ates. Die andere Frau ohne Kopftuch lebe moderner und freizügiger, werde aber negativer wahrgenommen. "Und wir haben noch so viele Frauen auf dieser Welt, die gezwungen werden das Kopftuch zu tragen"; sagte die deutsche Autorin türkisch-kurdischer Herkunft. Deshalb habe das Kopftuch nach wie vor eine "politische Bedeutung".
Sie stehe auf der Seite von Frauen, wenn sie freiwillig ein Kopftuch trügen und für die Demokratie einträten, sagte Ates. "Wie wollen wir das überprüfen", sagte sie. Es dürfe nicht vergessen werden, dass es feindliche Fronten gebe, nicht nur in der Türkei, sondern auch in Deutschland. Gerade in der Kopftuchfrage dürfe man heute in der globalisierten Welt nicht so beschränkt denken, sagte die Frauenrechtlerin.
"In meiner Einstellung zum Kopftuch bin ich auch in einem Wandel", räumte aber auch die Frauenrechtlerin ein. Sie sei nicht mehr so grundsätzlich gegen das Kopftuchtragen wie in der Vergangenheit, sondern sehe inzwischen auch, dass es eloquente Frauen und integre Menschen gebe, die das Kopftuch trügen. "Denn wir wissen, auch Frauen ohne Kopftuch werden unterdrückt", sagte sie. Es sei jetzt eine Herausforderung herauszufinden, wen man da tatsächlich vor sich habe.
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