Großes Ehrenwort?
Mehr Pünktlichkeit und Fahrgastzufriedenheit versprach die Deutsche Bahn bei ihrem Treffen mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Der Bundesrechnungshof hatte bei diesem Thema eine klare Botschaft an den Politiker.
Verspätungen sind ein regelmäßiges Ärgernis für viele Bahnkunden. Die Bahn gelobt immer wieder Besserung. Der Bund als Eigner will jetzt helfen, damit das wirklich klappt. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer setzte sich deswegen heute mit der Bahnspitze zusammen.
Agenda für eine bessere Bahn
Der Bahnvorstand habe bei dem Treffen eine Agenda für eine bessere Bahn vorgelegt, berichtet Nadine Lindner aus unserem Hauptstadtstudio in Berlin. Darin ginge es um mehr Pünktlichkeit, mehr Service und mehr Fahrgastzufriedenheit. Vor allem wolle man mehr Personal - Lokführer, Fahrdienstleiter und Instandhalter - einstellen:
"Das ist die Maßnahme, mit der das Papier eröffnet wird. Man stellt zusätzliches Personal ein in durchaus bemerkenswerten Größenordnungen: 22.000 Neueinstellungen im Jahr 2019 plus 24.000 Neueinstellungen, die im Jahr 2018 erfolgt sind. Das heißt, man baut massiv Personal auf. Es sind jetzt nicht nur zusätzliche Kräfte, sondern bei der Bahn gehen auch relativ viele Leute in Rente. Man muss das demografisch ausgleichen, aber ein paar neue Mitarbeiter kommen natürlich dazu."
Bei IT-Fachkräften oder Experten für die Bauplanung oder –ausführung konkurriere die Bahn auf dem "leergefegten Arbeitsmarkt" mit anderen Arbeitgebern aus der freien Wirtschaft oder aus dem Öffentlichen Dienst. Ein "kleiner Trumpf in der Hand" der Bahn sei aber der mit den Gewerkschaften neu ausgehandelte Tarifvertrag, der mehr Lohn und eine bessere Urlaubsregelung verspreche, sagt Lindner.
Im Teufelskreis
Mit deutlichen Worten beschreibt sie den Teufelskreis, in dem sich die Bahn befindet: "Das Netz ist marode, es muss gewartet, aber auch ausgebaut werden. Durch die Baumaßnahmen kommen mehr Verspätungen zustande."
Die Bahn benötige außerdem mehr Geld. Im Gespräch seien "ein- oder zweistellige Milliardenbeträge, die dort fehlen, die möglicherweise aus dem Bundeshaushalt in die Bahn fließen müssen".
"Rechte Hand weiß manchmal nicht, was die Linke tut"
Die Bahn habe außerdem ein Problem durch Doppelstrukturen:
"Bei der Bahnreform vor 25 Jahren hat man gesagt: Man möchte den Fern-, Nah- und Güterverkehr und auch den Netzbetrieb eigenständig organisieren. Und das führt dazu, dass man bei der Bahn Doppelstrukturen hat und auf Deutsch gesagt, die rechte Hand manchmal nicht weiß, was die Linke tut. Um das zu ändern muss man tief in die Gesetze eingreifen. Das ist ein langer politischer Prozess."
Bundesrechnungshof: Bahnreform gescheitert
Die Bahnreform vor 25 Jahren ist auch nach den Prüfungen des Bundesrechnungshofes gescheitert. Es sei kaum Verkehr auf die Schiene gewechselt und der Schuldenstand der Bahn liege bei 20 Milliarden Euro.
"Es ist nicht das erste Mal, dass der Bundesrechnungshof scharfe Kritik an der Bahn übt", sagt Lindner. Behördenchef Kay Scheller habe eine klare Botschaft an den Verkehrsminister gehabt: "Die Politik muss jetzt stärkere Steuerungswirkung bei der Bahn ausüben. Ohne die politische Aufsicht geht da gar nichts, sonst gäbe es zu viel Wildwuchs im Deutsche-Bahn-Konzern."
(cosa)