Deutsch lernen

Das Bilderbuchkino, der Hase und der Dinosaurier

Sprachförderung in einer Kindertagesstätte.
Bilder ansehen, Worte lernen: Sprachförderung in einer Kindertagesstätte. © Imago / Joker / Petra Steuer
Von Kemal Hür · 11.04.2016
In Berlin-Neukölln sprechen viele schulpflichtige Kinder oft kein oder nur sehr wenig Deutsch. Sie bekommen deswegen im regulären Unterricht wenig mit. Eine Initiative hilft, die Sprachlücke zu schließen - mit Bilderbüchern und ein wenig Kinoflair.
"Bilderbuchkino! Wie funktioniert das? Ich habe ein Bilderbuch. Das ist dieses hier. Und wenn wir es uns alle zusammen angucken wollten, dann würde man kaum erkennen, was darauf zu sehen ist."
Deswegen projiziert Mathias Neumann von der Bürgerstiftung Berlin die Bilder an die weiße Tafel. 20 Kinder sitzen in zwei Reihen und schauen sich das erste Bild an. Darauf zu sehen: ein kleiner Hase, der auf der Nase eines riesigen Dinosauriers sitzt. Die Zeichnung ist einem Bilderbuch entnommen. Der Text ist nicht zu sehen. Die Kinder sollen das Bild selbst beschreiben. Am Anfang melden sich nur zwei Jungen. Sie sind mit elf und 13 die Ältesten und sprechen schon gut Deutsch. Nach und nach aber machen immer mehr Kinder mit.
"Wir gucken uns mal das Titelbild dieses Buches an. Und wir schauen, was ist auf diesem Titelbild zu sehen? - Ein Hase. Was ist noch zu sehen? - Ein Dinosaurier. Wer von den beiden ist wohl der Sieger?"
In Berlin-Neukölln wächst der Bedarf an Rumänisch stark an. An der Hans-Fallada-Schule stammt jedes fünfte Kind aus Rumänien. Rumänischsprachige Mitarbeiterinnen helfen bereits bei der Sprachvermittlung. Das Bilderbuchkino will Schulleiter Carsten Paeprer als zusätzliche Ergänzung einsetzen.
"Die Situation, dass mal jemand von außen kommt, ist eine sehr bereichernde, weil meine Lehrkräfte sich auch mal zurücklehnen können und sehen, wie reagieren denn die Kinder darauf. Sonst sind sie immer in Aktion. Und so haben sie mal eine Situation: Mensch, so und so ist es. Da kann man noch einmal reflektieren, es für die eigene Arbeit natürlich auch übernehmen. Von daher ist es eine irre Bereicherung."

Konzept stammt aus der 70er-Reformpädagogik

Inzwischen ist auf der Leinwand der Hase in der Geisterbahn angekommen. Eine bilderreiche Stelle, um Vokabeln zu üben.
"Was ist zu sehen? Womit wird Angst gemacht? – Ein Skelett haben wir wieder. Was haben wir noch? – Schlange. – Fledermaus. – Noch was? – Eine Eule mit einem komischen Schwanz. Ein Mauseschwanz. – Ich sehe noch einen Knochen."
Das Bilderbuchkino bietet die Bürgerstiftung Berlin seit 2006 an. Die Methode, Bilder an die Wand zu projizieren und Geschichten nachzuerzählen, stammt aus der Reformpädagogik der 70er-Jahre. Als Bilderbuchkino modernisiert, wird es berlinweit an 40 Grundschulen und Kitas angeboten.
Der Bilderbuch-Geschichtenerzähler Mathias Neumann hat die Kinder in seinen Bann gezogen. Sie lernen neue deutsche Wörter, verfolgen die Abenteuer der Häsin Rosi, erzählen und spielen die Geschichte nach. Von der anfänglichen Zurückhaltung ist nichts mehr zu spüren.
"Der Hase wollte eigentlich noch das Monsterbuch zu Ende lesen, schläft aber ein. Und er träumt was. Das ist jetzt aber kein Alptraum mehr, sondern… Was ist das? Eine Hängematte. Sehr gut. Und das ist wirklich eine sehr schöne Vorstellung, dort jetzt zu landen. So, meine Lieben, das war es. Das war die Geschichte."
"Bei der Geschichte hat mir alles gefallen: der Hase, weil er gut angegriffen hat, dieser kleine Hase Rosi. Er hatte keine Angst."
"Ich mag das Buch, weil der Hase den Dinosaurier geküsst hat."
"Mit hat alles gefallen."
"Hat es euch gut gefallen?"
"Ja."
"Sagt ihr noch einmal vielen Dank?"
"Dankeschön."
"Sehr gerne, gerne wieder."
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