Deutsch-Französische Freundschaft

Der Wind weht gerade aus dem Westen

Hand in Hand am "Menschenfresserberg": Gemeinsam gedachten die Präsidenten Deutschlands und Frankreichs, Gauck und Hollande, im Elsass der Opfer des Ersten Weltkriegs.
Zwei Länder, viel Respekt voreinander: Die deutsch-französische Freundschaft ist auch 55 Jahre nach dem Elysée-Vertrag sehr stabil, sagt Frankreich-Experte Frank Baasner. © AFP PHOTO/POOL/CHRISTOPHE KARABA
Frank Baasner im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 22.01.2018
Vor 55 Jahren besiegelte der Elysée-Vertrag den Beginn der deutsch-französischen Freundschaft. Die Chancen für deren Fortbestand auf Augenhöhe stehen sehr gut, sagt der Direktor des Deutsch-Französischen Instituts, Frank Baasner, auch wenn Frankreich gerade politisch die Nase vorne habe.
Er gilt als Grundlage für die deutsch-französischen Beziehungen: der Elyséevertrag – vor 55 Jahren unterschrieben vom damaligen französischen Präsidenten Charles de Gaulle und seinem Amtskollegen Bundeskanzler Konrad Adenauer. Diese deutsch-französische Annäherung gilt als maßgeblicher Motor für die europäische Einigung und die Gründung der Europäischen Union.
"Keine anderen bilateralen Beziehungen weltweit haben diese Dichte und Tiefe", sagt Frank Baasner, Leiter des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg. In einer gemeinsame Resolution fordern die Abgeordneten beider Parlamente nun eine Erneuerung der deutsch-französischen Freundschaft.

Respekt und Bewunderung für den Nachbarn

Die Voraussetzungen dafür seien sehr gut, sagt der Romanist und Literaturwissenschaftler Baasner, denn: "Die Mehrheit der Franzosen hat ein sehr respektvolles, wenn nicht bewunderndes Verhältnis zu Deutschland – gerade aufgrund der Stabilität, gerade aufgrund der Unaufgeregtheit, mit der Politik gemacht wird."
Deshalb sei es für viele Franzosen derzeit schwer nachvollziehbar, warum es "diesmal nicht so recht klappt" mit der Regierungsbildung. "Das irritiert die Franzosen sehr – sowohl die politisch denkenden als auch die Bürger. Und die erwarten jetzt schon, dass möglichst schnell eine Regierung zustande kommt, mit der dann auch etwas gemacht werden kann."
Baasner hält es für den natürlichen Lauf der Dinge, dass in der EU derzeit gerade Frankreich die Nase vorne hat. Nach einer Reihe eher schwacher Präsidenten, wehe nun der Wind aus dem Westen – eine "Wetterveränderung", die Europa durchaus gut tue. Es seit gut, "wenn einer voran gehe".
(mkn)
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