Deutsch-amerikanische Jazz-Freundschaft

Von Kerstin Zilm |
Zur Feier der Ankunft der ersten deutschen Siedler in Amerika im Oktober 1608 bekamen die Gäste des Goethe-Instituts von Los Angeles einen ganz besonderen Leckerbissen präsentiert: Pianist Markus Burger intonierte das vom deutschen Generalkonsulat in Los Angeles in Auftrag gegebene Stück zur 400 Jahrfeier. Burger präsentierte es mit seiner Band, der North Atlantic Jazz Alliance, die aus deutschen und amerikanischen Musikern besteht.
Markus Burger hatte einige Ideen, wie er Erfahrungen aus seinem eigenen Leben zwischen den Welten "Deutschland" und "USA" in Musik umsetzen könnte.

Der aus einem Weindorf an der Mosel stammende Pianist, Komponist und Produzent unterrichtet an einer Hochschule im Süden von Los Angeles. Mit seiner Frau und zwei Töchtern lebt er teilweise in Kalifornien, teilweise in Europa.

"Dann hab ich mich wochenlang mit diesem Thema beschäftigt und musste etwas schreiben, was so deutsche Kopfigkeit verbindet mit amerikanischem Groove."

Für Burger war es naheliegend, diese Komposition von einer Band spielen zu lassen, die die deutsch-amerikanische Freundschaft ganz konkret feiert, wann immer sie zusammenkommt - die von Markus Burger zusammen mit seinem Kollegen und Trompeter Jim Linahon mit Unterstützung des Goethe-Instituts im Jahr 2005 gegründete "North Atlantic Jazz Alliance" - NAJA.

NAJA - das ist eine einzigartige Band, in der erstklassige Jazz-Musiker aus Deutschland und den USA regelmäßig zusammenspielen. Am Bass: der 69-jährige Marshall Hawkins, Leiter des Jazzinstituts Idyllwild, der unter anderen mit Miles Davis tourte.

"Es ist für mich etwas sehr besonderes, weil mir immer klar war, dass Jazz eine Kunstform ist, die alle Kulturen der Welt anspricht. NAJA ist eine fröhliche Jazz-Band mit unterschiedlichen Akzenten. Es ist eine unglaubliche Band und ich hoffe, sie bringt es noch weit."

Gesang: der international mit eigenen CDs und anderen Projekten sehr erfolgreiche Michael Schiefel, Professor für Jazz-Gesang an der Frank Liszt Hochschule für Musik in Weimar, jüngster Musikprofessor Deutschlands mit unerschrockener Freude am Experimentieren mit modernster Technologie und der eigenen Stimme:

"Ich finde es wundervoll, dass Amerikaner und Deutsche zusammen spielen und die Mischung ist sehr gelungen, sowohl musikalisch als auch menschlich. Ich mag die Band sehr."

Am Schlagzeug: Paul Kreibich, der unter anderen mit Ray Charles auf Tournee war und an seinen deutschen Kollegen besonders deren gute Ausbildung schätzt:

"Sie kennen klassische Musik, kennen Musik, komponieren selbst. Wer mit diesem Fundament zum Jazz kommt, entwickelt etwas sehr Gutes. Deutsche haben gute Voraussetzungen für Jazz."

An der Trompete NAJA-Mitbegründer Jim Linahon. Der Musiker, Komponist und Produzent arbeitete mit Künstlern wie Frank Sinatra und Ella Fitzgerald zusammen. Neben den hohen Ansprüche der Band schätzt er deren menschliche Qualitäten:

"Bei anderen Band geht jeder meist seiner eigenen Wege, sobald man frei hat. Wir wollen immer zusammen etwas unternehmen, als ob keiner ohne den anderen sein möchte. Wir sind eine Art Familie geworden."

Am Saxophon eigentlich Jan von Klewitz aus Deutschland, in diesem Fall ersetzt durch Peter Weniger aus Berlin. Der international gefeierte Musiker fühlte sich sofort wohl unter den Kollegen

"Dann trifft man sich und eigentlich geht es dann nur noch darum, wann fängt einer an, den ersten Witz zu erzählen und dann ist das Eis gebrochen. Da ist auch egal, ob dann ein F zu einem Fis wird oder ein E zu einem Es. Nach dem Motto 'Was ist ein Halbton unter Freunden?'"

Den Musikern merkt man an, dass sie große Freude dabei haben, miteinander zu spielen, einander Platz zum Improvisieren geben und sich gegenseitig ermuntern, ihr Solo auszudehnen.

Markus Burger: "Egal, ob wir aus Deutschland kommen oder aus den USA: Wir sprechen einfach eine gemeinsame Sprache."

Was im Oktober 2005 mit einer Art Jam Session im Goethe-Institut von Los Angeles begann, wurde eine musikalische Brücke zwischen Berlin und Kalifornien.

Bernd Designer, Leiter des L.A. - Goethe-Instituts ist stolz, Geburtshelfer dieses einzigartigen transatlantischen Bündnisses zu sein.

"Ich glaube, es kommen wirklich deutsche Jazz-Perspektiven und kalifornisches Lebensgefühl zusammen. Und ich glaube, Exzellenzen von beiden Seiten des Teichs kommen in kongenialer Weise zusammen."